Die israelische Armee hat erklärt, bei einem massiven Luftangriff auf den Iran über 120 Abschussanlagen für Boden-Boden-Raketen zerstört zu haben. Brigadegeneral Effie Defrin sprach von einem „Drittel der iranischen Kapazitäten“. Eingesetzt wurden demnach mehr als 50 Kampfflugzeuge. Ziel sei es gewesen, das iranische Raketenarsenal entscheidend zu schwächen und das iranische Atomprogramm zu bremsen.
Iranische Medien hingegen berichten von erheblichen zivilen Schäden. So soll ein Krankenhaus in der Stadt Kermanschah schwer getroffen worden sein. Bilder zeigen zerstörte Krankenzimmer, verletzte Patienten und beschädigte medizinische Ausrüstung. Unabhängige Bestätigungen für die Zerstörung von Raketenstellungen wie auch für die Schäden an der Klinik liegen bislang nicht vor.
Der Angriff war eine Reaktion auf iranische Drohnen- und Raketenangriffe auf Israel, die Teheran wiederum als Vergeltung für israelische Operationen gegen iranische Militäreinrichtungen wertet.
OZD - Stellungnahme:
Was wir derzeit erleben, ist eine militärische Eskalation ohne diplomatischen Halteseil. Die Zerstörung militärischer Infrastruktur im Iran mag Israel aus sicherheitspolitischer Sicht nachvollziehbar erscheinen – doch der Preis ist enorm. Sobald zivile Einrichtungen wie ein Krankenhaus getroffen werden, kippt jedes strategische Kalkül in moralische Fragwürdigkeit.
Israels Selbstverteidigungsrecht steht außer Zweifel. Doch: Militärische Stärke ohne politische Perspektive verstärkt nicht Sicherheit, sondern Unsicherheit – für beide Seiten. Die jüngsten Angriffe zeigen, dass die Schwelle zur direkten Konfrontation zwischen zwei Staaten, die sich bisher über Stellvertreterkrieg und Geheimoperationen bekriegten, längst überschritten ist.
Zugleich offenbart sich ein altes Muster: Die internationale Gemeinschaft sieht weitgehend zu, während eine der gefährlichsten Regionen der Welt weiter destabilisiert wird – mit potenziellen Auswirkungen weit über den Nahen Osten hinaus.
Ausblick:
Ein Drittel der iranischen Raketenstellungen mag zerstört sein – doch der Konflikt ist weit entfernt von einer Lösung. Beide Seiten stehen am Rande eines offenen Krieges. Ohne diplomatische Rückkopplung, etwa durch Vermittlung der UN, der EU oder regionaler Akteure wie der Türkei oder Katar, wird sich diese Eskalationsspirale weiterdrehen.
Der Iran dürfte auf militärische Verluste mit weiteren Vergeltungsaktionen reagieren. Israel wiederum wird nicht zögern, präventiv zuzuschlagen – insbesondere im Kontext des Atomstreits. Dass bei dieser Logik des „schnelleren Schlags“ auch Kliniken oder zivile Strukturen zu Kollateralschäden werden, ist ein humanitäres und völkerrechtliches Desaster.
Eines ist klar: Wer Atomanlagen angreift, riskiert mehr als Raketen – er spielt mit dem Feuer auf globalem Niveau. Was fehlt, ist nicht Feuerkraft, sondern eine Vision für Deeskalation, Sicherheit und politische Verhandlung. Diese aber scheint derzeit auf keiner Seite ernsthaft verfolgt zu werden.
OZD
Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP