Trotz der militärischen Eskalation zwischen Israel und dem Iran sind die Ölpreise am Montag leicht gesunken. Ein Barrel Brent-Öl kostete rund 73,50 Euro – etwa ein Prozent weniger als am Freitag. Auch der Preis der US-Sorte WTI ging zurück.
Zuvor hatten massive israelische Luftangriffe auf iranische Atomanlagen und militärische Einrichtungen sowie Raketenangriffe des Iran auf Israel die Preise deutlich steigen lassen. Die aktuelle Beruhigung wird vor allem damit erklärt, dass sich der Konflikt bislang nicht regional ausweitet und auch keine Öl-Infrastruktur getroffen wurde.
Analysten verweisen insbesondere auf die ungestörte Passage durch die Straße von Hormus – durch die etwa ein Fünftel des weltweiten Ölhandels läuft – und die zurückhaltende Haltung der USA. Präsident Trump hatte beide Seiten zu Zurückhaltung aufgerufen.
Kommentar:
Dass der Ölpreis trotz dieser Eskalation nicht durch die Decke geht, ist kein Zeichen für Entspannung – sondern für das Funktionieren geopolitischer Abschreckung. Israel bombardiert militärische Ziele, nicht aber Irans Ölanlagen. Der Iran hält trotz aller Vergeltungsschläge den Schifffahrtsweg offen. Und die USA schauen zu – mit einem klaren wirtschaftspolitischen Kalkül.
Donald Trumps auffällig lauter Wunsch nach „niedrigen Ölpreisen“ dürfte dabei durchaus ernst zu nehmen sein. Für ihn ist Energiepolitik vor allem Innenpolitik: Ein steigender Ölpreis schadet seiner ökonomischen Erfolgsbilanz, erschwert die Inflationseindämmung und wirkt als zusätzlicher Belastungsfaktor im Wahlkampf.
Dass nun Analysten spekulieren, Israel zögere aus Rücksicht auf Trumps Preiswünsche, zeigt, wie stark Wirtschaft und Krieg mittlerweile ineinandergreifen. Es ist keine Friedensdividende, die hier wirkt – es ist Interessenmanagement.
Ausblick:
Die aktuellen Preisbewegungen zeigen: Der Ölmarkt ist nervös, aber nicht panisch. Noch. Das aber kann sich rasch ändern. Sollte die Straße von Hormus blockiert werden oder eine der Parteien die Energie-Infrastruktur direkt angreifen, wären die Auswirkungen auf den Weltmarkt drastisch. Und dann könnten politische Rücksichten sekundär werden.
Der relative Preisrückgang sollte also nicht überinterpretiert werden. Die geopolitische Lage bleibt hochbrisant – und eine Eskalation kann jederzeit wirtschaftliche Schockwellen auslösen.
Dass der Ölpreis aktuell leicht fällt, hat mehr mit politischem Stillhalten als mit echter Stabilität zu tun. Und das wiederum ist ein sehr fragiles Gleichgewicht.
OZD
Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP