Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich am Montag in zwei bedeutenden Telefonaten mit dem iranischen Präsidenten Massud Peseschkian und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin als Vermittler zwischen Israel und dem Iran angeboten. Ziel sei ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen sowie eine Wiederaufnahme der Gespräche über das iranische Atomprogramm. Erdogan betonte laut Angaben seines Büros, dass die Türkei bereit sei, eine aktive Rolle in der Vermittlung zu übernehmen. Gleichzeitig warf er Israel vor, mit seinen militärischen Angriffen auf den Iran die Stabilität der gesamten Region zu gefährden. Der jüngste israelische Angriff hatte militärische Ziele sowie Atomanlagen getroffen und mehrere iranische Offiziere getötet. Der Iran reagierte mit massiven Vergeltungsangriffen.
Zusammenfassend:
Erdogan nutzt die aktuelle Eskalation zwischen Israel und dem Iran, um sich als Vermittler mit internationaler Bedeutung zu positionieren. Mit seiner doppelten Gesprächsstrategie – einerseits mit dem Iran, andererseits mit Russland – versucht er, eine diplomatische Allianz zur Deeskalation zu schmieden. Seine scharfe Kritik an der israelischen Regierung zeigt zugleich, dass sich die Türkei zunehmend als Gegenpol zu Israel auf der regionalpolitischen Bühne präsentiert. Die Rolle als Vermittler verfolgt Erdogan bereits seit dem Ukraine-Krieg, wo er sich als neutraler Gesprächspartner ins Spiel brachte.
Deutend:
Die Vermittlungsinitiative Erdogans ist nicht nur Ausdruck außenpolitischer Ambitionen, sondern auch Teil einer strategischen Neupositionierung der Türkei in einem von Krisen geprägten Nahen Osten. Mit der Betonung auf Diplomatie und Verhandlungen spricht Erdogan sowohl internationale Akteure als auch eine regional orientierte Wählerschaft an. Seine Distanzierung von Israel, verbunden mit einem Schulterschluss mit dem Iran und Russland, signalisiert eine Verschiebung türkischer Prioritäten – weg von einer klaren Westbindung, hin zu einer eigenständigen Außenpolitik. Gleichzeitig wird Erdogans Haltung innenpolitisch wohlwollend aufgenommen, insbesondere von konservativ-islamischen Kreisen, die Israels Handeln seit Langem kritisieren.
OZD
Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP