Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen
QR-Code zu www.online-zeitung-deutschland.de

Wadephul in Kiew: "Putins Friedensworte sind blanker Hohn"

Bundesaußenminister Johann Wadephul ist nach Kiew gereist und hat der Ukraine neue militärische Hilfe und enge Rüstungskooperation versprochen – mit klarer Botschaft an den Kreml.

Mit eindringlichen Worten und konkreten Zusagen hat Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) der Ukraine bei seinem Besuch in Kiew am Montag den Rücken gestärkt. Gemeinsam mit Vertretern der deutschen Rüstungsindustrie sagte er bei einer Pressekonferenz mit seinem ukrainischen Amtskollegen Andrij Sybiha: „Für mich ist die Verteidigung der Ukraine die zentrale, die wichtigste Aufgabe Deutschlands und Europas.“

Wadephul versprach nicht nur fortgesetzte Waffenlieferungen, sondern auch eine engere rüstungsindustrielle Kooperation: Man wolle neue Joint Ventures zwischen deutschen Rüstungsfirmen und ukrainischen Partnern aufbauen, damit die Ukraine selbst mehr Waffen schneller produzieren könne. Besonders bei der Drohnentechnologie, in der die Ukraine zuletzt erhebliche Fortschritte erzielt habe, sehe man „beidseitige Chancen“. Die gemeinsame Rüstungszusammenarbeit sei ein „echter Trumpf“, betonte der Minister. „Mit eurem Ideenreichtum und euren Erfahrungen werden auch wir besser.“

Zentrales Anliegen Kiews ist die Verbesserung der Luftverteidigung. Wadephul versprach, sich in Berlin dafür einzusetzen, dass mehr Systeme geliefert werden. „Euer Bedarf ist enorm. Aber unsere Entschlossenheit ist es auch.“ Begleitet wurde der Besuch von Bildern schwerer Zerstörung: Der Minister legte Blumen an einer Gedenkstätte für gefallene ukrainische Soldaten nieder und besuchte ein zerstörtes Wohnhaus in Kiew.

Deutliche Worte fand Wadephul für den russischen Präsidenten Wladimir Putin: „Wenn Putin heute von Frieden spricht, ist das blanker Hohn. Seine angebliche Verhandlungsbereitschaft ist bisher nur Fassade.“ Russland wolle die Ukraine unterwerfen und gleichzeitig Europa destabilisieren. „Putin spekuliert darauf, dass unsere Aufmerksamkeit nachlässt – das wird ihm nicht gelingen.“

Sybiha dankte Deutschland ausdrücklich für die militärische Unterstützung, insbesondere für die Luftabwehr. Russlands jüngste Angriffswelle habe das Ziel, „Panik zu säen“. Dagegen helfe nur „Stärke“.

Russland hatte im Februar 2022 die Ukraine überfallen. Die jüngsten Verhandlungen, die unter Vermittlung von US-Präsident Donald Trump neu angestoßen worden waren, liegen nach neuen russischen Angriffen praktisch auf Eis. Wadephul erklärte dazu: „Erst wenn Russland einsieht, dass das Kalkül einer Eroberung scheitert, wird es echte Verhandlungen geben.“

OZD

OZD-Kommentar
Der Besuch von Außenminister Wadephul in Kiew ist mehr als nur ein politisches Ritual – er ist eine Kampfansage an Moskau und ein Aufruf an Europa, endlich die richtigen Lehren aus dem Krieg zu ziehen. Die neue Partnerschaft mit der ukrainischen Rüstungsindustrie ist nicht nur strategisch klug, sie ist überfällig. Doch Worte allein werden Putin nicht beeindrucken – nur Feuerkraft, Standhaftigkeit und echte Solidarität. Während in Berlin noch über weitere Patriot-Systeme diskutiert wird, sterben in Kiew weiter Menschen unter russischen Raketen. Wadephul hat Recht: Putin versteht nur Stärke. Und Europa darf sich keine Müdigkeit leisten – weder diplomatisch, noch militärisch. Jede Nachlässigkeit wird im Kreml als Einladung verstanden. Es ist Zeit, dass Europa nicht nur zusieht – sondern handelt. Jetzt.


OZD-Analyse

1. Inhalt und Ziel des Besuchs
a) Politische Unterstützung
– Wadephul bekräftigt Solidarität mit der Ukraine
– Verurteilung Putins als Aggressor ohne Friedensabsicht

b) Militärische Zusagen
– Mehr Waffenlieferungen angekündigt
– Zusätzliche Luftabwehrsysteme in Aussicht gestellt

2. Rüstungskooperation
a) Joint Ventures
– Aufbau gemeinsamer Produktionskapazitäten in der Ukraine
– Fokus auf Drohnen und moderne Verteidigungstechnik

b) Vorteile beider Seiten
– Ukrainische Innovationskraft trifft deutsche Industrie
– Selbstständigkeit der Ukraine wird gestärkt

3. Geopolitischer Kontext
a) Strategisches Signal
– Besuch als Reaktion auf neue russische Luftangriffe
– Russland soll wissen, dass Deutschland nicht wankt

b) Trump-Faktor
– Friedensverhandlungen unter Trump liegen faktisch auf Eis
– USA bombardierten iranische Ziele, Fokus verlagert sich

4. Symbolische Geste
a) Gedenken an Gefallene
– Wadephul besucht Gedenkstätte und zerstörte Wohnhäuser
– Ausdruck der Verbundenheit mit dem ukrainischen Volk

b) Diplomatische Botschaft
– „Unsere Aufmerksamkeit lässt nicht nach“ – klare Warnung an Moskau
– Wadephul tritt als entschlossener Vertreter einer wehrhaften Demokratie auf



Wer ist Johann Wadephul?
Johann David Wadephul ist ein deutscher Politiker der CDU und seit 2025 Bundesminister des Auswärtigen. Er gilt als transatlantisch geprägt und außenpolitisch scharf gegen Russland positioniert. Zuvor war er stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit Schwerpunkt Außen- und Sicherheitspolitik. Wadephul steht für eine harte Linie gegenüber autoritären Regimen und tritt für eine starke europäische Verteidigung ein.

Was ist ein Joint Venture in der Rüstungsindustrie?
Ein Joint Venture ist ein gemeinsames Unternehmen, das von zwei oder mehreren Partnern gegründet wird, um Ressourcen, Wissen oder Technologie zu teilen. In der Rüstungsindustrie bedeutet dies meist: eine internationale Zusammenarbeit zur Herstellung von Waffen oder militärischer Ausrüstung. Der Vorteil: Länder wie die Ukraine können schneller eigene Kapazitäten aufbauen – und sind weniger abhängig von ausländischer Hilfe.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.


ANZEIGE