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Trump-Zölle lösen Kaufrausch aus

Trumps Strafzölle wirken – doch anders als erwartet: US-Verbraucher kaufen Autos in Rekordtempo. Die Furcht vor Preissteigerungen lässt die Verkaufszahlen großer Hersteller sprunghaft ansteigen

Autohersteller in den USA melden Verkaufsboom – Furcht vor Trumps Zöllen treibt Kunden in die Autohäuser

Inmitten einer zunehmend protektionistischen Handelspolitik unter US-Präsident Donald Trump erleben große Autohersteller in den Vereinigten Staaten ein bemerkenswertes Absatzhoch. Im zweiten Quartal des Jahres verzeichneten Marken wie General Motors, Ford, Toyota, Honda, Hyundai und Kia spürbar gestiegene Verkaufszahlen. Auslöser der Entwicklung war offenkundig nicht etwa ein konjunktureller Aufschwung – sondern die Angst vor Preissteigerungen infolge von Trumps Strafzöllen.

Mit Wirkung zum April hatte Trump 25 Prozent Zoll auf importierte Fahrzeuge verhängt – ein Schritt, der die US-Autoindustrie als Kernsektor amerikanischer Wirtschaftsinteressen markieren sollte. Während diese Maßnahme weltweit für Kritik sorgte, nutzten viele US-Konsumenten die verbleibenden Wochen vor dem Inkrafttreten zur Flucht nach vorn: Sie kauften Autos – und zwar in Massen.

„Die Hersteller waren in der Lage, aus der durch die Zölle ausgelösten Angst Kapital zu schlagen, und das trieb die Verkäufe an, besonders zu Beginn des Quartals“, erklärte Garrett Nelson, Analyst beim Finanzdienstleister CFRA Research. Besonders stark sei der Absatz bei Modellen gewesen, deren Bestand noch aus Vor-Zoll-Importen stamme – sie gelten als letzte Gelegenheit zu „alten Preisen“.

Trotz der steigenden Nachfrage blieben größere Preissprünge bisher aus. Das liegt vor allem an prall gefüllten Lagerhallen: Die Händler haben noch reichlich Fahrzeuge im Bestand, die zu alten Konditionen eingeführt wurden. Doch das dürfte sich schon bald ändern. Experten gehen davon aus, dass spätestens in der zweiten Jahreshälfte deutliche Preisaufschläge folgen werden – dann nämlich, wenn die neuen Lieferungen mit Zöllen belegt sind.

Die aktuelle Entwicklung zeigt einmal mehr die paradoxen Effekte protektionistischer Wirtschaftspolitik: Was als Schutzmaßnahme für die heimische Industrie gedacht war, führt kurzfristig zu einem Konsumboom – der jedoch nicht von Dauer sein dürfte. Auch asiatische Hersteller profitieren, da sie im US-Markt stark vertreten sind und Teile ihrer Produktion bereits vor Ort haben.

OZD


OZD-Kommentar
Donald Trump hat mit seiner Zollpolitik einen Nerv getroffen – doch nicht unbedingt den gewünschten. Statt der erhofften Rückverlagerung von Produktionsstandorten in die USA erlebt Amerika derzeit eine Panik-Kaufwelle, die zeigt: Der Verbraucher denkt schneller als der Politiker. Wer sich heute ein Auto kauft, um morgen nicht draufzuzahlen, beweist wirtschaftlichen Instinkt – aber auch tiefes Misstrauen gegenüber politischen Entscheidungen.

Der kurzfristige Boom kaschiert jedoch ein strukturelles Problem. Denn die Zollschranken bedrohen auf lange Sicht die internationale Lieferkette und könnten die Preise massiv erhöhen – nicht nur für Autos, sondern auch für Ersatzteile, Zubehör und Dienstleistungen. Was jetzt noch als „kluge Vorverlagerung“ gefeiert wird, könnte schon bald als Konsumfalle enden.

Die US-Wirtschaft fährt derzeit mit hohem Tempo – doch das Steuer liegt in einer Hand, die gern abrupt bremst oder die Richtung ändert. Trumps Wirtschaftsagenda bleibt ein riskanter Kurs. Die Autobranche wird am Steuer nicht lange ruhig bleiben.


OZD-Analyse

1. Ursachen des Verkaufsbooms im zweiten Quartal
a) Zollangst: Die Ankündigung der Strafzölle erzeugte unmittelbare Kaufanreize.
b) Lagerbestände: Große Vorräte erlaubten Verkäufe zu „alten Preisen“.
c) Medienwirkung: Berichte über mögliche Preissteigerungen trieben viele Verbraucher zum sofortigen Kauf.

2. Folgen für Hersteller und Händler
a) Gewinnmaximierung kurzfristig – Die Autohersteller profitieren vom Konsumschub.
b) Leere Lager drohen – Nachschub unter Zölle fällt deutlich teurer aus.
c) Veränderte Nachfrage – Kunden bevorzugen jetzt schneller verfügbare Modelle.

3. Perspektiven für das zweite Halbjahr
a) Preisanstieg ab Herbst wahrscheinlich – Neue Importe unterliegen nun Zöllen.
b) Schwäche bei teuren Modellen möglich – Vor allem Luxusfahrzeuge könnten Absatzprobleme bekommen.
c) Druck auf ausländische Hersteller – Unternehmen mit US-Fertigung könnten bevorzugt werden.


Was ist CFRA Research?
CFRA Research ist eine US-amerikanische Finanzanalysefirma mit Sitz in New York. Sie bietet unabhängige Research-Dienstleistungen und Marktanalysen für Investoren, Banken und Unternehmen an. Besonders bekannt ist CFRA für Bewertungen im Bereich Aktien, Fonds, Sektorenanalysen und makroökonomische Einschätzungen.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.



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