Das psychische Wohlbefinden der Deutschen gibt Anlass zur Sorge. Nach aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) fühlten sich im Jahr 2024 rund 28,2 Prozent der Erwachsenen psychisch eher schlecht. Das bedeutet: Fast jeder Dritte in Deutschland ist von einer spürbaren psychischen Belastung betroffen.
Die Zahlen stammen aus der groß angelegten Studienreihe „Gesundheit in Deutschland“, bei der rund 47.000 Menschen ab 16 Jahren regelmäßig zu ihrem Gesundheitszustand befragt werden. Erstmals wurde dabei das psychische Wohlbefinden systematisch erfasst – mit einem deutlichen Ergebnis: Psychische Belastungen sind weit verbreitet und betreffen alle Altersgruppen und Gesellschaftsschichten.
Die wissenschaftliche Auswertung der Daten soll im Dezember im „Journal of Health Monitoring“ veröffentlicht werden. Schon jetzt machen die ersten Ergebnisse deutlich, wie wichtig Prävention, Aufklärung und niedrigschwellige Hilfsangebote für die psychische Gesundheit sind.ozd
OZD-Kommentar
Die RKI-Zahlen zeigen, dass psychische Belastungen längst kein Randphänomen mehr sind. Jeder Dritte fühlt sich seelisch angeschlagen – das ist ein gesellschaftliches Alarmsignal. Gerade in Zeiten von Stress, Unsicherheit und gesellschaftlichem Wandel braucht es mehr Aufmerksamkeit für die psychische Gesundheit und einen offenen Umgang mit dem Thema.
OZD-Analyse
Die Ergebnisse der RKI-Studie verdeutlichen, wie verbreitet psychische Belastungen in Deutschland sind. Besonders nach den Herausforderungen der letzten Jahre – von der Pandemie bis zu wirtschaftlichen Unsicherheiten – ist das seelische Wohlbefinden vieler Menschen angeschlagen. Politik und Gesellschaft sind gefordert, Präventionsangebote auszubauen und Betroffenen den Zugang zu Hilfe zu erleichtern.
Erklärungen
Der Anstieg psychischer Belastungen in Deutschland wird durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren beeinflusst.
Zu den wichtigsten gehören:
Arbeitsbezogene Faktoren:
Hohe Arbeitsintensität und Überstunden
Geringer Handlungsspielraum und wenig Einfluss auf Arbeitsabläufe
Schichtarbeit und atypische Arbeitszeiten
Arbeitsplatzunsicherheit und Angst vor Jobverlust
Ungleichgewicht zwischen Leistung und Anerkennung
Fehlende soziale Unterstützung durch Kollegen oder Vorgesetzte
Mobbing, Konflikte und aggressives Verhalten am Arbeitsplatz
Ständige Erreichbarkeit und Verschwimmen der Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit
Soziale und gesellschaftliche Faktoren:
Diskriminierung und soziale Benachteiligung
Belastende Lebensereignisse wie Trennung, Tod, Unfälle
Familiäre Probleme, z.B. psychische Erkrankungen oder Sucht in der Familie
Migrationserfahrungen und Fluchterlebnisse
Biologische und persönliche Faktoren:
Genetische Veranlagung und Gehirnchemie
Persönlichkeitsmerkmale (z.B. Resilienz, Stressanfälligkeit)
Vorhandensein körperlicher oder psychischer Erkrankungen
Diese Faktoren wirken häufig zusammen und verstärken sich gegenseitig. Besonders kritisch ist die Kombination aus hoher Arbeitsbelastung, geringer Kontrolle, fehlender sozialer Unterstützung und belastenden privaten Lebensumständen. Auch gesellschaftliche Entwicklungen wie Digitalisierung, Globalisierung und wirtschaftliche Krisen tragen dazu bei, dass psychische Belastungen zunehmen
Gesellschaftliche Trends und Veränderungen:
Zunahme atypischer Arbeitsverhältnisse (z.B. befristete Jobs, Leiharbeit)
Wirtschaftliche Unsicherheiten
Veränderte Kommunikationsformen (z.B. ständige Erreichbarkeit durch digitale Medien)
Robert-Koch-Institut (RKI): Zentrale Einrichtung der Bundesregierung für Krankheitsüberwachung und -prävention.
Psychisches Wohlbefinden: Subjektive Einschätzung des eigenen seelischen Zustands, beeinflusst durch Stress, Belastungen und Lebensumstände.
Journal of Health Monitoring: Wissenschaftliche Zeitschrift, in der aktuelle Gesundheitsdaten veröffentlicht werden.
Was ist das Robert-Koch-Institut (RKI)?
Das Robert-Koch-Institut (RKI) ist die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention. Es ist dem Bundesgesundheitsministerium unterstellt und erfasst regelmäßig Daten zur Gesundheit der Bevölkerung, darunter auch zur psychischen Verfassung.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild afp