In einem fast einstündigen Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und Kreml-Chef Wladimir Putin hat der russische Präsident nach Angaben aus Moskau seine kompromisslose Linie im Ukraine-Krieg bekräftigt. Russland werde seine „festgelegten Ziele“ nicht aufgeben, sagte Kreml-Berater Juri Uschakow am Donnerstag gegenüber Journalisten. Diese Ziele bestünden darin, „die Ursachen zu beseitigen, die zur aktuellen Lage geführt haben“. Die Botschaft an Trump: Russland will den Krieg nicht nur fortführen, sondern auch gewinnen – zu russischen Bedingungen.
Gleichzeitig signalisierte Putin demnach auch Verhandlungsbereitschaft. Russland sei offen für eine Fortsetzung des Dialogs mit der Ukraine, erklärte Uschakow. Schon jetzt sei man „bereit, den Verhandlungsprozess fortzusetzen“. Dass solche Gespräche bislang jedoch scheiterten, etwa in zwei erfolglosen Runden in Istanbul, machte Putin ebenfalls klar. Der Kreml verlangt weiterhin, dass Kiew die bereits 2014 annektierte Krim sowie vier weitere teils besetzte Gebiete an Russland abtritt und eine Nato-Mitgliedschaft dauerhaft ausschließt – Forderungen, die die Ukraine strikt ablehnt.
Neben dem Ukraine-Krieg sprachen die beiden Präsidenten laut Kreml auch über die angespannte Lage im Nahen Osten, insbesondere den Krieg zwischen Israel und dem Iran. Putin plädierte dabei für eine „ausschließlich politische und diplomatische Lösung“, so Uschakow weiter.
Überraschend äußerte sich der Kreml zudem zu wirtschaftlichen Gesprächsthemen des Telefonats. Beide Seiten hätten ihr „gegenseitiges Interesse“ an zukünftigen gemeinsamen Wirtschaftsprojekten bekräftigt, insbesondere in den Bereichen Energie und Weltraumforschung. Das Gespräch zwischen Putin und Trump war bereits das sechste seit Trumps Amtsantritt im Januar. ozd
OZD-Kommentar
Putins jüngste Aussagen sind mehr als nur eine diplomatische Floskel – sie sind eine Kampfansage. Wer nach diesem Telefonat von einem möglichen Waffenstillstand träumt, ignoriert die Realität: Russland will seine Kriegsziele um jeden Preis durchsetzen – notfalls über Jahre hinweg. Der vermeintliche Gesprächswille ist bloß Kulisse, solange die russischen Forderungen den vollständigen Bruch mit den Prinzipien der ukrainischen Souveränität bedeuten. Besonders alarmierend ist die neue wirtschaftliche Verbrüderung zwischen Moskau und Washington. Trump öffnet dem Kreml die Tür – nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich. Das wird nicht nur Kiew alarmieren, sondern auch Europas Hauptstädte.
OZD-Analyse
1. Putins zentrale Aussagen im Telefonat mit Trump:
a) Russland gibt seine Kriegsziele in der Ukraine nicht auf
– „Ursachen“ des Krieges sollen beseitigt werden
– Russische Bedingung: Gebietsabtretungen & Nato-Verzicht der Ukraine
b) Verhandlungsbereitschaft signalisiert
– Gespräche in Istanbul blieben bislang erfolglos
– Moskau spielt rhetorisch auf Zeit, bleibt aber unnachgiebig
2. Strategische Bedeutung des Gesprächs:
a) Trump als geopolitische Figur
– Bereits sechstes Gespräch seit Amtsantritt
– Fokus auf „offene“ Gesprächsatmosphäre, trotz drastischer Gegensätze
b) Wirtschaftliche Zusammenarbeit
– Energie- und Weltraumprojekte als neues Bindeglied
– Mögliche Rückkehr zur Politik der bilateralen Interessen
3. Globale Nebenbühne: Nahost-Konflikt:
a) Putin spricht sich für diplomatische Lösung im Iran-Israel-Konflikt aus
– Glaubwürdigkeit dieser Aussage jedoch umstritten
– Ziel: Profilierung als Vermittler trotz eigener Aggressionen
Wer ist Juri Uschakow?
Juri Wiktorowitsch Uschakow ist einer der engsten außenpolitischen Berater von Präsident Wladimir Putin. Der frühere russische Botschafter in den USA gilt als Architekt russischer Außenpolitik und ist oft Sprachrohr des Kremls bei strategischen Ankündigungen. Seine Äußerungen gelten als besonders zuverlässig in Bezug auf Putins tatsächliche Haltung.
Was ist das Ziel Russlands im Ukraine-Krieg?
Russland verfolgt im Ukraine-Krieg mehrere offiziell deklarierte Ziele: die „Entmilitarisierung“ und „Entnazifizierung“ der Ukraine, die Anerkennung der Annexion der Krim sowie der russischen Kontrolle über vier teils besetzte Regionen (Luhansk, Donezk, Cherson, Saporischschja). Darüber hinaus will Russland einen Nato-Beitritt der Ukraine dauerhaft verhindern. In Wahrheit geht es dem Kreml um eine geopolitische Neuordnung Osteuropas unter russischer Dominanz.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
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