Es ist ein Flammenmeer, das nicht weichen will: In der Gohrischheide an der Grenze zwischen Sachsen und Brandenburg tobt seit Dienstag ein massiver Waldbrand – mittlerweile brennen rund 2100 Hektar. Besonders auf sächsischer Seite bleibt die Lage kritisch. In der Ortschaft Jacobsthal schuften Feuerwehrleute mit schwerem Gerät, um Häuser mit Schutzstreifen zu umgeben. Evakuierungen sind längst im Gange – auch der Bahnhof Jacobsthal musste geräumt werden. Über 550 Einsatzkräfte sind mit 140 Fahrzeugen im Dauereinsatz, unterstützt von Löschhubschraubern der Bundeswehr, Wasserwerfern der Polizei und dem Technischen Hilfswerk. Doch der Wind ist unberechenbar – er frischt immer wieder auf, dreht plötzlich die Richtung, treibt die Flammen in neue Richtungen. Besonders gefährlich: Das Gelände ist munitionsbelastet, da sich hier früher ein Truppenübungsplatz befand. Bodentruppen dürfen vielerorts gar nicht löschen – es bleibt nur der Angriff aus der Luft oder aus gepanzerten Fahrzeugen. Während sich die Lage auf Brandenburger Seite stabilisiert, bleibt der Kampf in Sachsen dramatisch – und das Feuer ungebändigt.
OZD-Kommentar:
Dieses Feuer ist nicht nur eine Naturkatastrophe – es ist ein Spiegel unserer sicherheitspolitischen und ökologischen Blindheit. Jahrzehntelang lagerten Altlasten still und vergessen in der Erde, jetzt explodiert die Geschichte buchstäblich unter den Füßen der Feuerwehr. Die Munitionsbelastung macht den Brand nicht nur gefährlich, sondern fast unbeherrschbar. Und wieder einmal sind es die Einsatzkräfte, die unter Lebensgefahr retten müssen, was Politik und Planung versäumt haben. In Zeiten, in denen der Klimawandel längst kein Zukunftsszenario mehr ist, wirkt die mangelnde Prävention wie eine absurde Fahrlässigkeit. Evakuierte Dörfer, schweißnasse Retter, Wind als Gegner – und ein Feuer, das keine Gnade kennt. Wenn das kein Weckruf ist, was dann?
Lesermeinungen
"Ich bin erschüttert, dass so ein riesiger Brand mit Munitionsresten und ungeschützten Ortschaften überhaupt möglich ist. Das wirkt wie ein Szenario aus einem Katastrophenfilm – aber es ist Deutschland 2025." Maria B. aus Düsseldorf
"Respekt für die Helfer! Aber was ich mich frage: Warum war dieses Gebiet mit explosiven Altlasten nicht längst gesichert oder entschärft? Das ist grob fahrlässig." Heiner A. aus Wiesloch
"Schon wieder ein riesiger Waldbrand – und niemand redet laut über den Klimawandel. Wenn jetzt noch militärische Altlasten dazukommen, kann man sich nur noch auf die Feuerwehr verlassen." Theo W. aus Neuss
"Klar brennt es überall, solange man nicht die Kohlekraftwerke abschaltet, die keine CO2-Abscheideeinrichtung haben." Ariane B. aus Düsselsiorf
OZD-Analyse
Der Großbrand in der Gohrischheide stellt die Einsatzkräfte, die Behörden und die Bevölkerung gleichermaßen auf eine harte Probe. Mit über 2100 Hektar verbrannter Fläche handelt es sich um einen der verheerendsten Waldbrände in der Region seit Jahrzehnten. Die Ursachen für das unkontrollierte Ausbreiten des Feuers liegen nicht nur in der extremen Trockenheit und den Wetterbedingungen, sondern auch in strukturellen Problemen. Die Vegetation ist infolge des Klimawandels zunehmend anfälliger, der Waldzustand vielerorts schlecht – und die Windverhältnisse in der Region gelten als notorisch wechselhaft. Doch das eigentliche Problem liegt tiefer – im Boden. Die Gohrischheide war früher militärisches Sperrgebiet und Truppenübungsplatz. Die daraus resultierende Munitionsbelastung zwingt die Einsatzleitung dazu, auf riskante, aber indirekte Bekämpfungsmethoden zu setzen. Klassische Bodenbrandbekämpfung ist in weiten Teilen ausgeschlossen. Während auf der Brandenburger Seite zumindest ein Überspringen der Flammen verhindert wurde, bleibt Sachsen das Epizentrum des Infernos. Die Evakuierung von Orten wie Jacobsthal ist nicht nur ein logistisches Problem, sondern ein emotionaler Einschnitt für viele Anwohner. Die enorme Zahl von über 550 eingesetzten Kräften zeigt die Ernsthaftigkeit der Lage – doch wie lange kann dieser Einsatz durchgehalten werden, wenn der Wind nicht nachlässt? Zugleich wird deutlich, wie verwundbar Deutschland in Zeiten klimatischer Extreme und militärischer Altlasten ist. Die Lehren aus diesem Brand müssen nicht nur technische und organisatorische sein – sondern auch politische. Es braucht eine nachhaltige Sicherung gefährdeter Gebiete und eine konsequente Klimaanpassungsstrategie – sonst wird die Gohrischheide nicht der letzte brennende Weckruf bleiben.
Was ist die Gohrischheide?
Die Gohrischheide ist ein Landschaftsschutzgebiet an der Grenze zwischen Sachsen und Brandenburg. Es umfasst Wälder, Heideflächen und ehemalige militärische Übungsplätze, weshalb es teils stark munitionsbelastet ist. Die Region gilt als ökologisch sensibel und historisch belastet.
Was bedeutet Munitionsbelastung?
Munitionsbelastung beschreibt das Vorhandensein nicht geborgener Munition oder Sprengkörper in einem Gebiet – meist aus militärischer Nutzung. Sie erschwert Rettungseinsätze erheblich, da bei Hitze oder Erschütterung gefährliche Detonationen drohen. In Deutschland sind viele ehemalige Truppenübungsplätze bis heute davon betroffen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.