Doch ein Faktor bleibt ungewiss: die Rolle der USA unter Präsident Trump. Kanzler Merz sendet einen unmissverständlichen Appell.
Kommentar:
Europa rüstet sich – für den Frieden. Bei der zweitägigen Wiederaufbaukonferenz in Rom wurde deutlich: Die EU und ihre Mitgliedstaaten wollen Verantwortung übernehmen, nicht nur im Wiederaufbau der Ukraine, sondern auch in der geopolitischen Führung. Mit dem neuen 2,3-Milliarden-Euro-Paket zeigt Brüssel Entschlossenheit – und realistische Zielsetzung. Denn dass öffentliche Mittel allein nicht reichen werden, ist eine nüchterne, aber wichtige Erkenntnis. Privates Kapital soll folgen – flankiert von Garantien, Fonds und politischer Stabilität.
Kanzler Friedrich Merz, erstmals als Regierungschef international im Rampenlicht, vermittelt Bodenständigkeit und Klartext: Die Ukraine brauche nicht nur Geld, sondern Strukturreformen, eine klare EU-Perspektive und vor allem Sicherheit. Gleichzeitig richtet sich sein Blick gen Westen – und wird dabei auffallend dringlich: Sein Appell an US-Präsident Donald Trump, an der Seite der Europäer zu bleiben, ist mehr als diplomatische Floskel – es ist eine existenzielle Mahnung.
Denn die USA, einst Hauptstütze der ukrainischen Verteidigung, haben sich unter Trump spürbar zurückgezogen. Direkte Gespräche mit Russland, zaghafte Waffenlieferungen, außenpolitische Irritationen: Europa muss sich fragen, ob es langfristig auf Washington zählen kann – oder ob es sich militärisch und wirtschaftlich eigenständiger aufstellen muss.
Der Kontrast könnte größer kaum sein: Während Selenskyj in Rom eindringlich warnt, dass Russland nicht nach Frieden strebe und erneut ganze Städte in der Ukraine in Schutt legt, mahnt Merz in Richtung Moskau: „Wir geben nicht auf.“ Es ist ein Satz mit Gewicht – nicht nur an Putin, sondern auch an die zögernden Partner innerhalb Europas. Noch blockiert die Slowakei das 18. EU-Sanktionspaket. Merz spricht es offen an – das ist richtig, denn halbherzige Einigkeit stärkt nur den Aggressor.
Was bleibt? Ein Treffen, das Hoffnung macht – aber auch zeigt, wie viel Ungewissheit über der Ukraine-Frage liegt. Geld ist da, der politische Wille auch. Doch Frieden braucht mehr als Mittel und Pläne – er braucht verlässliche Partner. Ob Trump dazugehört, ist derzeit alles andere als sicher.
OZD
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Bild: AFP