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Bahn-Fiasko am Königssee: Loch wütent und Spies bleibt ruhig

Rodelstar Felix Loch hat kein Verständnis für das wiederholte Aus seiner Heimbahn am Königssee. Die Olympia-Vorbereitung gerät ins Wanken – während Bob-Bundestrainer Spies gelassen bleibt.

Das Aus für die Heimrennen am Königssee trifft die Kufensportwelt ins Mark – und hat bei Rodel-Ikone Felix Loch eine Welle der Fassungslosigkeit ausgelöst. Der dreifache Olympiasieger reagierte mit scharfer Kritik auf die überraschende Mitteilung des Bob- und Schlittenverbands für Deutschland (BSD), dass die traditionsreiche Kunsteisbahn auch im fünften Winter in Folge nicht genutzt werden kann. Besonders bitter für Loch: Die Bahn sollte im Januar 2025 wiedereröffnet werden – doch erneut machen Verzögerungen beim Wiederaufbau diesen Plan zunichte.

„Ich finde es nicht nachvollziehbar, dass wir es in vier Jahren nicht schaffen, eine teilweise kaputte Bahn wieder aufzubauen – und in Italien bauen sie eine komplett neue in eineinhalb Jahren“, sagte der Berchtesgadener dem SID. In einem emotionalen Instagram-Statement sprach Loch sogar von „Wahnsinn“ und „unglaublich bitteren Nachrichten“. Die Enttäuschung trifft ihn nicht nur persönlich, sondern vor allem im Hinblick auf den Nachwuchs: „Keine aufmunternden Worte für die Kleinsten, die am meisten darunter leiden“, kritisierte er in Richtung Verband.

Hintergrund der erneuten Verschiebung ist ein technisches Problem: Bei einer TÜV-Überprüfung wurde festgestellt, dass auch die Kältemittelfernleitung im unteren Bahnbereich defekt ist und ausgetauscht werden muss. Damit wird die Rückkehr des Weltcups an den Königssee um mindestens ein weiteres Jahr verzögert. Neben dem Rennrodel-Weltcup betrifft dies auch das für März geplante Bob- und Skeleton-Weltcupfinale – beide Veranstaltungen müssen verlegt werden.

Während Loch die Olympia-Vorbereitung für die Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina nun in Gefahr sieht, reagierte Bob-Bundestrainer René Spies deutlich entspannter: „Wir haben Königssee in diesem Jahr schon ausgespart, im Wissen, dass immer etwas passieren kann“, sagte er. Für die Verlegung der Wettkämpfe sieht Spies vor allem zwei Optionen: Winterberg oder Innsbruck-Igls. Beide Orte seien logistisch machbar – aber eben kein Ersatz für den Mythos Königssee.
OZD



OZD-Kommentar:
Was sich am Königssee abspielt, ist ein sportpolitisches Armutszeugnis. Wenn ein Weltverband über Jahre hinweg verspricht, eine der renommiertesten Bahnen des Kufensports zu sanieren – und es dann nicht einmal schafft, grundlegende Baupläne einzuhalten, darf sich niemand über wütende Reaktionen wundern. Felix Loch hat jedes Recht, empört zu sein: als Athlet, als Lokalmatador, als Identifikationsfigur. Die Frage, warum in Italien innerhalb von 18 Monaten eine Olympiabahn entsteht, während in Bayern vier Jahre für einen Wiederaufbau nicht ausreichen, drängt sich auf.
Noch schlimmer ist aber der emotionale Schaden: Der Nachwuchs verliert Vertrauen, Perspektive – und die Möglichkeit, im eigenen Tal auf Weltklasseniveau zu trainieren. Wer jetzt noch beschwichtigt, ignoriert den Ernst der Lage. Der Königssee darf nicht zum Symbol des Versagens werden – er muss ein Weckruf sein.



Lesermeinungen
„Loch spricht aus, was viele denken – das ist ein Trauerspiel erster Klasse!“ Ole Bonn
„Unfassbar, wie man so eine Bahn so lange brachliegen lässt. Politik und Verband versagen auf ganzer Linie.“ Rikar Lewe 
„Spies mag das locker sehen – aber für den Nachwuchs ist das eine Katastrophe.“ hansi 


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OZD-Analyse

1. Technische Probleme und Projektverzögerung
– Die Bahn am Königssee ist seit 2021 außer Betrieb, nach schweren Sturmschäden.
– Ursprünglich geplante Wiedereröffnung: Winter 2025.
– TÜV-Überprüfung deckte neue Schäden auf: Kältemittelleitung muss erneuert werden.

2. Reaktionen der Sportverantwortlichen
a) Felix Loch –
– Klare Kritik an der Projektplanung und Bauverzögerung.
– Emotionales Statement auf Instagram – auch im Namen des Nachwuchses.
– Sieht Vorbereitung auf Olympia 2026 massiv beeinträchtigt.
b) René Spies –
– Reagiert gelassen, hatte mit Verzögerung gerechnet.
– Weltcup-Verlegung wahrscheinlich nach Winterberg oder Innsbruck.

3. Bedeutung der Bahn für den deutschen Kufensport
a) Symbolischer Wert –
– Älteste Kunsteisbahn der Welt, Standort von Weltcups, Weltmeisterschaften.
– Heimat vieler deutscher Medaillengewinner, Identifikationsort.
b) Nachwuchsarbeit gefährdet –
– Kinder und Jugendliche können weiterhin nicht vor Ort trainieren.
– Talentförderung leidet, Perspektivverlust droht.



Wer ist Felix Loch?
Felix Loch, geboren am 24. Juli 1989 in Sonneberg, ist einer der erfolgreichsten Rennrodler aller Zeiten. Mit drei Olympiasiegen und 13 Weltmeistertiteln ist der Bayer das Aushängeschild des deutschen Kufensports. Seit vielen Jahren startet er für den RC Berchtesgaden und ist eng mit der Bahn am Königssee verbunden. Loch gilt als analytisch denkender, ehrgeiziger Athlet, der auch abseits der Eisrinne seine Stimme erhebt – vor allem, wenn es um den Schutz und die Förderung seines Sports geht.

Was ist die Kunsteisbahn Königssee?
Die Kunsteisbahn am Königssee ist die älteste künstlich gekühlte Rodel- und Bobbahn der Welt. Sie wurde 1968 eröffnet und entwickelte sich schnell zu einem der bedeutendsten Zentren des Kufensports. Zahlreiche Weltcups und internationale Meisterschaften fanden dort statt. Nach einem schweren Unwetter 2021 wurde die Bahn stark beschädigt. Der Wiederaufbau stockt seither – aus finanziellen, politischen und technischen Gründen. Der Königssee steht symbolisch für Tradition, Erfolg und Nachwuchsförderung im deutschen Wintersport.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.



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