Kurz vor seinem geplanten Gipfeltreffen mit US-Präsident Donald Trump hat Russlands Staatschef Wladimir Putin in Telefonaten mit Chinas Präsident Xi Jinping und Indiens Premierminister Narendra Modi demonstrativ Rückhalt aus Asien gesucht. Nach Angaben des Kremls bekräftigte Xi seine Unterstützung für eine „langfristige Lösung“ im Ukraine-Krieg und zeigte sich erfreut, dass Moskau und Washington „den Kontakt aufrechterhalten, ihre Beziehungen verbessern und eine politische Lösung fördern“.
Putin informierte Xi über die wichtigsten Ergebnisse seines Gesprächs mit dem US-Sonderbeauftragten Steve Witkoff am 6. August. Auch mit Modi sprach Putin ausführlich – dieser dankte dem Kremlchef für die „Informationen zu den neuesten Entwicklungen“ in der Ukraine. Über konkrete Inhalte wurde jedoch nichts bekannt.
Die diplomatische Offensive kommt nur Stunden vor Ablauf eines von Trump gesetzten Zehn-Tages-Ultimatums, das Moskau zum Ende seiner Angriffe auf die Ukraine auffordert. Ob die Frist trotz des bevorstehenden Treffens noch gilt, ließ Trump offen: „Das liegt ganz bei ihm. Wir werden sehen, was er zu sagen hat.“
Zwischen Moskau und Neu-Delhi gibt es enge wirtschaftliche Verflechtungen. Indien kauft große Mengen russischen Erdöls, Russland liefert im Gegenzug Waffen. Am Donnerstag hatten beide Länder gemeinsam neue US-Strafzölle auf indische Waren verurteilt. Auch zwischen Moskau und Peking haben sich die strategischen Beziehungen in den vergangenen Jahren massiv vertieft – zum Ärger westlicher Staaten, die China vorwerfen, Russland im Krieg indirekt zu unterstützen.
Das Treffen zwischen Trump und Putin, das auf Vorschlag der US-Regierung „in den kommenden Tagen“ stattfinden soll, wäre das erste persönliche Gespräch der beiden Staatschefs seit sechs Jahren. Im Wahlkampf hatte Trump mehrfach angekündigt, den Krieg in der Ukraine „innerhalb von 24 Stunden“ beenden zu können – greifbare Fortschritte blieben bislang jedoch aus.
OZD
OZD-Kommentar:
Putin spielt das Spiel der großen Bühne meisterhaft: Während der Westen auf Trumps Ultimatum starrt, baut der Kremlchef still und leise eine Gegenmacht mit China und Indien auf. Für Trump ist das eine klare Botschaft – er wird es nicht mit einem isolierten Russland zu tun haben, sondern mit einem Netzwerk mächtiger Partner, die bereit sind, Washingtons Druck zu kontern. Das Risiko: Die Fronten könnten sich vor dem Gipfel sogar noch verhärten, und statt eines Durchbruchs droht eine neue Blockbildung, die jede Friedenslösung weiter entfernt.
Lesermeinungen:
„Putin weiß genau, wie er vor einem großen Treffen Stärke demonstriert.“
„Trump wird schwer verhandeln können, wenn Xi und Modi hinter Putin stehen.“
„Das sieht eher nach Vorbereitung auf einen neuen Kalten Krieg aus.“
OZD-Analyse:
1. Politische Signalwirkung
a) Putin zeigt dem Westen, dass Russland keine diplomatische Insel ist –
b) Rückendeckung von China und Indien stärkt Moskaus Verhandlungsposition –
c) Trump muss sich auf ein Dreier-Bündnis einstellen.
2. Wirtschaftliche Interessen
a) Indien bleibt Abnehmer von russischem Öl trotz westlicher Sanktionen –
b) China profitiert von günstigen Energieimporten –
c) Gemeinsame Ablehnung neuer US-Zölle als wirtschaftliche Kampfansage.
3. Strategische Risiken
a) Gefahr einer Verfestigung globaler Lagerbildung –
b) Trump könnte zu noch härteren Sanktionen greifen –
c) Friedensgespräche könnten als Machtdemonstrationen enden.
Wer ist Steve Witkoff?
Steve Witkoff ist ein US-Immobilienunternehmer und enger Vertrauter von Donald Trump. Seit Trumps zweiter Amtszeit wirkt er als inoffizieller Sondergesandter in internationalen Konfliktfragen und pflegt persönliche Kontakte zu politischen Führern, darunter auch Wladimir Putin.
Was ist das Trump-Ultimatum?
Am 30. Juli setzte Trump Russland eine Frist von zehn Tagen, die Angriffe auf die Ukraine zu beenden. Nach Ablauf drohen verschärfte Sanktionen. Das Ultimatum gilt als Test seiner Entschlossenheit und als Signal an die NATO-Partner.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.