Bayern Münchens Präsident Herbert Hainer hat vor dem Bundesliga-Auftakt gegen RB Leipzig die Transferpolitik des Rekordmeisters mit Leihspielern verteidigt. „Wir sind vorsichtige Kaufleute. Wir wollen auf der einen Seite natürlich den maximalen sportlichen Erfolg, aber der FC Bayern ist auch bekannt dafür, dass er wirtschaftlich unheimlich stabil ist. Wir glauben, dass wir das mit einem Leihspieler gut abdecken können“, erklärte Hainer am Freitagabend.
Hintergrund sind Aussagen von Ehrenpräsident Uli Hoeneß, der in dieser Woche für Aufsehen gesorgt hatte. Er hatte der sportlichen Führung klare Vorgaben gemacht, wonach bis zum Ende der Transferphase am 1. September nur noch Leihgeschäfte abgeschlossen werden sollen. Dies sei jedoch „mit dem Aufsichtsrat abgestimmt“ gewesen, betonte Hainer. Zudem verwies er auf die bereits getätigten Ausgaben: „Wir haben 75 Millionen für Luis Díaz ausgegeben. Es ist ja nicht so, dass wir kein Geld ausgeben. Auch eine Leihe kostet Geld.“
Vorstandschef Jan-Christian Dreesen bestätigte ebenfalls, dass die Bayern trotz der bisherigen Investitionen noch nach einer Verstärkung für die Offensive suchen. „Die können wir sicherlich noch gebrauchen“, sagte er, machte aber gleichzeitig klar, dass der Verein auch verstärkt auf Talente aus dem eigenen Nachwuchs setzen wolle. „Wir können junge Talente nur mehr ans Spielen bringen, wenn sie auch eine Chance bekommen. Und wenn wir jede Position doppelt und dreifach oder noch mehr besetzen, dann wird es halt komplizierter.“
OZD
OZD-Kommentar
Die Diskussion um den Transferkurs des FC Bayern zeigt einmal mehr, dass Hoeneß auch nach seinem Rückzug aus dem operativen Geschäft die Fäden zieht. Dass Hainer öffentlich seine Linie verteidigt, ist ein klares Signal: In München regiert Vorsicht, nicht Größenwahn. Doch die Frage bleibt, ob ein Klub wie Bayern mit Leihspielern tatsächlich internationale Titel gewinnen kann. Während andere Topvereine hunderte Millionen investieren, setzt man an der Isar auf kaufmännische Stabilität. Diese Strategie könnte sich in der Bundesliga auszahlen – auf europäischer Ebene aber auch schnell zum Risiko werden. Sollte der Kader zu dünn besetzt sein, droht der Rekordmeister trotz aller Vorsicht sportlich ins Hintertreffen zu geraten.
Lesermeinungen
„So wird Bayern international keine Titel holen. Wer sparen will, darf sich nicht wundern, wenn die Konkurrenz davonzieht.“ M. N.
„Gut, dass endlich auch Talente eine Chance bekommen sollen. Der Verein braucht wieder mehr eigene Identität.“ Kalle
OZD-Analyse
Hintergrund
Hoeneß ordnete an, bis zum 1. September nur Leihspieler zu verpflichten.
Hainer betonte, diese Entscheidung sei mit dem Aufsichtsrat abgestimmt.
Finanzielle Dimension
a) Bayern zahlte bereits 75 Millionen Euro für Luis Díaz.
b) Leihgeschäfte sollen finanzielle Flexibilität wahren.
c) Stabilität bleibt übergeordnetes Ziel.
Sportliche Perspektive
Offensiv sucht der Klub nach Verstärkung.
Nachwuchstalente sollen verstärkt eingebunden werden.
Risiko: Im internationalen Vergleich könnte der Kader zu schmal besetzt sein.
Wer ist Herbert Hainer?
Herbert Hainer, geboren 1954 in Dingolfing, ist seit 2019 Präsident des FC Bayern München. Zuvor war er fast 15 Jahre Vorstandsvorsitzender des Sportartikelkonzerns Adidas und gilt als erfahrener Manager mit einem Faible für wirtschaftliche Stabilität. Hainer steht für eine konservative Finanzpolitik und gilt als Vermittler zwischen den unterschiedlichen Strömungen im Verein.
Wer ist Uli Hoeneß?
Uli Hoeneß, geboren 1952 in Ulm, ist die prägende Figur des FC Bayern in den vergangenen Jahrzehnten. Als Spieler wurde er Welt- und Europameister, als Manager formte er den Verein zum internationalen Schwergewicht. Trotz seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung 2014 blieb sein Einfluss groß. Heute wirkt er als Ehrenpräsident und Aufsichtsratsmitglied und gilt nach wie vor als Wortführer in sportlichen und wirtschaftlichen Fragen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.