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„Unermessliches Leid“: Deutschlands Menschenrechtsbeauftragter fordert mehr Versorgung für Gazastreifen

Vor seiner Nahost-Reise fordert Menschenrechtsbeauftragter Lars Castellucci ungehinderte Hilfe für den Gazastreifen. Zugleich mahnt er die Hamas, Geiseln freizulassen – und pocht auf einen Waffenstillstand.

Unmittelbar vor seiner Abreise nach Israel und in die Palästinensergebiete schlug Deutschlands Menschenrechtsbeauftragter Lars Castellucci (SPD) eindringliche Töne an. Das Leid der Zivilbevölkerung im Gazastreifen sei „unermesslich“, erklärte er am Montag in Berlin – und forderte von Israel, die Versorgung der Menschen „sofort, umfassend“ und „nachhaltig“ zu verbessern. „Die Hälfte sind Kinder, sie haben weder Schuld noch Verantwortung“, sagte Castellucci. Internationale Hilfsorganisationen bräuchten freien Zugang, Hilfen müssten die Menschen erreichen, sonst seien sie sinnlos.

Während er Israel zum Durchlassen von Hilfslieferungen drängte, richtete er auch klare Worte an die Hamas: Alle Geiseln müssten „unverzüglich und bedingungslos“ freigelassen werden. 

Castellucci betonte, der Großangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 habe die Region in den Ausnahmezustand gestürzt. In Gaza seien seither nach Angaben der Hamas-Behörden mehr als 63.000 Menschen getötet worden, die meisten Zivilisten. Unabhängig überprüfen lassen sich die Zahlen nicht, doch UN-Vertreter halten sie für plausibel. Für Castellucci steht fest: Es braucht dringend einen Waffenstillstand – und auf längere Sicht nur eine Zweistaatenlösung Frieden und Sicherheit für Israelis und Palästinenser. Während er vor Ort Hilfsumschlagsplätze, Krankenhäuser und Gesprächspartner besucht, wächst weltweit der Druck: 

Die UNO hatte im August erklärt, im Gazastreifen herrsche Hunger, Israel wehrte sich empört gegen Vorwürfe, Hilfen zu blockieren. Castellucci aber reist mit der klaren Botschaft: Hilfe darf nicht länger stecken bleiben. OZD / ©AFP

OZD-Kommentar
Lars Castellucci reist mit großen Worten – doch reicht die moralische Mahnung aus? Israel lässt sich selten von deutschen Appellen beeindrucken, die Hamas noch weniger. Während die Zivilbevölkerung im Gazastreifen zwischen Bomben, Hunger und Blockaden zerrieben wird, bleibt Deutschlands Einfluss bescheiden. Symbolpolitik mag gut klingen, doch sie stoppt keine Hungersnot. Wer wirklich helfen will, muss mehr wagen: klaren Druck auf Israel, klare Konsequenzen für die Hamas. Alles andere bleibt Appellrhetorik im Schatten eines Krieges, der längst die ganze Region vergiftet.

Lesermeinungen:

„Ein SPD-Politiker mahnt Israel und Hamas – klingt wie ein Arzt, der ein Pflaster für eine Amputation empfiehlt.“ Bernd Schütt, Stuttgart

„Hilfslieferungen durchlassen? Das fordern seit Monaten alle. Neu ist daran nur der Name Castellucci.“ Albert Pieper, Frankfurt

„Zweistaatenlösung? Schön wär’s. Aber solange Raketen fliegen, bleibt das Wunschdenken.“ M. Stricker, Neuss

OZD-Analyse

Humanitäre Lage im Gazastreifen
a) Nach UN-Angaben herrscht Hunger, Versorgungslage katastrophal.
b) Hilfslieferungen blockiert oder stark eingeschränkt.
c) Kinder machen rund 50 % der Bevölkerung aus.

Politische Dimension
a) Israel verweist auf die Verantwortung der Hamas und Sicherheitsrisiken.
b) Hamas hält noch rund 50 Geiseln fest, setzt auf Propaganda.
c) Internationale Kritik an Israel wächst, aber westliche Regierungen sind gespalten.

Deutsche Rolle
a) Deutschland hat humanitäre Hilfe mehrfach aufgestockt.
b) Castelluccis Besuch umfasst Israel, Gaza-Übergänge, UN-Organisationen und Westjordanland.
c) Ziel: Humanitäre Hilfe anmahnen, Geiselthema betonen, Perspektive Zweistaatenlösung einfordern.

Wahrscheinliche Zukunftsprognose: Hilfslieferungen werden weiterhin nur schleppend die Bevölkerung erreichen. Ein Waffenstillstand bleibt unwahrscheinlich, solange keine neuen politischen Initiativen starten. Die humanitäre Krise wird sich verschärfen.

OZD-Kurzprognose: Castelluccis Reise sendet Signale, doch konkrete Veränderungen bleiben fraglich. Die Krise in Gaza bleibt ungelöst.

Faktensammlung:

Opfer seit 7. Oktober 2023 (nach Hamas-Angaben): über 63.400 Tote

Geiseln der Hamas: rund 50

Dauer des Gaza-Kriegs: fast 23 Monate

UN-Erklärung: Hungersnot in Gaza am 22. August festgestellt

Bevölkerungsanteil Kinder in Gaza: ca. 50 %

Entfernungen: Gaza-Stadt liegt ca. 70 km von Jerusalem entfernt

Humanitäre Hilfe Deutschlands: mehrfach aufgestockt, genaue Summen variieren

Nach dem Angriff der Hamas: Israel startete massive Militäroffensive

Vorbesuche: Bundesentwicklungsministerin Alabali-Radovan und Außenminister Wadephul reisten zuletzt in die Region

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr. 

Titelbild AFP