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Israel öffnet Grenzen für private Hilfslieferungen nach Gaza – echter Fortschritt oder PR-Maßnahme? (Kommentar)

Israel erlaubt erstmals seit Monaten wieder private Hilfslieferungen in den Gazastreifen. Doch trotz offizieller Erklärungen zur "humanitären Ausweitung" bleiben viele Fragen offen: Geht es wirklich um Hilfe – oder um Kontrolle und internationale Imagepflege?

Mit der Ankündigung, privaten Organisationen die Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen wieder zu erlauben, versucht Israel, nach eigener Darstellung auf die wachsende internationale Kritik zu reagieren. Es soll ein „kontrolliertes und schrittweises Verfahren“ geben, um etwa Grundnahrungsmittel, Babynahrung oder Hygieneartikel über ausgewählte Händler in das abgeriegelte Gebiet zu bringen.

Was auf den ersten Blick nach einer humanitären Öffnung klingt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als eine Maßnahme mit klaren politischen Zielen – und noch mehr Einschränkungen. Israel betont unmissverständlich, dass die Kontrolle weiterhin beim Militär liegt und die Hamas keinerlei Zugriff auf Verteilung oder Logistik erhalten soll. Auch die Auswahl der Händler erfolgt nach „strengen Sicherheitskriterien“, die bisher nicht transparent gemacht wurden. Gleichzeitig erfolgt die Bezahlung ausschließlich über kontrollierte Banküberweisungen.

Die politische Inszenierung dahinter
Diese Entscheidung folgt keinem rein humanitären Impuls, sondern einer klaren politischen Strategie: Den internationalen Druck mildern, das eigene Image aufpolieren und gleichzeitig die Rolle der UNO und anderer unabhängiger Organisationen im Gazastreifen zurückdrängen. Die COGAT-Behörde spricht offen davon, die „Abhängigkeit von UN-Hilfslieferungen“ verringern zu wollen – ein bemerkenswerter Satz inmitten einer humanitären Katastrophe.

Gleichzeitig bleibt das zentrale Problem unangetastet: die strukturelle Abriegelung des Gazastreifens, die Bewegungsfreiheit, Versorgung und Wiederaufbau fast vollständig verhindert. Ohne eine grundlegende politische Lösung sind selbst großzügigere Liefermechanismen nur ein Tropfen auf den heißen Stein – oder ein PR-Instrument im geopolitischen Machtspiel.

Kritisch bleibt auch die Frage der Fairness: Wer entscheidet, welche lokalen Händler zum Zug kommen? Wie wird sichergestellt, dass Hilfsgüter dort ankommen, wo sie am dringendsten gebraucht werden? Solange der gesamte Prozess unter militärischer Kontrolle steht und die Zivilbevölkerung weiterhin leidet, wirkt das neue Verfahren eher wie eine begrenzte Zugeständnispolitik statt wie ein echter humanitärer Wandel.

Fazit:
Die humanitäre Lage in Gaza erfordert mehr als kontrollierte Liefergenehmigungen und selektiv ausgewählte Händler. Sie braucht einen echten politischen Wandel, internationale Überwachung und vor allem: den ungehinderten Zugang für alle, die helfen wollen. Israel hat mit dieser Maßnahme einen symbolischen Schritt gemacht – doch solange dieser nur unter vollständiger Kontrolle und politischen Bedingungen steht, bleibt er in erster Linie Symbolpolitik.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP