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Die neuen teueren Regionalklassen: Millionen Autofahrern drohen höhere Kfz-Beiträge

Für rund fünf Millionen Autofahrer steigen 2026 die Kfz-Versicherungsbeiträge – Grund ist die neue Einstufung in höhere Regionalklassen. Besonders betroffen sind Hessen, NRW und Großstädte wie Berlin und Offenbach.

Rund fünf Millionen Autofahrerinnen und Autofahrer in Deutschland müssen sich auf steigende Kosten bei ihrer Kfz-Versicherung einstellen. Der Grund sind neue Regionalklassen, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) für 2026 berechnet hat. Demnach werden viele Halterinnen und Halter in höhere Risikoklassen eingestuft. Im Gegenzug profitieren etwa 5,3 Millionen Versicherte von niedrigeren Beiträgen. Für die große Mehrheit von rund 32,1 Millionen Autofahrern bleibt alles beim Alten.

Die Regionalklassen spiegeln die Schadensbilanz der insgesamt 413 deutschen Zulassungsbezirke wider. Einfluss haben Unfallhäufigkeit, Diebstähle, Unwetterschäden und die durchschnittlichen Reparaturkosten. Entscheidend ist der Wohnort des Fahrzeughalters – nicht der Ort des Schadens.

Besonders teuer wird es künftig in Teilen von Hessen und Nordrhein-Westfalen. „Hier wird fast jeder vierte Autofahrende hochgestuft“, erklärte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Großstädte fallen traditionell negativ auf. „Die schlechteste Schadenbilanz hat Offenbach, dicht gefolgt von Berlin. In beiden Städten liegen die Schäden fast 40 Prozent über dem Schnitt“, so Asmussen.

Deutlich günstiger fährt es sich dagegen in Brandenburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Dort liegen die Schäden unter dem Durchschnitt, Spitzenreiter ist der brandenburgische Bezirk Elbe-Elster mit 30 Prozent weniger Schäden.

Das Vergleichsportal Verivox verdeutlicht die Unterschiede: Ein 45-jähriger Berliner zahlt für die Vollkaskoversicherung seines VW Passats 464 Euro mehr pro Jahr als ein Fahrer im westfälischen Münster – ein Plus von 58 Prozent. Auch direkt hinter der Stadtgrenze gibt es drastische Unterschiede. In Berlin-Buc kow kostet die Vollkasko 425 Euro mehr als im benachbarten Schönefeld in Brandenburg.

Für die Autofahrer bleibt das Fazit bitter: Regionalklassen können den Beitrag erheblich verteuern – und die Unterschiede reichen von Stadt zu Stadt, teils sogar von Straße zu Straße.

OZD


OZD-Kommentar

Die neuen Regionalklassen offenbaren erneut die brutale Wahrheit: Autofahren in Ballungsräumen wird immer mehr zum Luxus. Wer in Berlin oder Offenbach wohnt, zahlt teils hunderte Euro mehr als jemand wenige Kilometer weiter – und das bei gleicher Fahrweise und gleichem Auto. Die Versicherungswirtschaft mag sich auf Zahlen berufen, doch für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet das schlicht eine massive Ungerechtigkeit. Dass Reparaturkosten und Schadenssummen steigen, ist unbestritten. Doch am Ende zahlen die Falschen den Preis: Familien, Pendler und Normalverdiener, die keine Wahl haben, wo sie wohnen. Statt regionaler Lotterie braucht es mehr Gerechtigkeit im Versicherungssystem.


Lesermeinungen

"Es ist absurd, dass ich für die gleichen Schäden mehr zahlen muss, nur weil ich in Berlin wohne." – Thomas Roll, Berlin
"Endlich wird eingepreist, dass Ballungsräume mehr Risiken haben. Fair für die Landbewohner." – Katrin Michtel, Brandenburg
"Versicherungen nutzen jede Gelegenheit, die Beiträge hochzuschrauben. Das hat System." – Uwe Langenhagen, Dortmund


OZD-Analyse

Funktionsweise der Regionalklassen
– Jährliche Berechnung durch den GDV
– Faktoren: Unfallzahlen, Diebstähle, Unwetterschäden, Reparaturkosten
– Wohnort des Halters entscheidend

Gewinner und Verlierer 2026
– Höherstufungen: ca. 5 Mio. Autofahrer, besonders in Hessen & NRW
– Herabstufungen: ca. 5,3 Mio. Autofahrer
– Keine Veränderung: 32,1 Mio.

Gesellschaftliche und politische Dimension
– Stadt-Land-Gefälle verschärft soziale Ungleichheit
– Ballungsräume zahlen deutlich mehr, obwohl viele dort auf das Auto angewiesen sind
– Forderung nach mehr Transparenz und Reformen bei der Versicherungsberechnung


OZD-Erklärungen

Was ist der GDV?
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist der Dachverband der privaten Versicherer in Deutschland. Mit Sitz in Berlin vertritt er rund 460 Mitgliedsunternehmen, die über 90 Prozent des deutschen Versicherungsmarkts abdecken. Der Verband erstellt Statistiken, berechnet jährlich die Regionalklassen für Kfz-Versicherungen und ist ein wichtiger Akteur in politischen und wirtschaftlichen Fragen rund um die Versicherungsbranche.

Was sind Regionalklassen?
Regionalklassen sind ein Instrument zur Risikobewertung in der Kfz-Versicherung. Sie spiegeln die Schadenshäufigkeit und -höhe in den 413 Zulassungsbezirken Deutschlands wider. Je höher die Regionalklasse, desto teurer ist in der Regel die Versicherung. Faktoren sind Unfallquoten, Diebstahlraten, Unwetterschäden und Reparaturkosten. Regionalklassen wirken sich auf Haftpflicht, Teilkasko und Vollkasko aus – allerdings in unterschiedlichem Maß.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild OZD.



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