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Vorsicht vor Lupinensamen

Lupinensamen gelten als Trend-Lebensmittel – doch das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt vor Vergiftungen und Allergien. Besonders Erdnussallergiker sind stark gefährdet.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat eine Warnung vor möglichen Gesundheitsgefahren durch Lupinensamen veröffentlicht. In einer am Mittwoch in Berlin vorgelegten Stellungnahme heißt es, dass vor allem Bitterlupinen durch ihren Gehalt an Chinolizidin-Alkaloiden Vergiftungen auslösen können. Die Wahrscheinlichkeit stuft das Institut als „mittel“ ein.

Die Symptome sind vielfältig und unspezifisch: Pupillenerweiterung, Schwindel, Übelkeit, Mundtrockenheit, Magenschmerzen, Erbrechen, Durchfall oder auch Herzbeschwerden. Zwar sind bisher nur wenige dokumentierte Fälle bekannt, doch das BfR geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Einen verbindlichen EU-Richtwert für die Alkaloide gibt es bislang nicht.

Besonders hoch ist laut BfR das Risiko für Allergiker. Vor allem Menschen mit Erdnussallergie reagieren häufig auch auf Lupinen – nach Schätzungen jeder Fünfte. „Die Symptome sind vergleichbar mit einer klassischen Erdnussallergie“, heißt es in der Stellungnahme.

Lupinensamen werden seit einigen Jahren vermehrt in der Lebensmittelproduktion eingesetzt – unter anderem als Proteinquelle in vegetarischen und veganen Produkten, aber auch in der Tierfütterung. Produzenten rät das BfR, Sorten mit niedrigem Alkaloidanteil zu verwenden oder den Gehalt durch Entbitterung zu senken. Verbraucher können das Risiko durch den Verzicht auf Lebensmittel mit hohem Lupinenanteil – etwa Mehle, Schrote oder Kaffeeersatz – minimieren. Allergikern empfiehlt das Institut, lupinenhaltige Produkte gänzlich zu meiden.

OZD


OZD-Kommentar
Der Hype um pflanzliche Proteinquellen zeigt einmal mehr, wie schnell gesundheitliche Risiken übersehen werden, wenn der Markt boomt. Lupinensamen galten als nachhaltige Alternative – nun zeigt sich ihre Kehrseite. Dass ausgerechnet Erdnussallergiker besonders gefährdet sind, macht das Problem noch brisanter. Der Druck auf die Lebensmittelindustrie steigt, Standards zu schaffen und Verbraucher besser zu schützen. Wer im Namen der Nachhaltigkeit Risiken verschweigt, verspielt Vertrauen.


OZD-Analyse

Gesundheitsrisiken durch Lupinen
– Chinolizidin-Alkaloide können Vergiftungen auslösen
– Symptome unspezifisch, daher hohe Dunkelziffer
– Allergiker – besonders Erdnussallergiker – stark gefährdet

Ursachen der Verbreitung
– steigende Nachfrage nach pflanzlichen Proteinquellen
– vermehrte Nutzung in vegetarischen/veganen Produkten
– zunehmende Bedeutung in der Tierfütterung

Konsequenzen und Ausblick
– Produzenten müssen Sorten mit niedrigen Alkaloidwerten nutzen
– mögliche EU-Grenzwerte in Diskussion
– Konsumenten müssen stärker sensibilisiert werden


Mini-Infobox: Risiko durch Lupinensamen

Alkaloide können Vergiftungen auslösen (Bitterlupinen)

Symptome: Übelkeit, Schwindel, Herzprobleme

20 % aller Erdnussallergiker reagieren auch auf Lupinen

Nutzung in veganen Produkten, Mehlen und Kaffeeersatz


Was ist das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)?
Das Bundesinstitut für Risikobewertung ist eine wissenschaftliche Einrichtung des Bundes mit Sitz in Berlin. Es berät Politik, Behörden und Öffentlichkeit in Fragen der Lebensmittelsicherheit, Chemikalienbewertung und Produktsicherheit. Ziel ist es, gesundheitliche Risiken frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen zum Verbraucherschutz zu empfehlen.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.