Sebastian Hoeneß setzte auf eine mutige Entscheidung – und sie zahlte sich aus. Statt Kapitän Atakan Karazor führte Ermedin Demirovic den VfB Stuttgart aufs Feld, und der 27-Jährige belohnte das Vertrauen seines Trainers. Beim 2:0 (1:0) gegen den FC St. Pauli war Demirovic Taktgeber und Vollstrecker zugleich.
"Wie ein Befreiungsschlag", beschrieb der Mittelstürmer bei Sky den Sieg, der nach zuletzt drei ernüchternden Bundesliga-Spielen dringend nötig war. Sportvorstand Fabian Wohlgemuth berichtete von einer spürbaren Schärfe in der Ansprache nach dem 1:3 in Freiburg – und die Mannschaft reagierte.
Demirovic erzielte das 1:0 in der 43. Minute und bereitete das 2:0 durch Bilal El Khannouss kurz nach der Pause (50.) vor. "Die Binde für so einen Verein zu tragen, ist etwas ganz Besonderes, das hat Spaß gemacht und mich sicher auch beflügelt", sagte der Mann des Abends.
Die Stuttgarter zeigten eine deutlich gesteigerte Intensität, die Demirovic selbst mit einer klaren Botschaft einordnete: "Freiburg hat uns gezeigt, was du leisten musst, um ein Spiel zu gewinnen." Schon in der Trainingswoche sei "ein ganz anderes Feuer" spürbar gewesen.
Auch Trainer Hoeneß war nach dem ersten Sieg gegen ein bis dahin ungeschlagenes St. Pauli zufrieden: "So wollen wir auftreten, das war ein verdienter Sieg." Selbst der verschossene Strafstoß von Angelo Stiller (24.) brachte die Mannschaft nicht aus dem Konzept. Stiller übte Selbstkritik: "Das war bodenlos."
St. Pauli-Keeper Nikola Vasilj parierte erneut stark – mittlerweile hat er sechs von sieben Bundesliga-Elfmetern entschärft. "Da gibt es kein Geheimnis", meinte der Bosnier lakonisch, "ich mache mir da einfach keine Gedanken."
OZD
OZD-Kommentar
Der VfB Stuttgart hat den Befreiungsschlag geschafft – aber die Krise ist damit nicht endgültig beendet. Hoeneß’ Entscheidung, Karazor auf die Bank zu setzen und Demirovic die Binde zu geben, war ein mutiger, aber vor allem ein symbolischer Schritt. Es ging nicht nur um Fußball, sondern um Führung, um Energie, um den Willen, wieder aufzustehen. Der Sieg zeigt, dass die Mannschaft lebt – doch es ist nur ein erster Schritt. Die Frage bleibt, ob die neue Energie auch in den kommenden Spielen anhält oder ob Stuttgart in alte Muster zurückfällt. Demirovic hat gezeigt, dass er führen kann. Nun muss das Team beweisen, dass es diesem Anspruch dauerhaft gerecht wird.
OZD-Analyse
Der Kapitänswechsel als Signal
– Hoeneß setzte auf Demirovic statt Karazor
– Wirkung: mehr Energie, mehr Entschlossenheit
– Symbolik: Führungsrollen sind nicht in Stein gemeißelt
Spieler im Fokus
– Ermedin Demirovic: Tor und Vorlage, Motor des Spiels
– Bilal El Khannouss: Kaltschnäuziger Abschluss zum 2:0
– Angelo Stiller: Schwacher Elfmeter, aber wichtige Rolle im Mittelfeld
– Nikola Vasilj: Sechster gehaltener Strafstoß in der Bundesliga
Bedeutung für den VfB
– Befreiungsschlag nach drei schwachen Auftritten
– Mutmacher für kommende Spiele
– Fragezeichen: Konstanz und Führungsstruktur im Team
Mini-Infobox: Ermedin Demirovic
Geboren: 25. März 1998 in Hamburg
Nationalität: Bosnien-Herzegowina
Position: Mittelstürmer
Bisherige Stationen: u. a. SC Freiburg, FC Augsburg
Wechsel zum VfB Stuttgart: Sommer 2024
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.