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„Wie ein Katastrophenfilm“: Taiwan und Südchina von „Ragasa“ getroffen

Super-Taifun „Ragasa“ wütet in Ostasien: In Taiwan starben mindestens 14 Menschen, Hongkong und Südchina melden massive Schäden. Der Klimawandel macht die Stürme immer gefährlicher

Mindestens 14 Menschen sind in Taiwan ums Leben gekommen, nachdem ein Damm im östlichen Hualien dem Druck des Super-Taifuns „Ragasa“ nicht mehr standhielt. 18 Menschen wurden verletzt, 17 weitere gelten als vermisst. „Es war wie der Ausbruch eines Vulkans“, schilderte der 55-jährige Hsu Cheng-hsiung der Nachrichtenagentur AFP. „Das schlammige Wasser drang bis direkt an die erste Etage meines Hauses.“ Der 31-jährige Yen Shau sprach von einem „Katastrophenfilm“, nachdem der Taifun eine Brücke fortgerissen hatte und er Schlamm aus seinem Heim schaufelte.

Der Vize-Chef der regionalen Brandschutzbehörde, Lee Lung-sheng, berichtete, dass das Wasser in einigen Häusern sogar die zweite Etage erreicht habe. Zwischenzeitlich war von mehr als 150 Vermissten die Rede, doch viele konnten inzwischen lebend gefunden werden. Regierungschef Cho Jung-tai besuchte das Katastrophengebiet und versprach Hilfe, stellte aber auch die Frage, warum die Opfer nicht durch rechtzeitige Evakuierungen hätten gerettet werden können. Mehr als 7600 Menschen waren zuvor in Sicherheit gebracht worden.

Auch Hongkong erlebte die Gewalt von „Ragasa“. Überschwemmungen setzten ganze Stadtteile unter Wasser, Krankenhäuser behandelten 62 Verletzte. Der Wetterdienst warnte vor Windgeschwindigkeiten von über 118 Stundenkilometern und einer Sturmflut, die die Pegel drei Meter über den Normalwert steigen ließ. Schulen blieben geschlossen, Flüge wurden gestrichen, der öffentliche Verkehr eingestellt. In Macau fiel in tiefer gelegenen Gebieten der Strom aus.

In der südchinesischen Provinz Guangdong erreichte „Ragasa“ in der Stadt Yangjiang erneut die Küste, entwurzelte Bäume, zerstörte Schilder und warf Motorroller um. Schulen und Betriebe in mindestens zehn Städten blieben geschlossen, die Bevölkerung deckte sich panisch mit Lebensmitteln ein.

Zuvor hatte der Sturm bereits auf den Philippinen Dächer abgedeckt und Fischer ins Meer gerissen. Dort wurden mindestens acht Todesopfer bestätigt. „Ragasa“ reiht sich in eine Serie immer heftigerer Tropenstürme ein, die zwischen Juli und Oktober regelmäßig über die Region hinwegziehen. Der Klimawandel sorgt dafür, dass sie sich schneller bilden, mehr Kraft entwickeln und länger über Land bleiben.
OZD / ©AFP

OZD-Kommentar

Der Taifun „Ragasa“ ist mehr als ein Naturereignis – er ist ein Weckruf. Schon jetzt ist klar, dass wir uns an Katastrophen dieser Dimension gewöhnen müssen, wenn die Weltpolitik nicht handelt. Die Prognose ist eindeutig: – Häufigere Taifune, die binnen Stunden ganze Städte verwüsten – Mehr Opfer, weil Evakuierungssysteme überfordert sind – Dauerhafte Zerstörung von Lebensräumen, weil der Klimawandel ungebremst voranschreitet. Wer glaubt, diese Katastrophen seien regionale Phänomene, verkennt die globale Dimension. Ostasien ist das Brennglas der Zukunft, und sie wird uns alle betreffen.

Lesermeinungen

„Es ist erschütternd, wie hilflos Menschen gegen solche Naturgewalten sind. Der Klimawandel macht das Ganze noch schlimmer.“ (Katrin Lehmann, Mainz)

„Man kann nicht einfach zuschauen und dann Beileidsbekundungen aussprechen. Die Weltgemeinschaft muss endlich handeln.“ (Tobias Richter, München)

OZD-Analyse

Naturgewalt „Ragasa“
a) Der Taifun brachte verheerende Schäden in Taiwan, Hongkong, Macau und Südchina.
b) Besonders tragisch war der Dammbruch in Hualien, der zahlreiche Menschenleben forderte.
c) Die Evakuierungsmaßnahmen konnten nicht alle Opfer verhindern.

Internationale Dimension
a) Hongkong, eine der am dichtesten besiedelten Städte der Welt, wurde lahmgelegt.
b) Auch Macau und die südchinesische Provinz Guangdong litten unter Überschwemmungen und Stromausfällen.
c) Der wirtschaftliche Schaden wird enorm sein – von Flugausfällen bis zur Stilllegung ganzer Industriezweige.

Klimawandel als Treiber
a) Tropenstürme in Ostasien sind keine Seltenheit, doch ihre Intensität wächst.
b) Durch die Erderwärmung entstehen Stürme näher an der Küste und verstärken sich schneller.
c) Wissenschaftler warnen seit Jahren, dass diese Entwicklung nicht mehr aufzuhalten ist, wenn keine drastischen Klimaschutzmaßnahmen folgen.

OZD-Erklärungen

Wer ist Cho Jung-tai?
Cho Jung-tai ist seit Januar 2024 Premierminister Taiwans. Er gilt als erfahrener Politiker der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) und war zuvor Parlamentspräsident. In der Taifun-Krise tritt er als Krisenmanager auf, doch sein Krisenstab steht in der Kritik, nicht schnell genug reagiert zu haben.

Was ist ein Super-Taifun?
Ein Super-Taifun ist die stärkste Kategorie tropischer Wirbelstürme im Westpazifik. Mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 240 Stundenkilometern können sie Häuser zerstören, Küstenregionen überfluten und ganze Städte lahmlegen. Die Folgen sind oft tödlich.


OZD



Alle Angaben ohne Gewähr. 

Titelbild: AFP.