Der weltgrößte Onlinehändler Amazon hat einen milliardenschweren Vergleich geschlossen, um einem langwierigen Prozess wegen Verbrauchertäuschung bei seinen Prime-Abonnements zu entgehen. Am Donnerstag erklärte sich der Konzern bereit, 2,5 Milliarden US-Dollar (2,1 Milliarden Euro) an die US-Verbraucherschutzbehörde FTC zu zahlen.
Die FTC warf Amazon vor, Millionen von Kundinnen und Kunden mit manipulativen Design-Tricks („Dark Patterns“) in die Prime-Mitgliedschaft gelockt zu haben. So sei es häufig passiert, dass Kund:innen beim Online-Einkauf ungewollt ein Abo für 139 Dollar im Jahr abschlossen. Gleichzeitig sei die Kündigung absichtlich unnötig kompliziert gestaltet worden – intern trug das System den zynischen Spitznamen „Ilias“, in Anlehnung an Homers Epos über den Trojanischen Krieg.
Neben der Geldzahlung muss Amazon künftig klare und leicht verständliche Optionen anbieten, ein Abo abzulehnen oder zu kündigen. Auch die Bedingungen der Mitgliedschaft müssen vor der Abbuchung transparent dargestellt werden.
Die Einigung erfolgte kurz vor dem dritten Prozesstag in Seattle, nachdem das Gericht entschieden hatte, dass Prime-Abos den US-Verbraucherschutzgesetzen unterliegen.
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OZD-Kommentar
Dass Amazon erst durch Milliardenstrafen gezwungen werden muss, seine Abo-Fallen zu beenden, spricht Bände. Jahrelang hat der Konzern von „Dark Patterns“ profitiert, die Kunden in die Irre führten und Kündigungen zur Tortur machten. Wer ernsthaft ein Kündigungssystem nach einem Kriegsepos benennt, dokumentiert damit eine fast zynische Haltung gegenüber den eigenen Nutzer:innen. Die Zahlung von 2,5 Milliarden Dollar mag hoch klingen – für Amazon ist sie kaum mehr als ein Betriebsrisiko. Überfällig ist, dass nicht nur die FTC, sondern auch europäische Behörden solche Praktiken konsequent sanktionieren.
Lesermeinungen
„Endlich! Aber im Grunde ist das nur ein Kratzer am Milliardenkonzern.“ – Martin K., Berlin
„Ich habe selbst fast eine Stunde gebraucht, um Prime zu kündigen. Das war System, nicht Zufall.“ – Julia S., Köln
OZD-Analyse
Die Vorwürfe gegen Amazon
a) Lockangebote und versteckte Abo-Fallen.
b) Absichtlich kompliziertes Kündigungsverfahren.
c) Missachtung von Transparenzregeln im Verbraucherschutz.
Der Vergleich
a) Zahlung von 2,5 Milliarden Dollar.
b) Verpflichtung zu klareren Prozessen bei Abo-Abschluss und Kündigung.
c) Gericht bestätigt: Prime-Abos unterliegen Verbraucherschutzgesetzen.
Folgen und Signalwirkung
a) Druck auf Tech-Giganten wächst weltweit.
b) Europäische Behörden könnten ähnliche Verfahren anstoßen.
c) Vertrauen in digitale Abo-Modelle bleibt erschüttert.
OZD-Erklärung
Was sind „Dark Patterns“?
Darunter versteht man manipulative Designelemente auf Websites oder in Apps, die Nutzer:innen unbewusst in eine bestimmte Entscheidung drängen sollen – etwa ein Abo abzuschließen oder auf die Kündigung zu verzichten.
OZD
Alle Angaben ohne Gewähr.
Titelbild: AFP.