Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen
QR-Code zu www.online-zeitung-deutschland.de

Preis-Schock für Pendler: Deutschlandticket steigt ab Januar auf 63 Euro

Das Deutschlandticket soll ab Januar 63 Euro kosten – Bund und Länder sichern die Finanzierung bis 2030, doch Pendler müssen tiefer in die Tasche greifen.

Das Deutschlandticket wird teurer: Ab Januar steigt der Preis um 8,6 Prozent auf 63 Euro monatlich. Darauf verständigten sich die Verkehrsministerinnen und -minister der Länder bei einer Konferenz in München einstimmig. CSU-Verkehrsminister Christian Bernreiter sprach von einem "großen Wurf". Grundlage des Kompromisses ist, dass Bund und Länder weiterhin jeweils 1,5 Milliarden Euro pro Jahr zur Finanzierung beisteuern. Damit sei die Finanzierung des Tickets für fünf Jahre gesichert.

Neu ist ein Indexmodell, das künftig die Preisentwicklung regeln soll. Der Ticketpreis soll dabei unter anderem an die Entwicklung der Energie- und Trassenpreise gekoppelt werden. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Herrmann (Grüne) lobte die Einigung, übte aber Kritik am Bund: Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag, nach denen der Bund Finanzierungslücken schließen sollte, würden nicht eingehalten. "Dann müssen die Nutzer eben mehr dazu beitragen", erklärte er.

Trotz der Erhöhung bleibe das Ticket "immer noch ein sehr gutes Angebot", so Herrmann, insbesondere im Vergleich zu klassischen Zeitkarten in Ballungsräumen. Das Indexverfahren soll noch in diesem Jahr konkret festgelegt werden.

Seit der Einführung im Mai 2023 gab es immer wieder Streit um die Finanzierung des Tickets. Bund und Länder hatten sich damals verpflichtet, die Verkehrsbetriebe mit insgesamt drei Milliarden Euro jährlich zu unterstützen, um Ausfälle auszugleichen. Doch schon kurz nach dem Start wurde klar, dass diese Mittel nicht ausreichen.

OZD



OZD-Kommentar
Die Einigung klingt nach Stabilität, ist aber ein fauler Kompromiss. Anstatt das Deutschlandticket langfristig durch Bundesmittel abzusichern, werden die Kosten einfach auf die Fahrgäste abgewälzt. Wer täglich pendelt, spürt die Erhöhung sofort – und sie wird nicht die letzte bleiben. Denn mit dem Indexmodell ist die Preissteigerung programmiert. Die Bundesregierung spielt damit ein gefährliches Spiel: Aus einem sozial- und klimapolitischen Prestigeprojekt droht ein reines Kostenexperiment zu werden, das gerade ärmere Haushalte hart trifft. Der politische Wille, das Ticket wirklich als Mobilitätsgarantie zu verankern, fehlt.



OZD-Analyse

Politischer Rahmen
– Länder und Bund einigen sich auf Finanzierung bis 2030
– Indexmodell statt fixer Preisbindung soll Streit künftig entschärfen
– Kritik am Bund wegen Nichteinhaltung von Koalitionsversprechen

Folgen für Fahrgäste
– Preiserhöhung von 55 auf 63 Euro belastet vor allem Pendler
– Weitere Steigerungen absehbar durch Indexanpassung
– Gefahr: Sozialverträglichkeit des Tickets sinkt

Perspektiven für den ÖPNV
– Deutschlandticket bleibt ein starkes Symbol für Mobilitätswende
– Doch: Finanzierungslücken gefährden langfristige Planungssicherheit der Verkehrsbetriebe
– Diskussion über gerechtere Verteilung von Kosten zwischen Bund, Ländern und Nutzern bleibt offen



Mini-Infobox: Deutschlandticket

Start: Mai 2023

Ursprünglicher Preis: 49 Euro

Ab Januar 2025: 63 Euro

Finanzierung: Bund & Länder je 1,5 Mrd. Euro jährlich

Laufzeit der Finanzierung: bis 2030

Neues Preisprinzip: Indexmodell



Was ist das Deutschlandticket?
Das Deutschlandticket ist ein bundesweit gültiges Nahverkehrsticket, das im Mai 2023 eingeführt wurde. Es ermöglicht die Nutzung von Regionalzügen, S-Bahnen, U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen in ganz Deutschland. Ursprünglich kostete es 49 Euro pro Monat und sollte vor allem Pendler entlasten und die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs steigern. Mit der jüngsten Erhöhung auf 63 Euro und dem geplanten Indexmodell verändert sich die Diskussion: Während die Politik von langfristiger Planungssicherheit spricht, sehen Kritiker die Gefahr, dass das Ticket seinen sozialpolitischen Charakter verliert.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.