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Deutsche Bahn stoppt Preiserhöhung im Fernverkehr: Signal der Vernunft in schwierigem Jahr

Erstmals seit sechs Jahren verzichtet die Deutsche Bahn auf höhere Ticketpreise im Fernverkehr – ein strategisches Zeichen an Kunden und Kritik.

Deutsche Bahn stoppt Preiserhöhung im Fernverkehr: Signal der Vernunft in schwierigem Jahr

Eine Entscheidung mit Symbolkraft: Die Deutsche Bahn verzichtet in diesem Jahr zum Fahrplanwechsel im Dezember erstmals seit sechs Jahren auf Preiserhöhungen im Fernverkehr. Ein Schritt, der in Zeiten von Baustellenchaos, Zugausfällen und wachsender Kundenzahlungen fast schon politisch wirkt.

„Wir wollen mit stabilen Preisen ein klares Zeichen setzen“, sagte Bahnsprecher Achim Stauß am Freitag. Und tatsächlich: Nach Monaten voller Störungen, Verspätungen und Ersatzverkehre ist der Preisstopp weniger eine Marketingmaßnahme als ein Versuch, Vertrauen zurückzugewinnen.

Stabilität nach Krisenjahr

Der Verzicht auf Preiserhöhungen betrifft Sparpreise, Flexpreise und Bahncards gleichermaßen – ein Novum seit 2018. Auch Zusatzleistungen wie Sitzplatzreservierungen oder Fahrradtickets bleiben laut Bahn unverändert.

Der Hintergrund ist klar: Das Schienennetz befindet sich in einem maroden Zustand, viele Strecken sind durch Baustellen beeinträchtigt. „Sehr viele Züge wurden ausgebremst“, räumt Stauß ein. Und wer regelmäßig mit der Bahn unterwegs ist, weiß: Diese Worte sind eine diplomatische Untertreibung.

Die Bahn reagiert damit nicht nur auf operative Probleme, sondern auch auf eine drohende Abwanderung von Fahrgästen. Höhere Preise hätten in diesem Jahr das Image weiter beschädigt – und Pendler wie Gelegenheitsreisende in Richtung Auto oder Fernbus gedrängt.

Ein ökonomischer Realismus

Stauß spricht von einer Entscheidung „auch aus wirtschaftlichen Gründen“. Denn sinkende Fahrgastzahlen wären nicht nur schlecht fürs Klima, sondern auch für die Bilanz. In der aktuellen Lage wirkt der Preisstopp deshalb weniger wie Großzügigkeit – sondern wie nüchterne Selbstverteidigung.

Der neue Fahrplan, gültig ab dem 14. Dezember, bringt Verdichtungen auf stark frequentierten Strecken, aber auch Ausdünnungen dort, wo die Nachfrage gering ist. Buchbar sind alle Verbindungen ab dem 14. Oktober.

Doch: Die Entscheidung gilt nur für den Fernverkehr. Im Regionalverkehr bestimmen Verkehrsverbünde ihre eigenen Tarife – und dort steigen die Preise: Der Deutschlandtarifverbund erhöht zum selben Datum um 5,4 Prozent, und auch das Deutschlandticket wird teurer – von 58 auf 63 Euro monatlich.

Kommentar: Ein richtiges Zeichen – aber kein Freifahrtschein

Dass die Bahn diesmal auf Preiserhöhungen verzichtet, ist richtig – und längst überfällig. Nach einem Jahr voller Pannen, Dauerbaustellen und Kommunikationsdesaster wäre jede Verteuerung ein fatales Signal gewesen.

Doch der Schritt ist nur ein symptomatischer Befreiungsschlag, kein Neuanfang. Solange Verspätungen, überfüllte Züge und unzuverlässige Anschlüsse den Alltag bestimmen, bleibt der Preis allein kein Maßstab für Kundenzufriedenheit.

Die Bahn setzt mit ihrer Entscheidung ein Zeichen der Vernunft – aber sie steht noch immer im Schuldendienst der Glaubwürdigkeit.

Fazit: Preisstabilität ist kein Luxus, sondern Pflicht

In Zeiten von Inflation, Klimazielen und Mobilitätswende ist stabile Preisgestaltung mehr als ein ökonomischer Schachzug: Sie ist Vertrauensarbeit. Die Deutsche Bahn erkennt das – endlich.

Aber Vertrauen wächst nicht durch Preislisten, sondern durch Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Kommunikation. Wenn die Bahn diese Stabilität auch auf die Schiene bringt, wäre das die eigentliche Tarifrevolution.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP