Deutschland setzt beim Umgang mit Russlands Drohnen- und Luftraumprovokationen auf zweierlei: Härte in der Haltung, aber Kühle im Handeln. Beim Warschauer Sicherheitsforum machten Verteidigungsminister Boris Pistorius und Außenminister Johann Wadephul deutlich, dass die Nato keine Schwäche zeigen dürfe – und zugleich nicht in Putins „Falle der kontinuierlichen Eskalation“ tappen werde.
Moskau teste das Bündnis „mit zunehmender Häufigkeit und Intensität“, so Pistorius. Gemeint sind die Drohnenüberflüge in Polen, Estland, Rumänien, Dänemark – zuletzt sogar Schwärme über Schleswig-Holstein. Der russische Präsident Wladimir Putin wolle die Nato provozieren, destabilisieren und die Entschlossenheit der Partner infrage stellen. Doch die Antwort, so Wadephul, laute: „Europa und die Nato handeln geeint. Wir lassen uns nicht spalten. Wir lassen uns nicht einschüchtern.“
Beide Minister mahnten, gerade im Bereich der Drohnenabwehr deutlich nachzurüsten. Die hybriden Angriffe zielten nicht nur auf Lufträume, sondern auch auf kritische Infrastruktur – und damit auf die Verteidigungsbereitschaft Europas insgesamt. Der in der vergangenen Woche von zehn Staaten diskutierte „Drohnenwall“ bekommt damit politischen Rückenwind.
OZD-Kommentar: Pistorius und Wadephul versuchen, das richtige Gleichgewicht zu halten: klare Kante gegenüber Moskau, ohne blind in eine Eskalationsspirale zu rutschen. Doch eines zeigt sich: Die Allianz muss ihre Drohnenabwehr auf ein völlig neues Niveau heben. Putins Nadelstiche werden bleiben – entscheidend ist, ob Europa sie kontert, ohne die Nerven zu verlieren.
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Analyse
Pistorius und Wadephul betonen in Warschau:
Russland testet die Nato mit „zunehmender Intensität“.
Klare Antwort, aber „kühlen Kopf“ bewahren.
Keine Eskalation, sondern Standhaftigkeit.
Nato: „Wir schützen jeden Zentimeter unseres Bündnisgebietes.“
Fokus auf neue Fähigkeiten zur Drohnenabwehr und stärkere Vernetzung.
Einordnung
Strategisch: Russland nutzt Drohnen-Überflüge, um Schwachstellen offenzulegen, Reaktionen zu testen und westliche Staaten unter Druck zu setzen.
Politisch: Pistorius und Wadephul setzen auf eine Linie der Geschlossenheit – wichtig für die Nato-Gipfel in Kopenhagen und der EPG.
Militärisch: Drohnen sind asymmetrische Werkzeuge – billig, flexibel, schwer zu orten. Europas Verteidigung ist hier noch nicht ausreichend gerüstet.
Risiken
Fehlkalkulation: Ein versehentlicher Abschuss könnte eine Eskalation provozieren.
Innenpolitisch: Druck in EU-Staaten steigt, entschlossener gegen Moskau aufzutreten.
Symbolik: Jeder ungestrafte Vorfall könnte das Bild von Nato-Schwäche fördern.
Ausblick / Prognose
Europa wird kurzfristig massiv in Drohnenabwehr investieren (Sensorik, Abwehrsysteme, gemeinsame Luftraumüberwachung).
Nato wird klare rote Linien definieren, aber Spielraum für Deeskalation lassen.
Russland dürfte weiter Nadelstiche setzen – um Zeit und Ressourcen des Westens zu binden.
Stimmen/Meinungen
„Wann, wenn nicht jetzt, bauen wir endlich eine europäische Drohnenabwehr auf? Sonst wird es brandgefährlich.“ (Joris Frenzel,Leser aus Warschau)
„Starke Worte – aber hoffentlich folgen auch Taten, nicht nur Gipfeltreffen.“ (Klaus Jäger, Hamburg)
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