Es war ein Abend, der in Düsseldorf noch lange nachhallen dürfte. Nach dem 2:3 (0:1) gegen den 1. FC Nürnberg herrschte bei Fortuna Frust pur – auf dem Platz, an der Seitenlinie, im gesamten Verein. Kapitän Florian Kastenmeier brachte die Stimmung nach dem Schlusspfiff auf den Punkt: "Das ist einfach dumm, das ist naiv, das ist Kinderfußball. Wir sprechen so viel, kriegen aber nichts auf dem Platz umgesetzt. Es kotzt mich an. Ich habe ehrlich gesagt keinen Bock mehr."
Der Keeper sprach aus, was viele denken: Fortuna stagniert. Nach acht Spieltagen stehen lediglich zehn Punkte auf dem Konto – und der erhoffte Aufstieg in die Bundesliga rückt in weite Ferne. Trainer Daniel Thioune steht zunehmend in der Kritik. Zwar stellte er sich nach der Pleite demonstrativ vor seine Mannschaft – doch seine Aussagen klangen bereits wie eine Verteidigungsrede. „Auf diese Mannschaft lasse ich nichts kommen“, betonte er, „sie hat einen super Charakter.“ Auf seine Zukunft angesprochen, sagte er nur: „Ich würde es gerne machen. Aber am Ende entscheide ich das nicht.“
Diese Entscheidung könnte nun bei Sportvorstand Klaus Allofs liegen. Der frühere Nationalspieler machte keinen Hehl daraus, dass die sportliche Lage alarmierend ist. „Natürlich hat auch der Trainer seinen Anteil daran, so wie wir alle“, erklärte Allofs. „Wir werden uns in den nächsten Tagen zusammensetzen und sehen, was das Beste für die Entwicklung ist.“
Ein Bekenntnis zu Thioune klingt anders. „Das Spiel gegen Nürnberg war kein Endspiel“, sagte Allofs zwar, schob jedoch hinterher: „Aber es ist unsere Pflicht, alles immer wieder neu zu bewerten.“ Ob Thioune die Wende schafft, steht in den Sternen. Sicher ist: Die Geduld an der Düsseldorfer Seitenlinie schwindet.
OZD
OZD-Kommentar
Das Drama von Düsseldorf ist ein Spiegelbild moderner Fußballmechanik:
Wenn die Ergebnisse fehlen, wackelt der Trainer – ganz gleich, wie viel
Substanz im Projekt steckt. Daniel Thioune hat aus einer formschwachen
Fortuna einst ein Spitzenteam geformt, doch aktuell fehlt der Mannschaft
das Feuer. Wenn Kapitän Kastenmeier öffentlich die Nerven verliert, ist
das kein Zeichen von Führungsstärke, sondern von Verzweiflung. Allofs’
Worte klingen nach einem bevorstehenden Bruch. Es wäre nicht das erste
Mal, dass ein Verein zu früh die Reißleine zieht – und danach im Chaos
versinkt.
Lesermeinungen
"Wenn selbst der Kapitän keinen Bock mehr hat, ist es höchste Zeit, etwas zu ändern."
"Thioune hat viel für die Fortuna getan – aber irgendwann ist jede Idee verbraucht."
"Allofs redet wie jemand, der schon einen Nachfolger im Kopf hat."
OZD-Analyse
Die sportliche Krise
– Fortuna hat nur einen Sieg aus den letzten fünf Spielen.
– Defensiv instabil, offensiv ohne Durchschlagskraft – das Team verliert seine Linie.
Die Trainerfrage
– Thioune steht öffentlich unter Druck, wirkt aber noch kämpferisch.
– Allofs und die Vereinsführung wollen die Lage intern analysieren – eine Entscheidung dürfte bald fallen.
Die Teamdynamik
– Kastenmeiers Wutausbruch zeigt tiefe Verunsicherung im Team.
– Wenn der Kapitän öffentlich die Geduld verliert, ist das Vertrauen in die sportliche Führung meist erschüttert.
– Die kommenden Spiele werden entscheidend: Nur Siege können Thioune retten.
– Ein Trainerwechsel wäre teuer – aber vielleicht unvermeidbar.
Wer ist Daniel Thioune?
Daniel Thioune wurde 1974 in Georgsmarienhütte geboren und ist
ehemaliger Profifußballer. Als Trainer führte er den VfL Osnabrück 2019
in die 2. Bundesliga und war später Chefcoach beim Hamburger SV. Seit
2022 steht er bei Fortuna Düsseldorf an der Seitenlinie, wo er mit
seiner ruhigen Art und klaren Spielidee schnell Sympathien gewann.
Was ist Fortuna Düsseldorf?
Fortuna Düsseldorf ist einer der traditionsreichsten Fußballvereine
Deutschlands, gegründet 1895. Der Klub spielte mehrere Jahrzehnte in der
Bundesliga und gewann 1979 den DFB-Pokal. Die Heimspiele trägt die
Fortuna in der Merkur Spiel-Arena aus, die über 54.000 Zuschauer fasst.
OZD-Extras
– In den letzten 15 Jahren hat Fortuna Düsseldorf insgesamt 14 Trainerwechsel vollzogen – nur der HSV war unruhiger.
– Daniel Thioune war bereits beim HSV nach einer Schwächephase entlassen worden – das Déjà-vu droht.
– Das Restprogramm im Oktober ist brutal: Düsseldorf trifft auf Hertha,
Paderborn und Hannover – alles Gegner aus der oberen Tabellenhälfte.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.