Erneut haben die USA vor der Küste Venezuelas ein Boot mutmaßlicher Drogenschmuggler angegriffen – und vier Menschen getötet. Nach Angaben des Pentagon handelte es sich um sogenannte „Narko-Terroristen“. US-Verteidigungsminister Pete Hegseth verkündete den Angriff am Freitag über den Onlinedienst X und erklärte, keine US-Soldaten seien verletzt worden. Das Boot habe „erhebliche Mengen an Rauschgift“ transportiert, das angeblich bestimmt gewesen sei, „US-Bürger zu vergiften“.
Doch der Angriff, der bereits der vierte dieser Art innerhalb eines Monats ist, wirft schwerwiegende Fragen auf. Insgesamt starben bei den jüngsten Operationen laut Pentagon-Angaben mindestens 21 Menschen. Das veröffentlichte Video zeigt ein Boot, das aus der Luft beschossen und anschließend in Flammen gesetzt wird – Bilder, die weniger nach gezielter Drogenbekämpfung, sondern nach militärischer Machtdemonstration aussehen.
Hegseth betonte, der Angriff habe in internationalen Gewässern stattgefunden. Doch Kritiker sprechen längst von einer gefährlichen Eskalation: Die Vereinigten Staaten führen offenkundig einen militärischen Feldzug in der Karibik, den sie als „Kampf gegen den Drogenhandel“ rechtfertigen – mit tödlichen Konsequenzen.
US-Präsident Donald Trump nannte die Aktion auf seiner Plattform Truth Social „notwendig zum Schutz amerikanischer Leben“. Nach seinen Angaben habe das getroffene Boot genug Drogen transportiert, um „50.000 Menschen zu töten“. Solche Aussagen sind jedoch Teil einer bekannten Rhetorik: Trump und seine Regierung stufen venezolanische Kartelle als „Terrororganisationen“ ein und erklären den Drogenhandel zum kriegerischen Akt gegen die USA.
Der venezolanische Präsident Nicolás Maduro sieht in den Angriffen dagegen eine gezielte Provokation. Er wirft Washington vor, mit dem Vorwand der Drogenbekämpfung eine militärische Intervention vorzubereiten, um sich Venezuelas gewaltige Ölreserven zu sichern. Die jüngsten US-Flugbewegungen mit F-35-Jets nahe der venezolanischen Küste nähren diesen Verdacht.
Die Spannungen zwischen Caracas und Washington sind gefährlich hoch. Beide Seiten beschuldigen einander der Aggression, und jede neue militärische Aktion droht, die Region in eine unberechenbare Konfrontation zu stürzen. Die Bezeichnung von Drogenbanden als „Terrororganisationen“ öffnet der US-Regierung den Weg, Angriffe ohne klare rechtliche Grundlage zu legitimieren – eine bedenkliche Entwicklung für das Völkerrecht und die Stabilität Lateinamerikas.
Was als „Anti-Drogen-Mission“ präsentiert wird, wirkt zunehmend wie ein politisch motivierter Machtkampf zwischen Washington und Caracas. Leidtragende sind nicht nur die Toten auf See, sondern auch die Bevölkerung, die inmitten geopolitischer Interessen und Propaganda vergessen wird.
OZD
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Bild: AFP