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Vom Gedenken zum Gespräch: Israel und Hamas zwischen Schmerz und Hoffnung

Zwei Jahre nach dem Hamas-Angriff trauert Israel – und zugleich verhandeln Israel und Hamas in Ägypten über Frieden. Trump spricht von „großen Fortschritten“.

Zwei Jahre nach dem brutalen Angriff der Hamas auf Israel stand das Land am Dienstag still. Um 06.29 Uhr Ortszeit, dem Moment, als am 7. Oktober 2023 der Angriff begann, legten Angehörige am Ort des Nova-Musikfestivals eine Schweigeminute ein. Dort hatten Hamas-Kämpfer mehr als 370 Menschen getötet – es wurde zu einem Symbol des Grauens.

Auch im ganzen Land gedachten Menschen der über 1200 Opfer des Angriffs. Familien, Soldaten, Überlebende – sie versammelten sich an Gedenkstätten, hielten Fotos in die Höhe, viele weinten still. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach von „einem Tag des Schmerzes, aber auch der Entschlossenheit“.

Der Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 hatte Israel ins Herz getroffen: Tausende Raketen, Angriffe auf Dutzende Orte, hunderte Tote auf einem Festival, 251 Geiseln verschleppt. Nach israelischen Angaben sind zwei Jahre später noch 47 von ihnen in der Gewalt der Hamas – mindestens 25 sollen tot sein.

Auch weltweit erinnerten Staats- und Regierungschefs an den Angriff. Bundeskanzler Friedrich Merz nannte den Tag „einen schwarzen Tag in der Geschichte des jüdischen Volkes“ und rief in einer Videobotschaft zu Solidarität mit jüdischen Bürgern auf. „Gehen Sie heute, gehen Sie morgen und übermorgen auf unsere jüdischen Bürgerinnen und Bürger zu“, sagte Merz. „Zeigen wir, dass wir an ihrer Seite stehen.“

Der britische Premierminister Keir Starmer sprach vom „schlimmsten Angriff auf das jüdische Volk seit dem Holocaust“.

Während Israel trauert, richten sich zugleich Blicke nach Ägypten. Dort sollen in Scharm el-Scheich die indirekten Gespräche zwischen Israel und der Hamas fortgesetzt werden – mit dem Ziel, den Gaza-Krieg zu beenden. Die erste Runde sei laut dem ägyptischen Sender Al-Kahera News „in positiver Atmosphäre“ verlaufen.

US-Präsident Donald Trump, der kürzlich einen 20-Punkte-Friedensplan vorgestellt hatte, zeigte sich optimistisch: „Ich denke, die Hamas hat Dingen zugestimmt, die sehr wichtig sind. Wir werden einen Gaza-Deal haben, da bin ich mir ziemlich sicher.“

Netanjahu hatte sich bei einem Washington-Besuch bereits hinter Trumps Plan gestellt, der die Freilassung aller Geiseln, die Entwaffnung der Hamas und den schrittweisen Abzug der israelischen Armee aus Gaza vorsieht. Die Hamas besteht allerdings auf Mitspracherecht bei der Verwaltung des Gazastreifens – ein zentraler Streitpunkt.

Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums wurden im Gaza-Krieg bisher über 67.000 Menschen getötet, die humanitäre Lage ist katastrophal. Doch nach Monaten der Gewalt scheint erstmals wieder eine kleine Tür offen – zwischen Erinnerung und Hoffnung, Trauer und Diplomatie.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar

Zwei Jahre nach dem dunkelsten Tag Israels ist das Land gespalten zwischen Trauer und der Frage: Wie geht es weiter? Während die Angehörigen der Opfer Kerzen entzünden, sitzen Unterhändler in Ägypten und reden mit jenen, die den Schmerz verursacht haben. Der Kontrast könnte größer nicht sein. Doch genau hier liegt die Chance. Frieden beginnt immer dort, wo er am unwahrscheinlichsten scheint. Trump nutzt diesen Moment für eine Rückkehr auf die Weltbühne – mit lautem Selbstvertrauen und einem Plan, der mehr politisches Kalkül als Vision trägt. Aber er trifft den Punkt: Ohne Bewegung auf beiden Seiten bleibt nur Wiederholung. Wenn der Dialog scheitert, droht ein dritter Gaza-Krieg – und die Erinnerung an den 7. Oktober wird zur ewigen Wunde.

Lesermeinungen

„Ich war beim Nova-Festival. Kein Tag vergeht, an dem ich nicht an die Schreie denke. Frieden ist das Einzige, was uns retten kann.“ – Dana Levi, Tel Aviv

„Trump redet von Deals, während Familien ihre Kinder betrauern. Das ist schwer zu ertragen.“ – Benjamin Adler, Berlin

OZD-Analyse

1. Der 7. Oktober – Israels Wendepunkt
Der Hamas-Angriff von 2023 gilt als Zäsur in der Geschichte Israels. Nie zuvor war das Land so überrascht, so verwundet. Der Anschlag löste den längsten Krieg seit Jahrzehnten aus.

OZD-Erklärung – Was war das Nova-Musikfestival?
Das Nova-Musikfestival war ein elektronisches Open-Air-Festival im Süden Israels, nahe der Grenze zum Gazastreifen. Am 7. Oktober 2023 griffen Hamas-Kämpfer das Gelände an und töteten über 370 Menschen.

2. Der neue Friedensplan von Donald Trump
a) Ziel – Freilassung aller Geiseln, Waffenruhe, Entwaffnung der Hamas.
b) Umsetzung – schrittweiser Abzug israelischer Truppen, internationale Kontrolle.
c) Streitpunkt – Hamas fordert politische Beteiligung an der Verwaltung Gazas.

OZD-Erklärung – Wer ist Donald Trump?
Donald J. Trump ist der 45. und 47. Präsident der Vereinigten Staaten. Nach seiner Rückkehr ins Amt im Jahr 2025 will er den Nahost-Frieden zu einem zentralen außenpolitischen Erfolg machen. Sein 20-Punkte-Plan erinnert an das Abraham-Abkommen von 2020, das er mit arabischen Staaten ausgehandelt hatte.

3. Die Lage in Gaza
– Laut Hamas wurden über 67.100 Menschen getötet.
– Medizinische Versorgung und Infrastruktur liegen am Boden.
– Internationale Organisationen warnen vor Hungersnot und Epidemien.

OZD-Erklärung – Was ist Scharm el-Scheich?
Der ägyptische Badeort am Roten Meer dient seit Jahrzehnten als diplomatischer Treffpunkt. Schon Camp-David-ähnliche Verhandlungen fanden dort statt. Heute ist er erneut Schauplatz eines möglichen historischen Friedens.

4. Ausblick
Wenn Israel und Hamas tatsächlich eine Einigung erzielen, wäre das der erste greifbare Schritt Richtung Stabilität seit zwei Jahren. Doch der Frieden bleibt fragil – wie das Gedenken selbst: still, verletzlich, von Hoffnung getragen.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.

Titelbild: AFP