Rebhuhn zum Vogel des Jahres 2026 gewählt – ein Symbol für verlorene Lebensräume
Es ist ein kleiner, unscheinbarer Vogel – und doch steht er für ein großes Problem. Das Rebhuhn wurde zum Vogel des Jahres 2026 gewählt. In der Publikumsabstimmung des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) setzte es sich vor der Amsel und der Waldohreule durch. Doch Grund zur Freude gibt es kaum: Der Bestand des Rebhuhns in Deutschland ist seit 1980 um 87 Prozent eingebrochen – eine Zahl, die ein leises, aber deutliches Alarmsignal sendet.
Ein Vogel verschwindet – und mit ihm die Vielfalt der Felder
Was einst selbstverständlich war – flatternde Rebhühner in der Feldflur –, ist heute zur Seltenheit geworden. Die Ursachen sind bekannt: Monokulturen, Pestizide und der Verlust von Hecken, Feldrändern und Brachen haben den Lebensraum des Feldbewohners zerstört. Das Rebhuhn ist damit nicht nur Opfer, sondern Symbol einer fehlgeleiteten Agrarpolitik, die über Jahrzehnte Produktivität über Biodiversität stellte.
Der NABU fordert ein Umdenken: mehr Brachen, mehr Blühstreifen, weniger Chemie. Was wie eine technische Debatte klingt, ist in Wahrheit eine Frage der ökologischen Zukunft. Denn wo das Rebhuhn verschwindet, folgt ihm bald eine ganze Kette anderer Arten – von Insekten bis zu Greifvögeln.
Der stille Kulturfolger
Ursprünglich lebte das Rebhuhn in den Steppen Eurasiens. Als sogenannter Kulturfolger passte es sich den vom Menschen geschaffenen Ackerlandschaften an – und wurde Teil unserer agrarischen Mitwelt. Nun zeigt sich: Der Mensch hat die Bedingungen so stark verändert, dass selbst dieser anpassungsfähige Vogel kaum noch überlebt. Ein stiller Rückzug, fast unbemerkt – und doch ein Menetekel.
Kommentar: Das Rebhuhn ruft – wir hören es kaum noch
Dass ausgerechnet das Rebhuhn zum Vogel des Jahres gewählt wurde, ist keine Nostalgieentscheidung, sondern eine Mahnung. Es steht für das große Schweigen der Felder. Wo früher Summen, Singen und Rascheln war, herrscht vielerorts akustische Leere.
Der Vogel des Jahres 2026 ist damit nicht nur ein Tierporträt, sondern ein politisches Statement: gegen die Entfremdung zwischen Landwirtschaft und Natur. Der Ruf des Rebhuhns, ein kehliges „kirrik“, ist heute selten geworden – aber wer ihn hört, hört auch die Stimme einer Landschaft, die um Balance bittet.
Mehr als ein Naturschutzsymbol
Die jährliche Wahl des NABU und des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz (LBV) hat Tradition seit 1971. Doch selten war sie so aktuell wie heute. Das Rebhuhn steht für ein Zukunftsthema, das weit über Ornithologie hinausreicht: Wie wollen wir unsere Landschaft nutzen – und was darf dabei verloren gehen?
Die Antwort beginnt vielleicht mit einem einfachen Satz: Schützt die Brachen – damit das Rebhuhn bleibt.
OZD
Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP