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Nach dem Wahnsins Chaos: Bahn friert Ticketpreise im Fernverkehr ein

Erstmals seit sechs Jahren verzichtet die Deutsche Bahn auf Preiserhöhungen im Fernverkehr. Nach massiven Störungen und Baustellen sollen stabile Preise das Vertrauen der Fahrgäste zurückgewinnen.

Die Deutsche Bahn zieht die Notbremse beim Preisrad: Zum diesjährigen Fahrplanwechsel im Dezember bleiben die Ticketpreise im Fernverkehr erstmals seit sechs Jahren stabil. „Die Einstiegspreise für die Spar- und Flexpreise und auch die Preise für die Bahncards werden nicht steigen“, erklärte Konzernsprecher Achim Stauß am Freitag in einer Videobotschaft.

Als Grund nannte Stauß die schwierige Lage des Unternehmens und die massiven Einschränkungen im Bahnverkehr. „Wir wollen mit stabilen Preisen ein klares Zeichen setzen, denn gerade in diesem Jahr sind sehr viele Züge ausgebremst worden durch den schlechten Zustand des Schienennetzes“, sagte er. Viele Fahrgäste hätten längere Wege und Wartezeiten wegen kurzfristiger Baustellen hinnehmen müssen.

Zudem spiele die Wirtschaftlichkeit eine Rolle. „Wenn jetzt Fahrgäste auf andere Verkehrsmittel umsteigen würden, wäre das nicht nur schlecht für die wirtschaftliche Lage der DB, sondern auch schlecht für die Umwelt“, betonte der Bahnsprecher.

Der neue Fernverkehrsfahrplan gilt ab dem 14. Dezember. Die Bahn will dabei das Angebot auf stark frequentierten Strecken ausweiten, während auf weniger genutzten Verbindungen der Takt reduziert wird. Buchungen sind ab dem 14. Oktober möglich.

In den vergangenen Jahren hatte die Bahn die Preise regelmäßig erhöht. 2023 etwa stiegen die Flexticketpreise um durchschnittlich 5,9 Prozent, auch BahnCards und Fahrradtickets wurden teurer. Diesmal soll laut Bahn „auch im Kleingedruckten“ alles unverändert bleiben.

Die Preisstabilität gilt allerdings nur für den Fernverkehr. Im Regionalverkehr entscheiden die Verkehrsverbünde selbst über Tarife. Viele kleinere Anbieter nutzen den sogenannten Deutschlandtarif – dieser steigt zum 14. Dezember um 5,4 Prozent. Auch das Deutschlandticket wird ab Jahreswechsel teurer und kostet künftig 63 statt 58 Euro im Monat. ozd


OZD-Kommentar:
Die Bahn versucht, Vertrauen zurückzugewinnen – und wählt dafür den einzig richtigen Weg: keine Preiserhöhungen nach einem Jahr voller Pannen, Verspätungen und Frust. Doch ein eingefrorener Fahrpreis ersetzt kein funktionierendes Schienennetz. Solange marode Gleise, Stellwerksausfälle und fehlende Pünktlichkeit den Alltag prägen, bleibt der Preisstopp nur Symbolpolitik. Wer wirklich ein Zeichen setzen will, muss das Vertrauen nicht mit Worten, sondern mit Taten auf den Gleisen zurückerobern.





Mini-Infobox:

Gültigkeit: Neuer Fahrplan ab 14. Dezember

Ticketpreise: Keine Erhöhungen bei Flex-, Sparpreisen oder Bahncards

Letzte Preiserhöhung: 2023 um durchschnittlich 5,9 Prozent

Regionalverkehr: Preiserhöhungen von 5,4 Prozent beim Deutschlandtarif

Deutschlandticket: Steigt auf 63 Euro im Monat


OZD-Analyse:

Strategische Entscheidung
– a) Bahn signalisiert Kundenorientierung nach Krisenjahr.
– b) Stabilität soll Vertrauen nach massiven Pannen zurückbringen.
– c) Wirtschaftliche Gründe: Fahrgastverluste sollen vermieden werden.

Auswirkungen auf den Markt
– a) Konkurrenzdruck durch Fernbusse und Billigflüge bleibt hoch.
– b) Stabile Preise könnten Ticketnachfrage vor Weihnachten erhöhen.
– c) Regionalverkehr bleibt Schwachstelle durch externe Preissteigerungen.

Perspektive 2025
– a) Netzmodernisierung als größtes Nadelöhr.
– b) Preisstabilität nur dann glaubwürdig, wenn Pünktlichkeit steigt.
– c) Politischer Druck wächst – Investitionen müssen sichtbar werden.




Was ist der Fahrplanwechsel der Deutschen Bahn?
Der Fahrplanwechsel findet jährlich im Dezember statt und bringt neue Verbindungen, Taktänderungen und meist auch Preisänderungen. Dieses Jahr verzichtet die Bahn erstmals seit 2018 auf Preisanpassungen im Fernverkehr.

Was ist der Deutschlandtarif?
Der Deutschlandtarif ist ein gemeinsames Preissystem für viele regionale Verkehrsunternehmen außerhalb des DB-Fernverkehrs. Er gilt in Kombination mit Verbundtarifen und wird zentral festgelegt – unabhängig von der Deutschen Bahn AG.

OZD-Extras:
Bonus: Laut internen DB-Angaben sollen 2025 über 2.000 Kilometer Schiene erneuert werden – der größte Instandhaltungsplan seit Bestehen des Unternehmens.**

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.