Bei seinem Antrittsbesuch in Sachsen hat Bundeskanzler Friedrich Merz das Bildungszentrum „njumii“ der Handwerkskammer Dresden besucht. Im Anschluss hat er in seinem Statement die Bedeutung des Handwerks für die Zukunft Deutschlands hervorgehoben.
Im Rahmen seines Antrittsbesuchs in Sachsen hat Bundeskanzler Friedrich Merz das Bildungszentrum der Handwerkskammer Dresden „njumii“ besucht. An den Standorten Dresden und Pirna bietet die Kammer ein breites Spektrum an Aus- und Fortbildungskursen für Handwerksberufe an. Hier werden junge Menschen ausgebildet, Meisterprüfungen vorbereitet und Fortbildungen durchgeführt.
Der Bundeskanzler sprach mit Meisterschülerinnen und -schülern, die sich auf ihre Prüfungen vorbereiten, und zeigte sich beeindruckt von ihrem Engagement und ihrer Leidenschaft. „Sie sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft“, sagte Kanzler Merz in seinem Statement. Das Handwerk sei Arbeitgeber, Ausbilder sowie Partner der Politik, das jungen Menschen zukunftssichere und anspruchsvolle Berufe mit hervorragenden Perspektiven und Karrieremöglichkeiten biete.
Lesen Sie hier die Mitschrift der Pressestatements:
Ministerpräsident Winfried Kretschmer:
Bedankt für den Besuch beim Bundeskanzler habe ich mich schon. Man spürt eine große Freude und auch eine große Gemeinschaft. Danke, dass wir hier bei der Handwerkskammer in Dresden zu Gast sein dürfen! Jörg Dittrich, wir sind stolz darauf, dass du der Präsident des deutschen Handwerks bist. Mir fällt in diesen Situationen immer der Satz ein, etwas umgewandelt: Als das deutsche Handwerk blühte, blühte auch das Land. Jetzt ist es genauso. Wir spüren es in den Schulen und in den Ausbildungsverträgen. Das Handwerk bekommt immer mehr goldenen Boden.
Wir wollen mit diesem Besuch auch ausdrücken: Interessiert euch für einen Handwerksberuf! Kannst du was, dann bist du was, das habe ich in meiner Jugend oft gehört. Wenn man die jungen Leute heute hier sieht, die entweder in der Berufsorientierung sind und genau wissen, dass sie einmal einen Handwerksberuf ergreifen wollen, oder jetzt schon in der Meisterausbildung sind, dann weiß man, für wen man Politik macht und dass wir mit unserer bürgerlichen, konservativen Haltung genau richtig sind. Leistung muss sich lohnen. Diejenigen, die etwas bewegen, die etwas tun, die für andere Arbeitgeber sind, müssen das am Ende auch merken. Der Staat soll am besten das tun: nicht im Weg stehen.
Mit dem, was wir heute in der Staatsregierung zusammen mit dem Bundeskanzler besprochen haben, sind wir, denke ich, genau auf dem richtigen Weg. Danke, dass wir das so erleben können! Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass wir ein starkes Land sind, ein Land, in dem sich Leistung lohnt und in dem Unternehmertum und Selbstständigkeit auch honoriert wird! Der Besuch hier, den wir gemeinsam vereinbart haben, soll diese Wertschätzung für das Handwerk und unsere Überzeugung ausdrücken, dass es sich gerade in dieser Zeit lohnt, eine duale Ausbildung zu beginnen und im Handwerk seine Zukunft zu suchen.
Jörg Dittrich:
Dass die jungen Meisterinnen und Meister dem Ministerpräsidenten Euphorie zurückgeben konnten, freut mich sehr. Das hat man deutlich gespürt. Das macht das Handwerk. Herr Bundeskanzler, recht herzlichen Dank, dass Sie hergekommen sind! Ich habe es heute schon in einem anderen Interview gesagt: Wir haben den Bundeskanzler gar nicht eingeladen. Das Bundeskanzleramt hat angerufen. Wir freuen uns selbstverständlich, dass er hergekommen ist. Es war sein ausdrücklicher Wunsch, nicht nur die Staatsregierung und die Industrie zu besuchen, sondern zu zeigen, dass die Regierung für den Mittelstand und für das Handwerk da sein möchte.
Die Wirtschaftsdaten brauche ich Ihnen nicht vorzubeten. Sie sind eher deprimierend und nicht euphorisch, egal ob es um den Innovationsindex geht oder die Stagnation. Auch im Handwerk sind Arbeitsplätze verloren gegangen. Wir brauchen weitere Reformen, nicht um der Reform willen, sondern weil wir nur mit Wachstum unsere sozialen Sicherungssysteme und auch die Sicherheit bezahlen können.
Dazu zählen gerade bei den sozialen Sicherungssystemen die ominösen 40 Prozent an Sozialabgaben. Wir sind jetzt bei fast 43 Prozent. Für das Handwerk ist es wichtig, sich das Ziel zu setzen, diesbezüglich wieder in eine andere Richtung zu kommen. Energie, klar, aber wie es der Ministerpräsident gerade gesagt hat: Leistung muss sich wieder lohnen, und zwar auch, damit Arbeit eine Sicherheit gibt. Wir müssen auch solidarisch mit denen sein, die gerade in Gefahr sind, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. In Amerika ist die Wirtschaft in den letzten fünf Jahren um 15 Prozent gewachsen. Wenn wir nur die Hälfte davon gehabt hätten, dann brauchten wir heute kein Sondervermögen für Investitionen aufzunehmen. Das macht deutlich, wie wichtig es ist, dass wir Wachstum zurückbekommen.
Der zweite Punkt, den wir an diesem Besuch deutlich sehen, ist, dass der Mittelstand und das Handwerk das Alleinstellungsmerkmal Deutschlands sind. Ja, wir haben tolle Universitäten und eine tolle Industrie, aber wir haben eben auch einen Mittelstand und ein Handwerk, um das uns andere beneiden. Dieses Handwerk hat – ich zitiere den Bundeskanzler – lebenslang Deutschland gebucht. Gerade deswegen ist es so wichtig, Dinge zu tun.
Deswegen noch etwas Positives: Ich bedanke mich bei der Bundesregierung und beim Bundeskanzler dafür, dass im Vergabebeschleunigungsgesetz das Primat der Teillosvergabe für die Mittelständler und für die Betriebe erhalten werden soll. Ich bitte herzlich darum, dass auch Ministerpräsident Kretschmer seinen Einfluss geltend macht, dass wir die Versuche einzelner Bundesländer, das Primat der Teillosvergabe zu attackieren, zurückweisen. Es kann nicht sein, dass das Handwerk Ausbildungsplätze stellen, integrieren, Trikots für den Fußballverein spenden und auch der Bundeswehr zur Seite stehen soll, dass es aber an den Aufträgen nicht teilhaben darf. Deswegen herzlichen Dank für den Vorschlag des Bundeskanzlers und der Bundesregierung und die klare Aufforderung an die Länder, das auch zu unterstützen!
Der Bundeskanzler hat an die Europäische Union geschrieben. Das ist ein Thema, das das Handwerk genauso umtreibt. Auch für diese Initiative möchte ich mich bedanken. Europa ist so dringend notwendig wie nie. Aber es darf keine Normproduktionsfabrik sein.
Der dritte Punkt im Handwerk ist ganz klar die Ausbildung. Sie liegt in Deutschland in der Hand der Wirtschaft. Auch das ist ein Alleinstellungsmerkmal, und es ist nicht mehr genügend Leuten bewusst, dass das hauptsächlich im Ehrenamt passiert, von selbstständigen Meisterinnen und Meistern, die hier in solchen Bildungszentren als Dozenten arbeiten und in Prüfungsausschüssen tätig sind.
Wir haben hier ein modernes Bildungszentrum, einen Benchmark für Deutschland, aber wir haben auch eine Bedarfsanmeldung des deutschen Handwerks für die Bildungszentren in ganz Deutschland in Höhe von inzwischen 3,6 Milliarden Euro. Für eine echte Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung müssen diese Bildungszentren saniert werden, und, ja, das gesamte Handwerk steht bereit, den Aufschwung in Deutschland wieder mit voranzutreiben. Dazu brauchen wir eine Kultur des Ermöglichens, des Zutrauens.
Weil der Ministerpräsident damit angefangen hat, möchte ich auch mit Richard Wagner enden:
„Kindtauf’, Geschäfte, Zwist und Streit:
denen’s dann noch will gelingen,
ein schönes Lied zu singen,
seht, Meister nennt man die.“
Ich hoffe, dass der Bundeskanzler auch Meister wird. Vielen Dank!
Bundeskanzler Friedrich Merz:
Zunächst einmal, meine Damen und Herren, will ich die Gelegenheit nutzen, mich doch noch einmal sehr herzlich bei der Staatsregierung und bei Ministerpräsident Michael Kretschmer persönlich für die Einladung nach Sachsen zu bedanken. Ich bin wirklich ausgesprochen gern hierhergekommen, und es war in der Tat mein Wunsch, dass ich nicht nur wie in allen anderen Ländern auch mit dem Landeskabinett eine Stunde verbringe, sondern dass ich auch gerade hier in Sachsen eine solche überbetriebliche Ausbildungsstätte besuche, weil ich zu den wirklich großen Befürwortern der dualen Ausbildung in Deutschland gehöre und auch gerade sehe, was hier im Handwerkskammerbezirk Dresden geleistet wird.
Ich will nicht verheimlichen, lieber Herr Dittrich, dass wir beide uns gut kennen. Sie waren auch vor gar nicht langer Zeit in meinem Bundestagswahlkreis zu Besuch, um dort „125 Jahre Handwerkskammer Südwestfalen“ zu ehren und die Festansprache zu halten. Ich habe auch bei dieser Gelegenheit wieder viele Gemeinsamkeiten festgestellt, die uns auch wirtschaftspolitisch miteinander verbinden, gerade weil wir die überbetriebliche Ausbildung als etwas so ungeheuer Wichtiges ansehen.
Meine Damen und Herren, das ist keine politische Rhetorik. Es beneiden uns viele Länder auf der Welt um dieses Modell, das wir jetzt seit mehr als 100 Jahren in Deutschland haben. Es ist oft versucht worden, es zu kopieren. Es ist praktisch nirgendwo gelungen, weil dort einfach die Strukturen und die Traditionen fehlen. Wir haben die Strukturen, und das sind genau solche Institutionen wie dieses Berufsbildungszentrum, in dem wir heute sind und das ich Gelegenheit hatte, mir heute anzuschauen.
Eine Ausbildung im Handwerk bietet, und darauf haben beide hingewiesen, der Ministerpräsident wie auch der Kammerpräsident, jungen Menschen zukunftssichere und anspruchsvolle Berufe und Ausbildungsmöglichkeiten mit Karrieremöglichkeiten, wie sie in vielen akademischen Berufen einfach nicht bestehen. Ich will auch einmal Dank sagen an diejenigen, die heute hier aus der Praxis der beruflichen Bildung dabei gewesen sind. Was mich besonders gefreut hat, war, zu hören, dass unter den jungen Menschen, die ich getroffen habe, viele dabei waren, die auch entschlossen sind, sich selbstständig zu machen. Eine marktwirtschaftliche Ordnung lebt von Unternehmerinnen und Unternehmern. Sie lebt von Selbstständigen, die bereit sind, auch in die Selbstständigkeit zu gehen und dies dann auch mit dem Meisterbrief zu verbinden. Das Handwerk ist in Deutschland ein großer Arbeitgeber und als Ausbilder und als Ansprechpartner auch für die Politik ein wichtiger Gesprächspartner. Wir schätzen diese Partnerschaft, und ich möchte sie gerne auch weiter fortsetzen.
Herr Dittrich, Sie sind ja nicht nur Präsident in Dresden, sondern Sie sind auch der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerkes. Lassen Sie mich diese Gelegenheit nutzen, Ihnen ganz herzlich für die Gespräche zu danken, die wir in den letzten Monaten und ja auch schon in den letzten Jahren führen konnten. Ich weiß Sie zu schätzen als einen ernsthaften, seriösen Gesprächspartner, der diesen wichtigen Teil unserer Volkswirtschaft vertritt. Sie können sich auch in Zukunft darauf verlassen, dass wir immer ein offenes Ohr für Sie haben, weil wir wissen, dass Sie stellvertretend für viele Hunderttausend Unternehmen sprechen, für viele Hunderttausend Handwerksbetriebe, für viele Hunderttausend Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die auch als Ausbilder und als Ansprechpartner für die Politik zur Verfügung stehen.
In diesem Sinne noch einmal herzlichen Dank! Ich wünsche den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieses Zentrums weiter viel Erfolg bei ihrer Arbeit, und ich wünsche vor allen Dingen all denjenigen, die die Ausbildung machen, die in den Beruf gehen, die in die berufliche Bildung gehen, die später dann auch in die Meisterklassen und in die Ausbildung bis hin zum Meister gehen, einfach viel Erfolg. Sie sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Ohne Sie gäbe es den Erfolg unserer Volkswirtschaft nicht. Wir sind in den letzten Jahrzehnten so stark geworden, weil es diesen Mittelbau und weil es diese Unternehmerinnen und Unternehmer im Handwerk gibt, und Sie können sich darauf verlassen, dass die Bundesregierung Sie auch weiter im Blick hat und dafür sorgen will, dass die Rahmenbedingungen für Ihre Tätigkeit in den nächsten Jahren und Jahrzehnten wieder besser werden. Wir brauchen Sie, und Sie können sich darauf verlassen, dass wir das wissen und dass ich das auch heute Abend mit nach Berlin nehme. Ganz herzlichen Dank!
Frage: Herr Bundeskanzler, heute haben sich in der Stadtbilddebatte 60 Frauen in einem offenen Brief an Sie gewandt und mehr Sicherheit gefordert. Werden Sie auf die Forderung eingehen? Wo sehen Sie Handlungsbedarf?
Was halten Sie im Übrigen von der Idee eines Stadtbildgipfels, den die SPD eingebracht hat?
Bundeskanzler Merz: Frau Kollegin, ich bin heute bei der Handwerkskammer Dresden, um mich mit den Themen, die die Menschen wirklich in der Breite und Tiefe beschäftigen, zu befassen und darüber zu sprechen, wie wir Ausbildung verbessern können, wie wir Berufserfahrung nutzen können, wie wir junge Menschen und auch junge Frauen dazu motivieren können, in die Handwerksberufe zu gehen. Das ist hier das Hauptthema meines heutigen Besuches.
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
Foto: Bundesregierung/Sandra Steins
Alle Angaben ohne Gewähr.
