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Mainz stellt sich vor „Rüpel“ Kohr – trotz Rot-Rekord stehen die Mitspieler hinter ihm

Nach seinem neuen Platzverweis-Rekord steht Dominik Kohr erneut am Pranger – doch Mainz 05 verteidigt seinen Mittelfeldkämpfer entschieden. Von Absicht könne keine Rede sein, betont das Team.

Die Mainzer stellten sich demonstrativ vor ihren vielgescholtenen Mittelfeldkämpfer Dominik Kohr, nachdem der 30-Jährige beim 1:1 gegen Hoffenheim in der 88. Minute nach Videobeweis die Rote Karte gesehen hatte. Sein Foul gegen Max Moerstedt fiel heftig aus, doch für seine Kollegen ist die Sache klar: Kohr sei kein Rüpel, sondern ein Spieler mit großem Kämpferherz.

„Der Treffer ist ohne Frage sehr übel. Ich kenne Dome, er ist ein guter Mensch“, sagte Torschütze Danny da Costa. Kohr habe lediglich versucht, einen Pass abzufangen – „und kommt in dem Moment zu spät“. Da Costa betonte, er sei froh, dass Moerstedt unverletzt blieb. Gleichzeitig verwies er darauf, dass Kohrs Ruf als Liga-Rüpel aus seiner Sicht unfair sei.

Mit seinem neunten Platzverweis zog Kohr in der Bundesliga-Statistik an Jens Nowotny und Luiz Gustavo vorbei. Sechsmal sah er Gelb-Rot, dreimal glatt Rot. „Es war nicht sein erster Platzverweis. Aber da war nichts dabei, was mit böswilliger Absicht passiert ist“, sagte da Costa weiter.

Auch Sportdirektor Niko Bungert sprang seinem Spieler bei. Kohr sei „keiner, der sowas mit Absicht macht“. Er spiele hart, aber nicht unfair – und manchmal entstünden dadurch Situationen, die eskalierten. Im Team betone man immer wieder, dass Kohr als „Rüpel der Liga“ dargestellt werde, doch dieses Bild sei verzerrt.

Kohr selbst äußerte sich zunächst nicht, bekam jedoch die Rückendeckung, die ihm wohl am meisten hilft: jene aus der eigenen Kabine.

OZD / ©AFP.

OZD-Kommentar

Wenn ein Spieler neun Platzverweise sammelt, klingeln in der Bundesliga alle Alarmglocken. Und doch zeigt der Fall Kohr, wie verzerrt Außenwahrnehmung und Innenperspektive auseinanderklaffen können. Ja, das Foul war hart, ja, der rote Karton verdient. Aber daraus ein Feindbild zu basteln, ist billig. Mainz verteidigt Kohr, weil er einer ist, der sich in jeden Zweikampf wirft, der für seine Mannschaft rennt und der keine Absicht kennt, Gegner zu verletzen.
Die eigentliche Herausforderung liegt anderswo: Wie weit darf „Härte“ im modernen Fußball gehen, bevor sie zur Gefahr wird? Und wie viel Raum bleibt Spielern mit robustem Stil, ohne dass sie medial an den Pranger gestellt werden? Kohr ist kein Engel, aber auch kein Schläger – er steht für eine Fußballgeneration, die zwischen Kampfgeist und Regelwerk zerrieben wird.

Mini-Infobox

Dominik Kohr kassierte seinen 9. Platzverweis

Rekord: 6 Gelb-Rote, 3 Rote Karten

Mainz 05 verteidigt Kohr gegen „Rüpel“-Vorwurf

Keine Verletzung bei Hoffenheims Max Moerstedt

Foul geschah laut Team „ohne Absicht“


OZD-Analyse

Bedeutung des Kohr-Falls
– Kohrs Rot-Rekord sorgt für bundesweite Debatten.
– Mainz versucht, Narrative zu korrigieren, die sich über Jahre aufgebaut haben.
– Die Reaktionen zeigen, wie sensibel das Thema Zweikampfverhalten geworden ist.

Stil und Risiko eines physisch spielenden Mittelfeldmanns
– a) Zweikampfintensität –
– Kohr sucht aktiv den Kontakt und riskiert dadurch häufiger Fouls.
– b) Geschwindigkeit des modernen Spiels –
– Harte Aktionen wirken gefährlicher, da das Tempo höher geworden ist.
– c) Schiedsrichterfokus –
– Spieler mit Ruf geraten schneller in den Blick der VAR-Kameras – ein Teufelskreis.

Psychologie und Teamdynamik
– Mainz stärkt Kohr, um das Teamgefüge zu schützen.
– Spieler mit „Rüpel-Image“ können intern Integrationsfiguren sein.
– Mediennarrative beeinflussen die Außendarstellung stärker als je zuvor.

Erklärungen 

Wer ist Dominik Kohr?

Dominik Kohr ist ein defensiver Mittelfeldspieler des 1. FSV Mainz 05, bekannt für seinen körperbetonten Stil. Zuvor spielte er unter anderem für Leverkusen, Augsburg und Frankfurt. Seine vielen Platzverweise resultieren aus seiner robusten Spielweise, nicht aus fehlender Fairness.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.

Was ist eine Gelb-Rote Karte?

Eine Gelb-Rote Karte bedeutet den Platzverweis nach zwei verwarnungswürdigen Aktionen. Sie wird häufiger vergeben als ein direkter Platzverweis und gilt als Hinweis für wiederholte Unsportlichkeit oder taktische Fouls.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.

OZD-Extras

Extra: Die häufigsten Gründe für Platzverweise in der Bundesliga
Meist führen taktische Fouls, grobe Unsportlichkeit oder überhartes Einsteigen zu Platzverweisen. VAR-Entscheidungen haben die Zahl der Roten Karten für gefährliches Spiel deutlich erhöht.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.