Die jährliche Truthahn-Begnadigung im Weißen Haus ist eigentlich ein humorvoller, unpolitischer Termin. Doch US-Präsident Donald Trump verwandelte die Tradition erneut in eine Bühne für seine Angriffe auf führende Demokraten. Unter Gelächter des Publikums erklärte Trump, er hätte die beiden Truthähne am liebsten „Chuck und Nancy“ getauft – in Anspielung auf Chuck Schumer und Nancy Pelosi. „Aber dann wurde mir klar, dass ich sie nicht begnadigen würde. Ich würde diese beiden niemals begnadigen“, sagte er im Rosengarten.
Trump-nahe Kanäle griffen den Auftritt sofort auf und verbreiteten Videos unter Titeln wie „Trump röstet Pelosi und Schumer“. Die Spitzen der Demokraten gehörten seit Jahren zu Trumps bevorzugten Angriffszielen. Im Streit um politische Personalentscheidungen hatte er Schumer schon im August aufgefordert, „zur Hölle zu fahren“. Pelosi bezeichnete er wiederholt als „verrückte Nancy“ und „Feind im Inneren“.
Pelosi zählt seit Langem zu Trumps schärfsten Kritikerinnen. Ihr symbolträchtiger Auftritt 2020, als sie Trumps Rede zur Lage der Nation vor laufenden Kameras zerriss, gilt bis heute als einer der erinnerungswürdigsten politischen Momente seiner ersten Amtszeit. Anfang November kündigte die 85-Jährige ihren Abschied aus dem Repräsentantenhaus an – ein Schritt, der für Trump jedoch keine Hemmung darzustellen scheint, weiterhin scharf gegen sie auszuteilen.
Trumps rüder Umgang mit politischen Gegnern ist längst Teil seines politischen Markenkerns. Erst kürzlich drohte er mehreren demokratischen Abgeordneten wegen eines Videos zur Verweigerung „illegaler Befehle“ mit der Todesstrafe. Parallel überzieht er Kritiker weiter mit Klagen – juristische Fronten, die seine zweite Präsidentschaft maßgeblich prägen.
Thanksgiving ist für viele US-Bürger das wichtigste Familienfest des Jahres, und die Begnadigung zweier Truthähne zählt seit Jahrzehnten zu den festen Ritualen amerikanischer Präsidenten. Die beiden diesjährigen Tiere tragen die Namen Waddle und Gobble und können sich nun auf ein ruhiges Leben in ihrem Heimatstaat North Carolina freuen – weit entfernt vom politischen Schlagabtausch in Washington, den Trump auch an diesem Tag nicht ruhen ließ.
OZD
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