Die jüngsten Attacken in Kiew und im Süden Russlands machen erneut deutlich, wie fragil die diplomatischen Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Kriegs bleiben. Während Delegationen aus den USA, der Ukraine und Europa in Genf über eine überarbeitete Fassung des US-Friedensplans berieten, eskalierte die Lage militärisch erneut – ein Muster, das seit Monaten jeden Fortschritt überschattet.
In Kiew trafen nächtliche russische Angriffe laut Militärverwaltung mehrere Wohngebiete. Sechs Menschen wurden getötet, mindestens drei verletzt. Wieder einmal zeigte sich, wie tief der Krieg inzwischen in die urbane Realität der Hauptstadt eingeschrieben ist: Sirenen, Explosionen, Menschen auf der Flucht in Schutzräume. Das Energieministerium sprach von einem „massiven Angriff“ auf kritische Infrastruktur – ein Hinweis darauf, dass Russland weiterhin gezielt die Energieversorgung des Landes schwächt.
Auch Moskau meldete erneut Opfer: In der Region Rostow starben nach Angaben des Gouverneurs drei Menschen bei ukrainischen Angriffen, während die benachbarte Region Krasnodar von einigen der „massivsten“ Attacken seit Kriegsbeginn sprach. Das russische Verteidigungsministerium rühmte sich, 249 ukrainische Drohnen abgeschossen zu haben – eine Zahl, die vor allem eines zeigt: Die Drohnenkriegsführung bleibt ein zentraler Faktor in diesem Konflikt.
Gleichzeitig ringen Diplomaten um Lösungen. Der ursprüngliche US-Plan hatte weitreichende Zugeständnisse der Ukraine gefordert – darunter Gebietsabtretungen und eine Begrenzung ihrer Streitkräfte. Dass diese Forderungen in Genf auf entschiedenen Widerstand stießen, war absehbar. Der Krieg dauert zu lange, die Frontlinien sind zu verhärtet, und das Vertrauen in russische Sicherheitsgarantien ist bei Kiew praktisch nicht vorhanden.
Während die Europäer eine überarbeitete Version des Plans vorbereiteten, wies Russland angebliche Gegenvorschläge schon im Vorfeld als „nicht konstruktiv“ zurück. Dass das Weiße Haus sich gleichzeitig gegen Vorwürfe verteidigen musste, US-Präsident Donald Trump neige zu sehr den russischen Positionen zu, zeigt, wie angespannt das politische Umfeld inzwischen auch jenseits Europas ist.
Die sogenannte Koalition der Willigen – rund 30 Staaten, darunter die USA – beriet am Dienstag virtuell über die Ergebnisse der Genfer Gespräche. Doch klar ist: Solange auf dem Schlachtfeld weiter gestorben wird, bleibt jeder diplomatische Fortschritt brüchig. Die Ereignisse der Nacht haben das erneut auf drastische Weise vor Augen geführt.
OZD
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