Nur wenige Stunden nach neuen Gesprächen in den USA über ein mögliches Ende des Ukraine-Krieges ist in Moskau ein hochrangiger russischer Militär getötet worden. Generalleutnant Fanil Sarwarow, Mitglied des russischen Generalstabs, kam durch die Explosion einer Autobombe ums Leben. Der russische Ermittlungsausschuss leitete ein Verfahren wegen Mordes ein und erklärte, eine der Spuren deute auf mögliche Verbindungen zu „ukrainischen Spezialeinheiten“ hin. Eine Stellungnahme aus Kiew lag zunächst nicht vor.
Der 56-Jährige leitete die operative Ausbildungsabteilung des russischen Generalstabs. Nach Angaben der Behörden war der Sprengsatz unter seinem geparkten Fahrzeug in einem Wohnviertel im Süden Moskaus angebracht worden. Sarwarow wurde bei der Explosion schwer verletzt und erlag wenig später seinen Verletzungen. Der Kreml teilte mit, dass Präsident Wladimir Putin umgehend über den Anschlag informiert worden sei.
Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachteten am Tatort Ermittler, die einen völlig zerstörten weißen SUV untersuchten. Augenzeugen berichteten von einem lauten Knall und Erschütterungen. „Die Fenster zitterten, es war klar, dass es eine Explosion war“, sagte ein Anwohner. „Das ist der Preis des Krieges.“
Sarwarow war an mehreren militärischen Einsätzen Russlands beteiligt. Laut seiner offiziellen Biografie kämpfte er in den Kriegen in Tschetschenien, kommandierte russische Truppen in Syrien und war seit 2022 auch am Krieg gegen die Ukraine beteiligt. Seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 wurden wiederholt russische Militärangehörige und Funktionsträger bei Anschlägen in Russland getötet. In mehreren Fällen bekannte sich die Ukraine zu solchen Aktionen.
Der Anschlag fällt in eine Phase intensiver diplomatischer Bemühungen. Am Wochenende hatten in Miami getrennte Gespräche ukrainischer und russischer Unterhändler mit Vertretern der USA stattgefunden. Sowohl Washington als auch Moskau sprachen anschließend von „konstruktiven“ Gesprächen. OZD
OZD-Kommentar – Gewalt spricht lauter als Diplomatie
Während Diplomaten verhandeln, explodieren in Moskau Autobomben. Der Tod eines Generals im Herzen der russischen Hauptstadt ist mehr als ein Anschlag – er ist ein Signal. Wer auch immer dahintersteckt, demonstriert, dass der Krieg längst tief ins Hinterland getragen wurde. Solche Taten vergiften jedes Verhandlungsfenster und erhöhen den Druck auf politische Entscheidungsträger. Frieden lässt sich nicht verhandeln, wenn parallel gezielte Tötungen stattfinden – sie sind der Beweis, wie weit der Konflikt bereits eskaliert ist.

Mini-Infobox
Opfer: Generalleutnant Fanil Sarwarow
Tatort: Wohnviertel im Süden Moskaus
Tatmittel: Autobombe
Zeitpunkt: Parallel zu Ukraine-Diplomatie in den USA
OZD-Analyse
Sicherheitslage in Russland
a) Anschläge erreichen das militärische Machtzentrum
b) Zunehmende Verwundbarkeit hochrangiger Funktionäre
c) Signal wachsender innerer Unsicherheit
Politische Dimension
a) Anschlag während laufender Friedensgespräche
b) Gefahr der Eskalation durch Schuldzuweisungen
c) Druck auf Kreml-Führung wächst
Auswirkungen auf die Diplomatie
a) Vertrauensbasis weiter geschwächt
b) Gespräche drohen politisch instrumentalisiert zu werden
c) Gewalt überschattet mögliche Annäherungen

Erklärungen
Wer ist Fanil Sarwarow?
Fanil Sarwarow war Generalleutnant im russischen Generalstab und Leiter
der operativen Ausbildungsabteilung. Er nahm an mehreren russischen
Militäreinsätzen teil, darunter in Tschetschenien, Syrien und im
Ukraine-Krieg.
Was ist der russische Ermittlungsausschuss?
Der russische Ermittlungsausschuss ist eine zentrale
Strafverfolgungsbehörde und vergleichbar mit einer
Bundesstaatsanwaltschaft. Er untersucht schwere Straftaten wie
Terroranschläge, Mord und Korruption.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
OZD-ExtrasSeit 2022 häufen sich gezielte Anschläge auf russische Militärs – Moskau spricht von Terror, Kritiker von einem neuen Kapitel verdeckter Kriegsführung.