Die Bundesnetzagentur rechnet im kommenden Jahr mit stabilen oder sinkenden Strompreisen für Verbraucherinnen und Verbraucher. „Mit den erneuerbaren Energien wächst das Stromangebot, das senkt die Erzeugungspreise“, sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, der Rheinischen Post. Zwar würden die Netzentgelte wegen des notwendigen Netzausbaus steigen, doch der Staat gleiche dies mit Subventionen in Höhe von 6,5 Milliarden Euro aus. Unter dem Strich sei daher keine Verteuerung des Stroms zu erwarten.
Müller forderte zugleich, den Ausbau der Stromnetze kostengünstiger zu gestalten. Dies könne gelingen, wenn beim Bau sogenannter Stromautobahnen häufiger auf Freileitungen statt auf teure Erdkabel gesetzt werde. Zudem müsse es stärkere Anreize für Kosteneffizienz geben und eine fairere Verteilung der Netzkosten.
Konkret sprach sich Müller dafür aus, Betreiber von Solardächern und Solarparks stärker an den Netzkosten zu beteiligen. Diese profitierten von einem leistungsfähigen Netz sowohl beim Einspeisen von Strom als auch dann, wenn sie selbst Strom beziehen müssten. Am Ende sei dies auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, betonte der Behördenchef.
Entwarnung gab Müller mit Blick auf die Gasversorgung. Trotz winterlicher Temperaturen und vergleichsweise niedriger Füllstände der Gasspeicher drohe aktuell kein Engpass. Die Situation sei nicht mehr mit dem ersten Jahr nach dem russischen Angriff auf die Ukraine vergleichbar. Flüssiggasimporte über LNG-Terminals sowie Pipeline-Lieferungen aus Norwegen und den Nachbarländern Belgien, Niederlande und zeitweise Frankreich sicherten die Versorgung.
Die deutschen Gasspeicher sind derzeit laut Bundesnetzagentur zu rund 60 Prozent gefüllt. Der größte Speicher Europas im niedersächsischen Rehden liege allerdings nur bei etwa 28 Prozent. Dies sei jedoch kein strukturelles Problem mehr, da der Speicher im Hinterland der LNG-Terminals liege und seine frühere strategische Bedeutung verloren habe.
Kurzfristig sinkende Gaspreise erklärte Müller auch mit der schwachen Konjunktur. Langfristig rechnet er jedoch mit steigenden Kosten. Gründe seien höhere CO₂-Abgaben und steigende Netzentgelte bei gleichzeitig sinkender Zahl von Gaskunden. Je näher das Ziel der Klimaneutralität 2045 rücke, desto stärker würden sich die Netzkosten auf weniger Verbraucher verteilen. Viele Haushalte reagierten bereits und stellten auf Alternativen wie Wärmepumpen oder Fernwärme um. OZD
OZD-Kommentar – Strom günstiger, Gas wird zum Luxus
Die Prognose der Bundesnetzagentur zeigt, wohin die Reise geht: Strom wird durch erneuerbare Energien zunehmend bezahlbar, Gas hingegen schrittweise zum Auslaufmodell. Für Verbraucher ist das eine gute Nachricht – allerdings nur, wenn Politik und Netzbetreiber die Kosten gerecht verteilen. Wer heute noch auf Gas setzt, sollte die Warnsignale ernst nehmen. Die Energiewende entscheidet sich nicht nur beim Klimaschutz, sondern ganz konkret im Geldbeutel.

Mini-Infobox
Prognose 2026: stabile oder sinkende Strompreise
Staatliche Entlastung: 6,5 Milliarden Euro für Netzentgelte
Gasspeicher: bundesweit ca. 60 Prozent gefüllt
Langfristig: steigende Gaspreise erwartet
OZD-Analyse
Strommarkt
a) Steigendes Angebot durch erneuerbare Energien
b) Sinkende Erzeugungskosten
c) Staat federt Netzausbaukosten ab
Netzpolitik
a) Teurer Ausbau durch Erdkabel
b) Forderung nach mehr Freileitungen
c) Neue Debatte über Kostenbeteiligung von Solaranlagen
Gas-Zukunft
a) Kurzfristig stabile Versorgung
b) Langfristig steigende Preise
c) Abwanderung zu Wärmepumpen und Fernwärme

Erklärungen
Was ist die Bundesnetzagentur?
Die Bundesnetzagentur ist eine deutsche Bundesbehörde, die unter anderem
für Strom-, Gas-, Telekommunikations- und Eisenbahnmärkte zuständig
ist. Sie überwacht Wettbewerb, Netzausbau und Versorgungssicherheit.
Warum steigen die Gaspreise langfristig?
Durch höhere CO₂-Abgaben, steigende Netzentgelte und sinkende
Nutzerzahlen verteilen sich die Kosten auf immer weniger Verbraucher,
was Gas dauerhaft verteuert.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
OZD-ExtrasDeutschland will spätestens 2045 klimaneutral sein – der Strommarkt gilt dabei als Schlüssel für bezahlbare Energie.