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Immer mehr Angriffe auf Polizisten

So viele Attacken wie nie zuvor: Angriffe auf Polizistinnen und Polizisten erreichen einen historischen Höchststand. Innenminister Dobrindt warnt vor einem massiven Respektverlust gegenüber dem Staat.

In Deutschland ist die Zahl der Angriffe auf Polizeibeamtinnen und -beamte im vergangenen Jahr auf einen neuen Höchststand gestiegen. Nach Angaben des Bundeskriminalamt wurden 2024 insgesamt 46.367 Fälle registriert – so viele wie noch nie seit Beginn der Datenerhebung. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das zwar nur einem leichten Plus von 0,3 Prozent, langfristig zeigt sich jedoch eine drastische Entwicklung: Seit 2015 nahmen Gewalttaten gegen Polizisten um 38,5 Prozent zu.

Noch alarmierender ist der Blick auf die Zahl der Betroffenen. 106.875 Polizistinnen und Polizisten wurden im vergangenen Jahr Opfer einer gegen sie gerichteten Gewalttat. Das sind 1167 mehr als im Jahr zuvor und ein Anstieg von 1,1 Prozent. Seit 2015 wuchs diese Zahl sogar um 67,2 Prozent – ein Indikator dafür, dass Gewalt nicht nur häufiger, sondern auch breiter auftritt.

Rund 87 Prozent der betroffenen Einsatzkräfte wurden bei Widerstandshandlungen und tätlichen Angriffen verletzt oder angegriffen. Besonders auffällig ist die Häufung in Großstädten: 31,1 Prozent aller Fälle ereigneten sich in Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern, obwohl dort nur 17,5 Prozent der Bevölkerung leben.

Auch andere Einsatzkräfte geraten zunehmend ins Visier. Bei Rettungsdiensten, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk wurden mit 2916 Opfern die höchsten Zahlen seit 2018 erfasst. Gegenüber 2023 bedeutet dies einen weiteren Anstieg um 0,5 Prozent.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt sprach von einer besorgniserregenden Entwicklung. Gewalt gegen Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte sei längst kein Ausnahmephänomen mehr, sondern für viele Einsatzkräfte trauriger Alltag. Die Zahlen belegten, dass Respekt und Rücksicht gegenüber staatlichen Institutionen zunehmend verloren gingen.

Dobrindt kündigte an, gemeinsam mit Justizministerin Stefanie Hubig einen Gesetzentwurf vorzulegen, der härtere Strafen, beschleunigte Verfahren und einen besseren Schutz für Einsatzkräfte vorsieht. Ziel sei es, klare Konsequenzen zu ziehen und die Sicherheit im täglichen Dienst spürbar zu erhöhen. OZD


OZD-Kommentar – Wenn der Staat geprügelt wird

Diese Zahlen sind kein statistisches Detail, sondern ein politischer Alarmruf. Wer Polizisten angreift, greift den Rechtsstaat an – und das offenbar immer hemmungsloser. Jahrelang wurde beschwichtigt, relativiert und weggeschaut. Nun zeigt sich das Ergebnis: Gewalt gegen Einsatzkräfte ist entgrenzt. Verschärfte Strafen sind notwendig, reichen aber nicht aus. Ohne gesellschaftliche Rückendeckung für Polizei und Rettungskräfte verliert der Staat seine Autorität – und genau das scheint manchen längst bewusst auszunutzen.




Mini-Infobox

46.367 Angriffe auf Polizisten im Jahr 2024

Über 106.000 betroffene Einsatzkräfte

87 Prozent der Opfer bei Widerstandshandlungen

Großstädte besonders stark betroffen



OZD-Analyse

Entwicklung der Gewaltzahlen
a) Langfristiger Anstieg seit 2015
b) Zunehmende Zahl betroffener Beamter
c) Verlagerung in urbane Räume

Ursachen der Eskalation
a) Sinkende Hemmschwelle gegenüber Autoritäten
b) Aggression im öffentlichen Raum
c) Überforderung von Sicherheitsstrukturen

Politische Reaktionen
a) Forderung nach härteren Strafen
b) Beschleunigte Strafverfahren
c) Stärkung des Schutzes im Einsatz



Erklärungen

Was gilt als Angriff auf Polizeibeamte?
Dazu zählen tätliche Angriffe, Widerstandshandlungen, Bedrohungen sowie versuchte und vollendete Körperverletzungen im Einsatz.

Warum sind Großstädte besonders betroffen?
Hohe Bevölkerungsdichte, soziale Spannungen und häufigere Polizeieinsätze erhöhen dort das Risiko für Eskalationen.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.


OZD-Extras

Seit 2015 hat sich die Zahl der betroffenen Polizisten um mehr als zwei Drittel erhöht – stärker als die Fallzahlen selbst.