US-Präsident Donald Trump hat nach eigenen Angaben eine Anlegestelle für mutmaßliche venezolanische Drogenboote angreifen lassen. Die Anlage sei bei dem Einsatz zerstört worden, sagte Trump am Montag vor Journalisten. Sollte sich die Darstellung bestätigen, wäre es der erste bekannte US-Angriff an Land seit Beginn der militärischen Operationen gegen angebliche Drogenschmuggler in der Karibik und im Ostpazifik.
„Es gab eine große Explosion im Hafenbereich, wo die Boote mit Drogen beladen werden“, erklärte Trump. „Wir haben alle Boote getroffen und jetzt haben wir das Gebiet getroffen – und das gibt es nicht mehr.“ Konkrete Angaben zum genauen Ort des Angriffs machte der US-Präsident nicht. Er sagte lediglich, der Einsatz habe „entlang der Küste“ stattgefunden. Auch blieb offen, ob es sich um eine Operation der US-Armee oder des Auslandsgeheimdienstes CIA handelte.
Bereits zuvor hatte Trump mit einer beiläufigen Bemerkung Spekulationen ausgelöst, wonach US-Streitkräfte erstmals mutmaßliche Drogenkartelle direkt auf venezolanischem Festland angegriffen haben könnten. In einem am Freitag ausgestrahlten Radiointerview erklärte er, die USA hätten eine „große Anlage“ zerstört, die für den Bau von Schmugglerbooten genutzt worden sei. „Vor zwei Nächten haben wir sie lahmgelegt“, sagte Trump, ohne Ort oder Details zu nennen.
Das US-Verteidigungsministerium verwies Nachfragen zu den Aussagen des Präsidenten an das Weiße Haus, das eine Stellungnahme zunächst verweigerte. Auch die Regierung in Caracas äußerte sich nicht. Seit September greifen die USA immer wieder Boote mutmaßlicher Drogenschmuggler an. Dabei kamen nach Angaben des US-Militärs bereits mehr als 100 Menschen ums Leben. Kritiker sprechen von außergerichtlichen Tötungen und werfen Washington Verstöße gegen das Völkerrecht vor.
Trump macht den venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro für den Drogenhandel verantwortlich. Er beschuldigt ihn, kriminelle Netzwerke zu kontrollieren und gezielt gegen die USA einzusetzen. Die US-Regierung hatte zuletzt auch Kriegsschiffe vor der venezolanischen Küste positioniert und zwei Öltanker unter ihre Kontrolle gebracht. OZD
OZD-Kommentar – Trumps Drogenkrieg droht außer Kontrolle zu geraten
Donald Trump spricht von Erfolgen, doch seine Worte werfen mehr Fragen auf als sie Antworten liefern. Ein mutmaßlicher Angriff auf venezolanisches Territorium wäre ein massiver Tabubruch mit kaum absehbaren Folgen. Ohne Transparenz, Beweise oder internationale Legitimation droht der „Drogenkrieg“ des US-Präsidenten zur völkerrechtlichen Grauzone zu werden. Wenn Washington beginnt, Hafenanlagen zu bombardieren, ist die Schwelle von Strafverfolgung zu militärischer Eskalation längst überschritten.
Mini-Infobox
Mutmaßlicher Angriff: Hafen- bzw. Anlegestelle
Ort: Venezolanische Küste (nicht bestätigt)
Beteiligte: USA
Status: Keine offizielle Bestätigung durch Pentagon
OZD-AnalyseMilitärische Dimension
a) Erstmals möglicher US-Angriff an Land
b) Unklare Zuständigkeit zwischen Armee und CIA
c) Gefahr regionaler Eskalation
Politische Botschaft
a) Direkter Druck auf Maduro
b) Demonstration militärischer Handlungsfähigkeit
c) Signal an Lateinamerika
Internationale Folgen
a) Völkerrechtliche Kontroversen
b) Belastung diplomatischer Beziehungen
c) Risiko weiterer Gewaltspiralen
Erklärungen
Wer ist Donald Trump?
Donald Trump ist der Präsident der Vereinigten Staaten. Er verfolgt eine
harte Linie im Kampf gegen Drogenkartelle und hat wiederholt
angekündigt, diese auch militärisch zu bekämpfen.
Wer ist Nicolás Maduro?
Nicolás Maduro ist der Präsident Venezuelas. Die USA werfen ihm vor,
Drogenkartelle zu unterstützen und setzen ihn seit Jahren mit Sanktionen
und militärischem Druck unter Druck.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
OZD-ExtrasSeit Beginn der US-Operationen gegen mutmaßliche Drogenschmuggler wurden laut Militärangaben über 100 Menschen getötet – unabhängige Untersuchungen gibt es bislang nicht.