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USA-Ukraine-Rohstoffdeal: Freundschaft oder Ausverkauf?

Ein Fonds für Investitionen, ein Versprechen auf Frieden, ein Zugang zu Rohstoffen – doch wer profitiert wirklich vom neuen Abkommen zwischen den USA und der Ukraine? Und was bedeutet es für die Souveränität Kiews im Schatten des Krieges?

Die pompöse Inszenierung des US-ukrainischen Rohstoffabkommens kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich weniger um einen Akt echter Solidarität als vielmehr um ein knallhartes wirtschaftsstrategisches Kalkül handelt. Während US-Finanzminister Scott Bessent von einem "historischen Wirtschaftsabkommen" spricht und Kiew beteuert, es gebe keine neuen Schulden, stellt sich eine zentrale Frage: Was ist wahre Freundschaft wert – und wie erkennt man sie in Zeiten des Krieges?

US-Präsident Donald Trump brachte es selbst auf den Punkt: Für die Unterstützung der Ukraine werde eine Gegenleistung erwartet – seltene Erden, Gas, Öl. Der Anspruch auf eine „Rendite“ ist dabei nicht nur politisch heikel, sondern moralisch zweifelhaft. Kann ein Land, das sich in einem existenziellen Krieg befindet, tatsächlich frei über seine Ressourcen entscheiden, wenn es faktisch wirtschaftlich am Tropf steht?

Die Ukraine versichert zwar, die Kontrolle über ihre Rohstoffe zu behalten. Doch ein gemeinsam verwalteter Fonds mit ausländischen Investoren bedeutet in der Praxis eine Einflussnahme auf nationale Ressourcenpolitik. Die wirtschaftliche Souveränität droht, weiter untergraben zu werden. Die versprochene "exklusive Reinvestition der Gewinne in der Ukraine" klingt gut – bleibt aber auf dem Papier, solange keine unabhängige Kontrolle und Transparenz gewährleistet sind.

Hinzu kommt die politische Dimension: Das Abkommen ist auch ein Signal an Moskau. Die USA setzen auf wirtschaftliche Präsenz als geopolitische Abschreckung – nicht etwa auf klare Sicherheitsgarantien. Dass diese nicht Teil des Deals sind, spricht Bände. Die Ukraine bleibt in der Schwebe: strategisch wichtig, aber militärisch ohne bindenden Schutz.

Der Umgang mit dem ukrainischen Präsidenten bei einem früheren Treffen – öffentlich despektierlich behandelt von Trump und Vizepräsident Vance – wirft zudem die Frage auf, wie tief die angebliche Freundschaft wirklich reicht. Dankbarkeit und Demut wurden eingefordert, wo eigentlich Respekt und Gleichberechtigung angebracht wären.

Am Ende steht ein Abkommen, das mit großen Worten verkauft wird, aber einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Wahre Partnerschaft erfordert Augenhöhe, nicht wirtschaftlichen Zugriff in Zeiten der Not. Und auch kein Schweigen zu Sicherheitsfragen, die über Leben und Tod entscheiden. Ist dieses Abkommen also ein Akt der Hilfe – oder der Einflussnahme unter dem Deckmantel der Solidarität?

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP