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USA drohen Indien mit Vergeltung wegen Moskaus Rohöl

Donald Trump attackiert Indien scharf für seine Ölgeschäfte mit Russland. Mit Strafzöllen will er Neu-Delhi zur Umkehr zwingen – doch die Regierung dort kündigt Widerstand an.

US-Präsident Donald Trump hat mit scharfen Worten eine neue Eskalationsstufe im globalen Handelskonflikt eingeläutet: Indien soll hohe Strafzölle zahlen – ausgerechnet wegen seiner Energiegeschäfte mit Russland. Auf seiner Plattform Truth Social warf Trump Neu-Delhi vor, "riesige Mengen russischen Öls" zu kaufen, dieses teuer weiterzuverkaufen und dabei „keine Rücksicht auf die Opfer der russischen Kriegsmaschinerie in der Ukraine“ zu nehmen.

Konkret drohte Trump mit deutlich höheren Zöllen auf Einfuhren aus Indien. Zwar nannte er keine genauen Sätze, doch im Raum steht eine Erhöhung auf bis zu 100 Prozent. Bereits angekündigt hatte seine Regierung zuvor Zölle von 25 Prozent. Die Maßnahme ist Teil einer umfassenderen Strategie, in der auch andere Länder wie China und Brasilien von Sekundärsanktionen betroffen sein könnten – falls sie mit Russland weiterhin Handel treiben.

In Neu-Delhi reagierte man prompt – und wütend. Außenministeriumssprecher Randhir Jaiswal nannte Trumps Drohungen "ungerechtfertigt und unangemessen". Indien werde "alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um seine wirtschaftliche Sicherheit zu schützen". Hintergrund ist die drastische Marktverschiebung seit Beginn des Ukraine-Kriegs: Indien begann 2022, große Mengen Öl aus Russland zu importieren, da traditionelle Lieferanten ihre Lieferungen nach Europa umleiteten. Laut Jaiswal habe Washington dieses Verhalten damals "aktiv unterstützt".

Tatsächlich steckt hinter Trumps jüngster Kehrtwende auch geopolitische Enttäuschung. Nach seinem Amtsantritt im Januar hatte er versucht, sich Russland diplomatisch zu nähern – vergeblich. Seine Frist an den Kreml, die Angriffe auf die Ukraine binnen zehn Tagen zu stoppen, läuft am Freitag ab. Danach drohen neue Sanktionen.

Doch auch wirtschaftlich droht Eskalation: Am Donnerstag sollen Trumps angekündigte Importaufschläge auf Dutzende Handelspartner greifen – darunter auch Indien. Verhandlungen mit der Regierung in Neu-Delhi über Agrarprodukte waren zuletzt gescheitert. ozd 


OZD-Kommentar:
Donald Trumps Strafzoll-Attacke auf Indien ist nichts anderes als ein wirtschaftspolitischer Erpressungsversuch mit geopolitischem Zündstoff. Wer Russland tatsächlich isolieren will, sollte Allianzen schmieden – nicht Partner erpressen. Indien hat, wie viele Schwellenländer, aus wirtschaftlicher Not auf günstige Rohstoffe gesetzt, teils mit westlicher Duldung. Nun die moralische Keule zu schwingen, ist heuchlerisch. Die USA verlieren durch solche Willkür an Glaubwürdigkeit. Sollte Trump seine Drohungen wahr machen, droht ein dramatischer Bruch mit Neu-Delhi – und das in einer Zeit, in der der Westen jeden Partner braucht.


Lesermeinungen:
„Die USA können nicht einerseits Öl kaufen und verkaufen, und andererseits andere dafür bestrafen. Doppelmoral pur.“
„Indien steht für seine Interessen ein, das sollte jeder souveräne Staat tun dürfen – Trump überzieht völlig.“
„Ich bin kein Fan von Indiens Russland-Kurs, aber Handelskriege bringen uns keinen Zentimeter näher zum Frieden.“


OZD-Analyse

1. Was steckt hinter Trumps Drohungen?
a) Trump will Druck auf Russland erhöhen – über Sekundärsanktionen gegen dessen Handelspartner.
– Indien ist ein zentraler Importeur russischen Öls.
– Durch Verkauf weiterverarbeiteter Produkte erzielt Indien hohe Gewinne.

b) Zugleich setzt Trump auf innenpolitische Symbolkraft.
– Strafzölle gelten bei vielen seiner Anhänger als Mittel gegen „unfairen Handel“.
– Die Kritik an Indiens Haltung im Ukraine-Krieg kommt auch aus dem US-Kongress.

2. Indiens Reaktion und Interessen
a) Indien wehrt sich mit Verweis auf nationale Souveränität.
– Außenminister Jaiswal nennt Trumps Vorgehen „ungerechtfertigt“.
– Indien sieht sich durch Trumps Kehrtwende getäuscht.

b) Energieversorgung ist für Indien sicherheitspolitisch zentral.
– Russische Ölimporte seit 2022 machen einen Großteil der Versorgung aus.
– Neu-Delhi will keine zu große Abhängigkeit vom Westen.

3. Was bedeuten Sekundärsanktionen?
a) Staaten, die mit sanktionierten Ländern Geschäfte machen, werden selbst bestraft.
– Diese Form der Druckausübung wird international kontrovers diskutiert.
– Betroffen sein könnten auch Firmen aus Deutschland oder der EU, die über Indien mit Russland in Kontakt stehen.

b) Solche Sanktionen können weltwirtschaftlich starke Auswirkungen haben.
– Handelskriege führen zu Preissteigerungen, Versorgungslücken und geopolitischen Spannungen.

Fazit: Trump riskiert durch seinen Alleingang nicht nur einen neuen Handelskrieg, sondern das Zerbrechen fragiler geopolitischer Allianzen. Sollte er seine Strategie durchziehen, könnte er genau das fördern, was er zu bekämpfen vorgibt: eine stärkere Achse Moskau-Peking-Neu-Delhi.


Was ist Truth Social?
Truth Social ist die Social-Media-Plattform von Donald Trump, über die er politische Botschaften ohne Einschränkungen durch klassische Medien verbreitet. Die Plattform dient als Sprachrohr für seine Anhänger und wird oft genutzt, um kontroverse oder außenpolitisch brisante Ankündigungen zu machen.

Wer ist Donald Trump?
Donald Trump ist seit Januar 2025 erneut Präsident der Vereinigten Staaten. Der Republikaner setzt auf eine protektionistische Wirtschaftspolitik, einseitige Sanktionen und harte außenpolitische Rhetorik. Bereits während seiner ersten Amtszeit (2017–2021) hatte er zahlreiche Handelskonflikte entfacht. Seine Haltung gegenüber Russland gilt als ambivalent, zuletzt zeigte er sich aber zunehmend konfrontativ.

Was sind Sekundärsanktionen?
Sekundärsanktionen zielen nicht direkt auf das sanktionierte Land, sondern auf Drittländer oder Firmen, die mit diesem Geschäfte machen. Sie sollen wirtschaftliche Netzwerke austrocknen, sind aber juristisch umstritten und können zu diplomatischen Konflikten führen.

Was ist Horizon Europe?
Horizon Europe ist ein Forschungs- und Innovationsförderprogramm der EU mit einem Budget von über 95 Milliarden Euro. Staaten wie Israel oder auch assoziierte Drittstaaten nehmen an ausgewählten Bereichen teil. Eine Aussetzung solcher Programme ist ein starkes politisches Signal.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.