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Weniger Geschenke, aber mehr Geld: Der Muttertag zwischen Konsum und Wertschätzung

Zum Muttertag geben zwar etwas weniger Menschen Geschenke – doch die Ausgaben steigen. Was sagt das über unsere Beziehung zu Müttern, Ritualen und Konsum?

Weniger Menschen wollen dieses Jahr zum Muttertag etwas schenken, aber die Gesamtausgaben steigen trotzdem. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE): Nur noch 29,5 Prozent der Befragten planen demnach ein Muttertagsgeschenk – ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Dennoch erwartet der Handel Ausgaben in Höhe von 1,08 Milliarden Euro – ein Plus gegenüber den 1,02 Milliarden aus dem Vorjahr. Auch der Pro-Kopf-Wert ist mit durchschnittlich 19,26 Euro gestiegen.

Was steckt hinter diesen Zahlen? Einerseits zeigen sie, dass der Muttertag als Anlass noch immer eine gewisse emotionale und kulturelle Bedeutung hat. Blumen, Pralinen, Parfüm – das klassische Repertoire bleibt stabil. Andererseits spiegeln sie eine wachsende Ambivalenz: Viele Menschen distanzieren sich zunehmend vom ritualisierten Schenken. Der Muttertag wird von Teilen der Gesellschaft nicht mehr als Tag der echten Wertschätzung, sondern als kommerzielles Pflichtprogramm empfunden.

Die Inflation dürfte ebenfalls eine Rolle spielen: Wer schenkt, gibt mehr aus – teils aus sozialem Druck, teils aus gestiegenen Preisen. Das erklärt die gestiegenen Ausgaben trotz rückläufiger Schenkbereitschaft. Aber es wirft auch eine gesellschaftlich relevante Frage auf: Wie drücken wir heute Dankbarkeit und Fürsorge aus? Ist der gekaufte Blumenstrauß tatsächlich ein Symbol für Liebe – oder lediglich ein bequemes Ersatzritual?

Dabei bleibt der Muttertag eine Chance, innezuhalten. Nicht nur, um Müttern ein Geschenk zu machen, sondern um über ihre Rolle in Gesellschaft und Familie nachzudenken – gerade in Zeiten, in denen Care-Arbeit, mentale Belastung und strukturelle Ungleichheit wieder vermehrt debattiert werden. Der Wert des Muttertags lässt sich also nicht in Euro messen – sondern im Gespräch, in der Anerkennung und im Blick auf das ganze Jahr.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild von Anna Armbrust auf Pixabay