Kommentar
Man kann es mit einem Satz sagen: Es wurde Zeit. Saskia Esken verlässt die Parteispitze – ein Schritt, der längst überfällig war. Ihr Rückzug kommt nicht aus heiterem Himmel, sondern folgt auf eine lange Phase wachsender Unzufriedenheit in der Partei.
Zwar ist ihr zuzugestehen, dass sie gemeinsam mit Norbert Walter-Borjans die SPD aus einem historischen Tief holte und den Weg für Olaf Scholz ebnete. Doch spätestens seit der Wahlschlappe und den konstant schlechten Umfragewerten stand sie sinnbildlich für die strategische Orientierungslosigkeit der Partei. Ihre linken Positionen waren für manche ein Stachel, für viele andere jedoch ein Grund, sich von der SPD abzuwenden.
Dass Esken ihren Abgang nun mit dem Argument „Raum für Jüngere“ begründet, ist politisch klug – und durchaus legitim. Dennoch ist es vor allem ein Eingeständnis: Die SPD braucht ein neues Gesicht, neue Energie, frischen politischen Kurs. Ihre Entscheidung wirkt wie eine späte, aber respektable Einsicht.
Gut, dass sie geht – besser noch, wenn ihr Rückzug wirklich einen Umbruch ermöglicht. Die SPD hat viele junge, talentierte Köpfe. Jetzt muss der Mut da sein, sie auch wirklich in Führungsrollen zu lassen.
Und für Esken? Es bleibt der Trost, dass sie ihre Rolle in einem historischen Wendepunkt der Partei gespielt hat – auch wenn ihre Zeit an der Spitze zu lang war.
OZD
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Bild: AFP