Tottenham Hotspur hat seinen Albtraum beendet – und ein ganzes Kapitel sportlicher Frustration mit einem Pokal in den Händen zugeschlagen. Im Europa-League-Finale von Bilbao triumphierte der englische Traditionsklub mit 1:0 gegen Manchester United. Es war ein Sieg, der weit über den Pokal hinausgeht: Nach 17 titellosen Jahren, unzähligen verpassten Chancen und einer verkorksten Saison gelingt Tottenham die große Erlösung – durch ein kurioses Eigentor.
„Das ist ein überragendes Gefühl. Was wir geschafft haben heute, ist sensationell“, jubelte Verteidiger Kevin Danso, der in Deutschland für Augsburg und Düsseldorf gespielt hatte. Er stand sinnbildlich für einen Kader, der in Bilbao über sich hinauswuchs. Den goldenen Moment bescherte United-Verteidiger Luke Shaw in der 42. Minute: Nach einer scharfen Flanke prallte der Ball unglücklich von Brust und Arm in das eigene Tor. Spurs-Spieler Johnson drehte jubelnd ab – hatte den Ball aber nicht mehr berührt.
Die Partie war ein Duell zweier taumelnder Giganten: United als Tabellen-16., die Spurs sogar nur auf Platz 17 der Premier League – doch für beide ging es um mehr als einen Trostpreis. „Auch die Champions League löst keine Probleme“, mahnte United-Coach Ruben Amorim nach der Pleite. Doch Tottenham rettete mit dem Finalerfolg nicht nur eine Saison, sondern schob die Tür zur Königsklasse auf.
Schon vor dem Anpfiff herrschte Ekstase unter den 20.000 mitgereisten Spurs-Fans im San Mamés. Heung-Min Son, Tottenhams Kapitän, begann das „100-Millionen-Pfund-Spiel“ zunächst auf der Bank. Nach der Pause kam der Südkoreaner zum Einsatz, als Richarlison sich müdegelaufen hatte. Die Szene des Spiels aber gehörte Micky van de Ven, der in der 68. Minute spektakulär auf der Linie rettete – eine Rettungstat, die Uniteds letzte Hoffnungen zunichtemachte.
Auch Harry Kane, einst das Gesicht des Spurs-Leidens, war digital dabei. Der Bayern-Stürmer schrieb via Instagram: „Gratulation, Spurs!“ und verfolgte das Spiel auf dem iPad. Für ihn ist der Triumph seiner alten Liebe eine späte Genugtuung – für Tottenham der Befreiungsschlag.
OZD
OZD-Kommentar
Dieser Titel ist kein Pokal – er ist eine Befreiung. Tottenham Hotspur
hat jahrelang gelitten, gelächelt, gekämpft – und immer wieder versagt.
Umso größer ist die Bedeutung dieses Siegs. Der Verein war zu einer
Metapher für tragische Fußballromantik geworden. Doch das Finale von
Bilbao durchbricht diesen Kreis. Mit Kampf, Glück und einem
unfreiwilligen United-Fehler stürmt Tottenham in eine neue Ära. Und doch
bleibt ein Nachgeschmack: Dieses Finale war ein Duell der
Versager-Saison, ein Tanz auf dem Tiefpunkt. Wenn Titel die
Vergangenheit heilen können, dann ist dieser Sieg Balsam – aber auch
Verpflichtung. Denn wer aus dem Nichts in die Champions League
zurückkehrt, muss liefern. Der Fluch ist gebrochen – die Erwartungen
beginnen von vorn.
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OZD-Analyse
1. Bedeutung des Titelgewinns für Tottenham:
a) Erster Titel seit 2008 –
b) Qualifikation für die Champions League trotz Platz 17 in der Liga –
c) Symbolische Erlösung nach Jahren des Misserfolgs –
2. Spielverlauf und Schlüsselmomente:
a) Eigentor von Luke Shaw entscheidet das Finale –
b) Van de Ven rettet mit Scherenschlag auf der Linie –
c) Spurs überstehen Uniteds Schlussoffensive mit Geschlossenheit –
3. Personelle Entscheidungen und Taktik:
a) Son zunächst auf der Bank – später mit entscheidendem Einsatz –
b) Richarlison und Solanke starten – defensiv geordnete Formation –
c) Trainer Postecoglou setzt auf Geduld und Konter –
4. Außendarstellung und emotionale Wirkung:
a) Harry Kane gratuliert aus der Ferne –
b) Tottenham-Fans verwandeln Bilbao in ein weißes Tollhaus –
c) Ruben Amorim gesteht offen: Champions-League-Teilnahme ist keine Lösung für Uniteds Probleme –
Wer ist Heung-Min Son?
Heung-Min Son ist
Kapitän von Tottenham Hotspur und einer der bekanntesten asiatischen
Fußballer der Welt. Der südkoreanische Nationalspieler wechselte 2015
von Bayer Leverkusen nach London und entwickelte sich dort zum
Fanliebling. Mit seiner Schnelligkeit, Technik und Führungsstärke prägt
er das Team seit fast einem Jahrzehnt. Trotz vieler starker Saisons
blieb ihm lange ein Titel verwehrt – bis zum Triumph in Bilbao.
Was ist die UEFA Europa League?
Die UEFA Europa League
ist der zweitwichtigste Klubwettbewerb Europas nach der Champions
League. Seit 2009 in dieser Form ausgetragen, kämpfen Vereine aus ganz
Europa um den prestigeträchtigen Titel. Der Sieger qualifiziert sich
automatisch für die Gruppenphase der Champions League. Die Europa League
gilt als Chance für Teams, die national oder in der Champions League
gescheitert sind, sich international zu rehabilitieren.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.