Die Ankündigung der syrischen Übergangsregierung, bei der Suche nach vermissten US-Bürgern wie Austin Tice und Majd Kamalmaz zu helfen, markiert einen überraschenden politischen Schritt. Dass dieser Vorstoß nur einen Tag nach der Aufhebung von US-Sanktionen und kurz nach dem Ende der EU-Sanktionen erfolgt, wirft allerdings Fragen auf: Handelt es sich um ein echtes humanitäres Anliegen – oder um ein strategisches Zugeständnis im Austausch für internationale Anerkennung und wirtschaftliche Erleichterung?
Die Symbolkraft der Namen ist groß: Tice, Kamalmaz, Mueller – sie stehen nicht nur für persönliches Leid, sondern für das Versagen jahrelanger internationaler Bemühungen, Geiseln in Syrien zu befreien. Dass nun ein ehemaliger Dschihadist an der Spitze der Regierung diese Fälle aufgreift, erscheint fast paradox – und dennoch politisch klug.
Ahmed al-Schaara, Ex-HTS-Anführer, versucht sich offenbar als pragmatischer Staatschef neu zu positionieren. Die Öffnung gegenüber Washington mag auf wahren Wandel hindeuten, ist jedoch ohne unabhängige Überprüfung kaum vertrauenswürdig. Die USA und ihre Verbündeten sollten die ausgestreckte Hand nicht naiv ergreifen, sondern mit klaren Bedingungen verknüpfen: echte Aufklärung, Transparenz und Zugang für internationale Ermittler.
Was bleibt, ist vorsichtiger Optimismus. Denn selbst taktisches Kalkül könnte in einer Region, die so lange vom Krieg geprägt war, Türen öffnen – vielleicht auch für die Rückkehr vermisster Menschen.
OZD
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