Aleksander Ceferin spricht Klartext – und das ist bitter nötig. Die Idee einer Fußball-Weltmeisterschaft mit 64 Mannschaften sei „völliger Unsinn“, so der UEFA-Präsident gegenüber dem kicker. Eine deutliche Ansage – und eine überfällige. Denn was da als Fortschritt verkauft wird, ist in Wahrheit ein gefährliches Spiel mit der Substanz des Sports.
Schon die Aufstockung auf 48 Teams ab 2026 ist ein Kraftakt – organisatorisch, sportlich, zeitlich. Noch mehr Nationen? Noch längere Turniere? Noch weiter aufgeweichte Qualifikationen? Das hat mit sportlichem Anspruch nur noch wenig zu tun. Ceferin bringt es auf den Punkt: Die europäischen Qualifikationen würden bedeutungslos, die Turnierqualität verwässert, die Belastung für Spieler und Fans stiege ins Absurde.
Was einst das größte Turnier der Welt war, droht zum aufgeblähten Kommerz-Event zu verkommen. Das 100-jährige WM-Jubiläum 2030 soll ein Symbol sein – stattdessen schwebt die Gefahr, es zu einer leeren Hülle zu machen, getragen von Marketinglogik und Gastgeber-Willkür. Der Vorschlag aus Südamerika, mit 64 Teams, mag gut gemeint sein – für den Fußball ist er schlecht gemacht.
Dass sich neben Ceferin auch der DFB, CONCACAF und die AFC gegen die Pläne stemmen, zeigt: Der Widerstand wächst – und ist nicht nur europäisch motiviert. Auch in anderen Teilen der Welt gibt es Verantwortliche, die noch wissen, dass Größe allein keine Qualität schafft.
FIFA-Präsident Gianni Infantino wirbt derweil für Offenheit gegenüber neuen Ideen. Doch Offenheit ist nicht gleich Beliebigkeit. Und wenn die Idee von globalem Wachstum bedeutet, das Spiel zu verwässern, dann braucht es Grenzen. Auch Ceferin weiß: Es geht nicht um persönliche Eitelkeiten – es geht um die Zukunft des Turniers, das den Weltfußball prägt wie kein anderes.
Dass Ceferin beim FIFA-Kongress vorzeitig den Saal verließ, war ein symbolischer Akt – kein Affront, sondern ein Statement. Denn irgendwann muss man auch mal Nein sagen dürfen. Und genau jetzt ist dieser Zeitpunkt gekommen.
OZD
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