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Tschechien setzt auf südkoreanische Kernkraft: Vertrag mit KHNP unterzeichnet

Nach langem juristischem Tauziehen hat Tschechien einen Milliardenauftrag an den südkoreanischen Konzern KHNP vergeben. Zwei neue Reaktoren im Kraftwerk Dukovany sollen die Atomstromproduktion steigern – ein strategischer Schritt in Richtung Energiesouveränität.

Vertrag nach Verzögerung unterzeichnet
Tschechien hat den Vertrag mit dem südkoreanischen Unternehmen Korea Hydro & Nuclear Power (KHNP) zum Bau zweier neuer Kernreaktoren unterzeichnet. Regierungschef Petr Fiala bestätigte am Mittwoch den Abschluss der monatelang verzögerten Vereinbarung. Ursprünglich sollte die Unterzeichnung bereits im März erfolgen, wurde jedoch durch rechtliche Schritte des unterlegenen Bieters EDF aus Frankreich verzögert.

Gericht gibt Weg frei
Die französische EDF hatte gegen die Vergabe des Projekts Beschwerde eingelegt und Klage erhoben. Ein tschechisches Gericht stoppte daraufhin die Vertragsunterzeichnung im Mai vorübergehend. Diese Entscheidung wurde nun von einem höheren Gericht aufgrund von Verfahrensfehlern aufgehoben. Die tschechische Regierung nutzte die Gelegenheit umgehend, um den Vertrag rechtskräftig zu machen.

Baubeginn 2029 – Betrieb ab 2036
KHNP wird zwei neue Reaktoren am Standort Dukovany im Süden des Landes errichten. Der Baubeginn ist für 2029 geplant, die Inbetriebnahme des ersten Reaktors im Testbetrieb soll 2036 erfolgen. Damit setzt Tschechien auf eine langfristige Strategie zur Absicherung seiner Stromversorgung.

Wettbewerb: Südkorea vor Frankreich
Premier Fiala betonte, das südkoreanische Angebot sei „in allen Punkten besser bewertet“ worden als das des französischen Konkurrenten. Dies zeigt eine Abkehr von europäischer Präferenzpolitik und signalisiert die wachsende Bedeutung asiatischer Technologieanbieter im Energiesektor.

Atomstrom als Zukunftssäule
Rund 40 Prozent des tschechischen Stroms stammen derzeit aus den Kernkraftwerken Dukovany und Temelin. Bis 2050 soll der Anteil auf 50 Prozent steigen – auch durch den Einsatz kleiner, modularer Reaktoren. Die Regierung sieht darin einen „grundlegenden Schritt zu mehr Energiesicherheit und Autarkie“.

Juristische Hürden als Warnsignal
Die Verzögerungen durch die EDF-Klage werfen Fragen zur Rechtssicherheit und Wettbewerbsstruktur bei großen Infrastrukturprojekten in Europa auf. Tschechien zeigt sich entschlossen, trotz juristischer Herausforderungen auf Kurs zu bleiben.

Signal für Osteuropa und EU
Der Deal ist ein Signal an andere osteuropäische Länder, die ebenfalls über einen Ausbau ihrer Atomenergie nachdenken. Gleichzeitig verdeutlicht er die wachsende Kluft in der europäischen Energiepolitik zwischen atomkritischen und atomfreundlichen Mitgliedsstaaten.

Fazit: Prag handelt strategisch
Mit dem Zuschlag an KHNP stellt sich Tschechien nicht nur technologisch, sondern auch geopolitisch neu auf. Der Ausbau der Kernenergie soll das Land unabhängiger von Energieimporten machen – ein Kurs, der langfristige Stabilität verspricht, aber auch politische Konflikte in Europa weiter befeuern könnte.