Kommentar zur britischen Missbrauchsserie: Späte Gerechtigkeit für systematisch zerstörte Kindheiten
Das Urteil im Missbrauchsprozess von Manchester, bei dem sieben Männer der wiederholten Vergewaltigung zweier Minderjähriger in den 2000er Jahren schuldig gesprochen wurden, ist ein notwendiger Schritt – doch er kommt für die Opfer zu spät. Zwischen 2001 und 2006 wurden zwei Mädchen, damals kaum 13 Jahre alt, von einem Täterring systematisch sexuell missbraucht, erniedrigt und schließlich „weggeworfen“, wie es der Staatsanwalt Rossano Scamardella erschütternd formulierte.
Es handelt sich um ein weiteres Kapitel in einer erschütternden Serie von Fällen, bei denen organisierte sexualisierte Gewalt durch Männer südasiatischer Herkunft lange Zeit ignoriert oder verharmlost wurde. In mehreren Städten Großbritanniens – unter anderem in Rotherham, Telford und Rochdale – wurden mehr als 1.500 junge Mädchen über Jahre hinweg missbraucht. Die Opfer waren überwiegend weiße, schutzbedürftige Minderjährige, oft aus instabilen Familienverhältnissen.
Was dieses Unrecht noch bitterer macht, ist das dokumentierte Versagen von Polizei und Sozialdiensten. Aus Angst, rassistisch zu erscheinen, hätten Beamte vielfach weggesehen oder nicht entschieden genug eingegriffen. Diese absurde politische Korrektheit auf Kosten des Kinderschutzes ist ein Skandal für sich – und ein moralischer Tiefpunkt für ein Land, das sich selbst als Rechtsstaat versteht.
Das jetzt verkündete Urteil bringt sieben Täter endlich vor Gericht. Der Richter kündigte lange Haftstrafen wegen Vergewaltigung an – doch wiegt das die jahrelange Gleichgültigkeit der Behörden auf? Kaum. Es zeigt jedoch, dass Aufarbeitung möglich ist, wenn der Wille da ist. Das Gerichtsurteil muss Signalwirkung haben: Kein kultureller oder politischer Kontext darf jemals als Ausrede dienen, wenn Kinder missbraucht werden.
Dass rechtsextreme Gruppen wie jene um Tommy Robinson oder prominente Stimmen wie Elon Musk den Skandal aufgreifen, zeigt, wie stark dieser Fall emotional und politisch aufgeladen ist. Die Gefahr besteht, dass berechtigte Empörung von den Falschen vereinnahmt wird – und genau deshalb braucht es klare, moralisch verantwortliche Stimmen in Politik und Justiz, die das Leid der Opfer ernst nehmen und nicht weiter vertuschen.
OZD
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Bild: AFP