Die Wortwahl von Bundeskanzler Friedrich Merz, Israel leiste mit seinem Angriff auf den Iran die „Drecksarbeit“ für den Westen, ist nicht nur politisch fragwürdig – sie ist gefährlich.
„Drecksarbeit“ suggeriert, dass Gewaltakte im Namen westlicher Sicherheitsinteressen gerechtfertigt, ja notwendig seien – als wäre das Völkerrecht ein Hindernis und nicht das Fundament einer regelbasierten Weltordnung. Damit wird die Schwelle zur stillschweigenden Legitimierung extralegaler Tötungen und präventiver Kriegsführung überschritten.
Die Sicherheitsbedrohung durch das iranische Regime, seine Verbindungen zu Hamas und Hisbollah und sein Atomprogramm sind ernst zu nehmen – keine Frage. Doch wer den israelischen Angriff mit dieser Terminologie als Dienstleistung für „uns alle“ lobt, verwischt die Grenzen zwischen politischer Unterstützung und moralischer Delegation von Krieg.
Gerade ein deutscher Kanzler sollte sich bewusst sein, wie sensibel die internationale Gemeinschaft auf Eskalationsrhetorik reagiert. Wer Deeskalation fordert, kann nicht zugleich die Logik des militärischen Durchgreifens bedienen.
Vielmehr braucht es eine Rückkehr zur Sprache der Diplomatie – und zur klaren Unterscheidung zwischen legitimer Selbstverteidigung und gezielter Eskalation. Israel hat ein Recht auf Sicherheit. Doch Sicherheit entsteht nicht durch „Drecksarbeit“, sondern durch Verantwortung, auch in der Wortwahl.
OZD
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