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Gasspeicher zu leer – kommt der Energienotstand im Winter? (Kommentar)

Mit nur schleppend steigenden Füllständen der Gasspeicher droht Deutschland bei einem sehr kalten Winter ein Versorgungsengpass. Die Politik muss jetzt handeln – bevor es zu spät ist.

Die Warnung kommt nicht überraschend, ist aber alarmierend deutlich: Die Initiative Energien Speichern (Ines) meldet, dass die deutschen Gasspeicher derzeit nur zu rund 70 Prozent der Kapazität gebucht und entsprechend langsam befüllt werden. Nach dem sehr niedrigen Stand von nur 29 Prozent zum 1. April hat sich die Einspeicherung zwar verbessert, aber mit 51 Prozent zum 30. Juni liegt Deutschland deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt.

Bis zum 1. November – dem Start der Heizsaison – wird voraussichtlich die 70-Prozent-Marke erreicht. Doch das reicht nicht. Bei einem extrem kalten Winter könnten die Speicher laut Ines bereits Ende Januar 2026 vollständig entleert sein. Das Szenario: kalte Wohnungen, gestoppte Industrieproduktion, politische Unruhe – ein Risiko, das angesichts aktueller geopolitischer Spannungen und globaler Energiemärkte nicht mehr ausgeschlossen werden kann.

Besonders kritisch: Selbst eine vollständige Befüllung der Gasspeicher in den Nachbarländern würde nicht ausreichen, um eine vollständige Versorgung in Deutschland zu sichern. Die technischen und marktseitigen Hürden für eine zusätzliche Einspeicherung sind hoch. Eine komplette Befüllung bis November 2025 sei laut Ines technisch nicht mehr möglich.

Doch wer trägt die Verantwortung? Die Bundesregierung verfügt laut Ines durchaus über Instrumente, um mehr Einspeicherung zu ermöglichen – etwa über zusätzliche staatliche Buchungen oder gesetzliche Vorgaben. Die entscheidende Frage lautet: Warum werden diese Maßnahmen nicht konsequent genutzt?

Deutschland hatte 2022 durch konsequentes politisches Handeln und einen milden Winter eine Energiekrise abgewendet. Doch das darf kein einmaliger Glücksfall bleiben. Jetzt ist entschlossenes Handeln gefragt – nicht erst im Spätherbst. Die Speicher müssen so weit wie möglich gefüllt, der Verbrauch frühzeitig optimiert und Notfallpläne realistisch kommuniziert werden.

Denn die Realität ist: Der Winter wird kommen. Und wenn er eisig wird, könnte es ernst werden.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP