Mit dem Ja des französischen Senats zum Bau von 14 neuen Atomkraftwerken stellt die Grande Nation die Weichen für eine massive Rückkehr zur Nuklearenergie – und das inmitten globaler Bemühungen um eine klimafreundliche Energiezukunft. Der Schritt ist ebenso ambitioniert wie umstritten. Während Präsident Macron bereits länger auf Atomkraft als Teil des „emissionsarmen Energiemix“ setzt, droht der politische Konsens über den zukünftigen Energiemix an der Frage der erneuerbaren Energien zu zerbrechen.
Der aktuelle Gesetzentwurf schließt ein vorläufiges Moratorium auf Wind- und Solarenergie aus, das konservative Republikaner – mit Unterstützung der Rechtspopulisten – noch in der Nationalversammlung durchgesetzt hatten. Dieses ist vorerst vom Tisch. Doch die Haltung im Regierungslager ist alles andere als einheitlich: Innenminister Retailleau will staatliche Subventionen für Solar und Wind streichen, während Industrieminister Ferracci auf die Wettbewerbsfähigkeit und Bedeutung erneuerbarer Energien pocht.
Die französische Regierung verfolgt offiziell das Ziel eines emissionsarmen Energiemixes mit einem Anteil von 58 Prozent bis 2035. Darunter versteht Paris sowohl Atomkraft als auch erneuerbare Energien. Doch die Gleichstellung dieser Energieformen ist problematisch: Während Solar- und Windenergie global boomen, bleiben Atomprojekte teuer, risikobehaftet und zeitintensiv. Frankreichs veraltete Reaktorflotte war in den letzten Jahren immer wieder wegen technischer Mängel und Wartungsproblemen ausgefallen – und der Bau neuer Reaktoren wie in Flamanville hinkt massiv hinterher.
Trotzdem setzen Macron & Co. auf den „neuen Atomkonsens“ – als Garant für Energiesouveränität, stabile Preise und Versorgungssicherheit. Doch ohne einen kraftvollen Ausbau von Wind und Solar wird auch Frankreich seine Klimaziele kaum erreichen. Die EU-Kommission und zahlreiche Energieexperten warnen: Einseitige Fokussierung auf Atomkraft gefährdet nicht nur das ökologische Gleichgewicht, sondern auch innovative Marktimpulse im Bereich der Erneuerbaren.
Ob der politische Streit um den Kurs nun erneut in der Nationalversammlung entflammt oder ob Frankreich zur energiepolitischen Vernunft findet – das bleibt offen. Klar ist: Die Zukunft der Energieversorgung darf kein ideologisches Tauziehen sein, sondern braucht realistische Lösungen für Mensch, Umwelt und Wirtschaft.
OZD
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