Mit der einwöchigen Verschiebung der neuen US-Zölle verschafft Donald Trump nicht etwa seinen Handelspartnern Luft – sondern lediglich den eigenen Behörden Zeit, seine aggressiven Maßnahmen umzusetzen. Was hier wie eine technische Anpassung klingt, ist in Wahrheit ein tiefer Eingriff in die globale Handelsordnung. Denn mit Zöllen von bis zu 41 Prozent – zum Teil gezielt gegen Länder wie die Schweiz (39 Prozent) oder Kanada (35 Prozent) – setzt Trump auf maximale wirtschaftliche Erpressung.
Erneut wird deutlich: Diese US-Zollpolitik verfolgt kein konsistentes wirtschaftliches Ziel, sondern dient innenpolitischer Machtdemonstration. Sie verstößt in Teilen gegen lang etablierte internationale Handelsregeln – wie selbst Expertinnen wie Wendy Cutler betonen – und droht das multilaterale Handelssystem weiter zu destabilisieren. Die politische Botschaft ist klar: Wer kein bilaterales Abkommen mit den USA unterzeichnet, wird wirtschaftlich bestraft.
Zugleich zeigt sich, dass selbst enge Partner wie Kanada oder die Schweiz nicht vor Trumps protektionistischen Attacken sicher sind. Die Tatsache, dass Kanada nun mit 35 % Zoll auf Exporte in die USA belegt wird, ist mehr als nur ein wirtschaftlicher Affront – es ist eine offene Brüskierung eines der engsten westlichen Verbündeten. Auch dass Trump per Interview "Gesprächsbereitschaft" signalisiert, wirkt eher wie eine Einladung zum Kotau als wie ein Angebot zur fairen Verhandlung.
Die EU, Japan und Südkorea dürfen sich dank bestehender Abkommen über "nur" 15 % Zollaufschlag "freuen" – ein Deal, der auf Erpressung basiert. Taiwan und Thailand erhalten teils niedrigere Sätze, doch auch das folgt keiner wirtschaftlichen Logik, sondern geopolitischer Taktik.
Trumps Vorgehen untergräbt den Geist eines freien, regelbasierten Welthandels. Es setzt auf Bilateralismus, Druck und Willkür statt auf Verlässlichkeit, Multilateralismus und Fairness. Für Unternehmen weltweit heißt das: Mehr Unsicherheit, mehr Kosten – und weniger Planbarkeit.
OZD
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