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Dobrindt „Der Staat entscheidet, nicht die Schleuser“ - 50 Prozent eingebrochen

Die Zahl der Asyl-Erstanträge in Deutschland ist um fast die Hälfte eingebrochen – Innenminister Dobrindt sieht die neue Linie der Regierung bestätigt und kündigt weitere Rückführungen an.

Die Zahl der Asyl-Erstanträge in Deutschland ist von Januar bis Juli 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum dramatisch gesunken. Wie das Bundesinnenministerium bestätigte, wurden in diesem Zeitraum 70.011 Anträge registriert – fast 50 Prozent weniger als die 140.783 des Vorjahres. Besonders deutlich war der Rückgang im Juli selbst: Nur 8293 Menschen stellten einen Erstantrag, das sind 45 Prozent weniger als im Juli 2024.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) wertet diese Entwicklung als klares Ergebnis der neuen Regierungslinie: „Wir haben die Zahl der Asyl-Erstanträge im Vergleich zum Vorjahr massiv gesenkt“, sagte er der Bild am Sonntag. Der Staat müsse kontrollieren, wer nach Deutschland kommt – nicht kriminelle Schleuserbanden. Man werde daher an der Linie festhalten: Verfahren an den EU-Außengrenzen, schnellere Entscheidungen, konsequente Rückführungen.

Tatsächlich zeigen auch weitere Daten, dass der verschärfte Kurs Wirkung zeigt. Bis Ende Juli wurden laut Bundespolizei 9506 Menschen an deutschen Grenzen zurückgewiesen. Dobrindt hatte kurz nach Regierungsantritt im Mai verschärfte Kontrollen an allen neun deutschen Landgrenzen angeordnet. Neben der Reduzierung der Zugangszahlen wird auch härter gegen Schleuserkriminalität vorgegangen.

Interessant ist jedoch, dass die Zahl der Anträge im Monatsvergleich zuletzt wieder leicht gestiegen ist: Im Juni hatte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nur 6860 Erstanträge verzeichnet – im Juli waren es rund 21 Prozent mehr. Experten sehen darin jedoch eher saisonale Effekte als ein grundsätzliches Wiederansteigen der Zahlen. ozd


OZD-Kommentar
Ein Rückgang von fast 50 Prozent – was auf dem Papier wie ein Erfolg aussieht, ist das Ergebnis einer Politik, die hart, effizient und umstritten ist. Alexander Dobrindt spricht von einem starken Staat, der selbst entscheidet – doch wie viele der Menschen, die an der Grenze abgewiesen werden, sind tatsächlich schutzbedürftig? Klar ist: Die Bundesregierung will Härte zeigen, sie will Handlungsfähigkeit demonstrieren. Das gelingt ihr, zumindest statistisch. Doch hinter jeder Zahl steht ein Mensch, hinter jedem Rückführungsbescheid ein individuelles Schicksal. Die Bundesregierung steht jetzt vor der Herausforderung, zwischen Kontrolle und Humanität eine neue Balance zu finden. Eine Asylpolitik nur auf Zahlenbasis ist keine Lösung, sondern nur der Anfang einer größeren, europäisch koordinierten Antwort.


Lesermeinungen
„Endlich zeigt die Regierung, dass sie durchgreifen kann – weiter so!“ – Bernd L.
„Weniger Anträge heißen nicht automatisch weniger Not – das darf man nicht vergessen.“ – Miriam
„Grenzkontrollen sind gut, aber das Problem liegt oft viel tiefer: bei den Fluchtursachen.“ – Yusuf

"Deutschland muss sich gegen die illegale Einwanderung zur Wehr setzen, gerade für die, die wirklich verfolgt werden" Aslam Ü. 


OZD-Analyse

1. Zahlen und Entwicklung
– 70.011 Erstanträge von Januar bis Juli 2025
– Rückgang um 50 % im Vergleich zu 2024 (140.783)
– Juli 2025: 8293 Erstanträge, 45 % weniger als im Juli 2024
– Leichter Anstieg gegenüber Juni 2025 (6860 Anträge)

2. Politische Maßnahmen der Regierung
a) Innenminister Dobrindt –
– ordnete Grenzkontrollen an allen neun Nachbarstaaten an
– setzte Rückweisungen und Rückführungen als Priorität
– kündigte „Verfahren an den EU-Außengrenzen“ und „schnellere Entscheidungen“ an
b) Bundespolizei –
– 9506 Zurückweisungen bis Ende Juli
– verstärkte Maßnahmen gegen Schleuserkriminalität

3. Bewertung und Ausblick
– Bundesregierung sieht Linie bestätigt
– Kritische Stimmen mahnen zu differenzierter Prüfung der Schutzbedürftigkeit
– Europäische Dimension entscheidend: Abstimmungen auf EU-Ebene zu Grenzverfahren und Asylverteilung stehen bevor
– Humanitäre Balance und Integrationsfähigkeit bleiben zentrale Herausforderungen


Was ist ein Asyl-Erstantrag?
Ein Asyl-Erstantrag wird von Personen gestellt, die erstmals Schutz in Deutschland suchen. Es ist das formale Verfahren, in dem geprüft wird, ob eine Person nach Genfer Flüchtlingskonvention, EU-Recht oder dem deutschen Asylgesetz als schutzbedürftig anerkannt wird. Nach dem Erstantrag folgen Interviews, Anhörungen und eine Entscheidung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).


Wer ist Alexander Dobrindt?
Alexander Dobrindt, geboren 1970, ist CSU-Politiker und seit Mai 2025 Bundesinnenminister. Zuvor war er u. a. Bundesverkehrsminister und Fraktionschef der CSU im Bundestag. Er gilt als Vertreter einer konservativen, sicherheitsorientierten Linie innerhalb der Union. Als Innenminister setzt er auf verstärkte Grenzkontrollen, Rückführungen und eine Verlagerung von Asylverfahren an die EU-Außengrenzen.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.


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