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Industrieaufträge im Sinkflug – Juni bringt erneut Rückschlag für deutsche Wirtschaft

Die deutsche Industrie kämpft weiterhin mit einer schwachen Auftragslage. Besonders der sonstige Fahrzeugbau verzeichnet starke Rückgänge. Hoffnung machen lediglich einzelne Branchen und die Nachfrage aus dem Inland.

Die deutschen Industrieunternehmen müssen einen weiteren Dämpfer hinnehmen: Im Juni ist der Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe im Vergleich zum Vormonat um 1,0 Prozent gesunken. Das teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mit. Besonders drastisch fiel der Rückgang im Bereich des sonstigen Fahrzeugbaus aus, der um 23,1 Prozent einbrach. Auch die Automobilindustrie (-7,6 Prozent) und die Metallerzeugung (-12,9 Prozent) litten unter rückläufigen Bestellungen.

Ohne die sonst häufig schwankenden Großaufträge sieht das Bild weniger düster aus: Hier stiegen die Bestellungen leicht um 0,5 Prozent. Im Dreimonatsvergleich zeigt sich sogar ein Plus von 3,1 Prozent (mit Großaufträgen) beziehungsweise 0,1 Prozent (ohne Großaufträge). Ein Hoffnungsschimmer, der jedoch nicht über die strukturellen Herausforderungen hinwegtäuschen kann.

Die Auslandnachfrage entwickelte sich ebenfalls rückläufig. Während aus der Eurozone 5,2 Prozent mehr Aufträge eingingen, brachen die Bestellungen aus Drittländern außerhalb der Eurozone um 7,8 Prozent ein. Der Inlandsmarkt zeigte sich dagegen etwas robuster mit einem Plus von 2,2 Prozent.

Ein Lichtblick kommt aus der Sparte der elektrischen Ausrüstungen: Hier legte das Ordervolumen kräftig um 23,5 Prozent zu – ein mögliches Zeichen für eine wachsende Investitionsbereitschaft in Technologie und Infrastruktur.

Unterdessen korrigierte das Statistische Bundesamt die Zahlen für Mai nach oben: Statt eines Rückgangs von 1,4 Prozent sank der Auftragseingang lediglich um 0,8 Prozent. Hintergrund ist ein nachgemeldeter Großauftrag im sonstigen Fahrzeugbau.

Das Bundeswirtschaftsministerium sieht angesichts geopolitischer Spannungen und anhaltender Handelsunsicherheiten wenig Grund zur Entwarnung. „Die aktuell stark schwankenden Auftragseingänge sind nicht überraschend“, erklärte das Ministerium. Auch wenn sich die Exporterwartungen im Juli leicht verbessert hätten, dürften die erhöhten Zölle auf Exporte in die USA die Nachfrage langfristig belasten. Die Aussichten für die Industriekonjunktur bleiben somit gedämpft.

Erklärungen:

Verarbeitendes Gewerbe: Bezeichnet Industrieunternehmen, die Rohstoffe oder Halbfabrikate zu Endprodukten verarbeiten.

Großaufträge: Einzelne, besonders hohe Aufträge, die kurzfristig das Gesamtbild verzerren können.

Sonstiger Fahrzeugbau: Umfasst u.a. Flugzeuge, Schiffe, Schienenfahrzeuge und Militärtechnik.

Drittländer: Länder außerhalb der Europäischen Union und der Eurozone.

Dreimonatsvergleich: Statistische Glättung zur Vermeidung kurzfristiger Verzerrungen.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP